Robert-Koch-Institut: Immer mehr Infektionen durch Hanta-Virus
01.06.2012
Laut Statistik des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat die Zahl der Infektionen mit dem Hanta-Virus in der ersten Hälfte diesen Jahres bereits den Rekordwert erreicht. Mit 965 gemeldeten Fällen lag die Zahl der Infektionen im gleichen Zeitraum noch nie so hoch seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001. Besonders gefährdet seien laut RKI Männer, die etwa doppelt so oft erkranken wie Frauen. Kinder seien von der Infektionskrankheit nur selten betroffen.
Baden-Württemberg ist besonders stark vom Hanta-Virus betroffen
Wie das RKI mitteilte, treten in Baden-Württemberg die meisten Infektionen mit Hantaviren auf. Rund zwei Drittel aller gemeldeten Krankheitsfälle, was 696 registrierten Erkrankungen entspricht, traten in Baden-Württemberg auf. Doch auch in einigen anderen Bundesländern sind die Zahlen der Infektionen sprunghaft gestiegen. Reinhard Burger, Präsident des RKI teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur „dapd“ mit, dass die Infektionsgefahr im Frühjahr und Sommer generell höher sei: „Dann werden die Nagetiere aktiv, die das Virus über ihre Ausscheidungen auf den Menschen übertragen, und die Menschen halten sich auch vermehrt draußen auf.”
In der Regel äußert sich eine Hanta-Virus-Infektion ähnlich wie eine Grippe. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 12 bis 21 Tage. Ist die Krankheit ausgebrochen, zeigen sich üblicherweise Symptome, zu denen sehr hohes Fieber, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Bauchschmerzen und kleinere Blutungen (Petechien) gehören. Bei schweren Krankheitsverläufen kann verminderte Urinausscheidung (Oligurie) mit „arterieller Hypertonie“ auftreten, was bis zum Versagen einer oder beider Nieren führen kann. In einigen seltenen Fällen können sich auch Lungenödeme entwickeln. Bestehen Anzeichen der beschriebenen Symptome sollte sofort einen Arzt konsultiert werden. Bei etwa 50 Prozent der gemeldeten Hanta-Virus-Infektionen ist eine stationäre Behandlung im Krankenhaus unumgänglich.
Der Hanta-Virus erhielt seinen Namen von einem Fluss (Hanta Fluss) in Korea. Weltweit bekannt wurde der Virus, nachdem sich tausende UNO-Soldaten im Koreakrieg in den 50er damit infizierten. Mittlerweile tritt der Virus weltweit auf.
Verbreitet wird der Hanta-Virus von Rötelmäusen. Der Erreger befindet sich in ihrem Speichel, Urin oder Kot. In der Regel kommt es zur Infektion, wenn der Mensch erregerhaltigen Staub eingeatmet hat. In diesem Jahr gibt es besonders viele Rötelmäuse aufgrund des reichlichen Angebots an ihrer Hauptnahrungsquelle, den Bucheckern, im letzten Herbst. Gebiete, die einen hohem Anteil an Buchenwald haben, sind deshalb besonders stark von Infektionen betroffen.
Berlin, Brandenburg und Hamburg sind bisher vom Hanta-Virus verschont geblieben
Neben Baden-Württemberg wurden auch in Bayern 73, in Nordrhein-Westfalen 70, in Niedersachen 42 und in Hessen 32 Hanta-Virus-Fälle registriert. Abgesehen von Hamburg, Berlin und Brandenburg, die laut offizieller Zahlen bislang verschon blieben, traten in allen anderen Bundesländern ebenfalls Hanta-Virus-Infektionen auf.
In den Jahren 2007 und 2010 kam es auch zum Ausbruch der Erkrankung. Damals wurden ähnlich wie heute deutlich mehr Krankheitsfälle registriert. Damals wurden während der ersten fünf Monate 562 Infektionen registriert und drei Jahre später 846 Hanta-Virus-Fälle. Mehr als 50 Prozent der Betroffenen lebten auch damals in Baden-Württemberg.
Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht unter anderem bei Tätigkeiten wie dem Umschichten von Holzstapeln sowie bei Reinigungs-, Aufräumtätigkeiten in Garagen, auf Dachböden, in Kellern sowie Schuppen und Gartenhäusern. Treten die Nagetiere in der direkten Wohnumgebung auf, sollten sie von einen Fachmann bekämpft werden. Zur Sicherheit sollten keine Nahrungsmittel und deren Reste herumliegen sondern gut verstaut werden. Bestimmte Berufsgruppen wie Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Bauwesen haben ein erhöhtes Risiko, am Hanta-Virus-Infekt zu erkranken. Experten raten vor Reinigungstätigkeiten zum Befeuchten des Staubes, um ihn zu binden. Zudem sollten die Flächen mit einen Desinfektionsmittel eingesprüht werden. Staubschutzmasken sollten darüber hinaus getragen werden. (ag)
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