Länge der Krankmeldungen ist stark vom Beruf abhängig
Die steigende Belastung im Job gefährdet die Gesundheit. Wir werden krank durch zu viel Stress. In manchen Berufsgruppen ist die Arbeitsbelastung offenbar intensiver als in anderen. Das zeigt auch die unterschiedliche Länge der Krankmeldungen.
Arbeit hat Einfluss auf unsere Gesundheit
Viele Menschen leben im Dauerstress bei der Arbeit. Das hat Auswirkungen auf die Gesundheit. Das zeigt auch ein aktueller Bericht des Dachverbandes des Betriebskrankenkassen. Im BKK Gesundheitsreport 2016 „Gesundheit und Arbeit“ heißt es einleitend: „Einen Großteil ihrer Lebenszeit verbringen Beschäftigte mit Arbeit. Deshalb verwundert es nicht, dass die Arbeit und insbesondere die damit verbundenen Arbeitsbedingungen die Gesundheit von Beschäftigten maßgeblich beeinflussen.“
Berufliche Tätigkeit beeinflusst Krankheitsgeschehen
„Neben dem Alter eines Beschäftigten beeinflusst vor allem die berufliche Tätigkeit das Krankheitsgeschehen“, schreibt die BKK in einer Pressemitteilung. Der Report der Krankenkasse zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Berufsgruppen.
Auch in früheren Untersuchungen waren teils enorme Differenzen zwischen den Berufen mit dem höchsten Krankenstand und denen, die seltener beziehungsweise kürzer krank sind, festgestellt worden.
Jeder Arbeitnehmer ist im Schnitt 16 Tage krank
Für den aktuellen Gesundheitsreport wurden Daten von 9,3 Millionen Versicherten analysiert, darunter 4,4 Millionen Arbeitnehmer, die bei einer BKK versichert sind. Den Angaben zufolge hatte die starke Grippewelle des letzten Jahres auf die gesamten Fehltage bezogen keine Auswirkung:
Berufstätige fielen demnach krankheitsbedingt im Schnitt rund 16 Tage aus. Das entspricht einem Krankenstand von 4,4 Prozent im Jahr 2015.
Beschäftigte im IT-Bereich fehlen seltener
Reinigungskräfte sind laut dem Report mit mehr als drei Wochen die Spitzenreiter (23 durchschnittliche Fehltage), gefolgt von Verkehrs- und Logistikberufen (22 Tage) und Sicherheitsberufen (20,5 Tage).
Am unteren Ende der Fehlzeitenskala finden sich demnach unternehmensbezogene Dienstleistungsberufe – so in den Bereichen Recht und Verwaltung sowie Medienberufe mit jeweils rund 13 Krankentagen. Beschäftigte im IT-Bereich waren im Schnitt nur 12 Tage krank gemeldet.
Fehltage aufgrund psychischer Störungen
Es zeigte sich auch, dass Berufe, die vor allem mit körperlich belastenden Tätigkeiten verbunden sind, erwartungsgemäß vor allem durch Fehlzeiten aufgrund von Muskel- und Skeletterkrankungen geprägt sind. Dagegen zeigen sich bei Berufen mit hoher emotionaler Belastung (z.B. Gesundheitsberufe) besonders viele Fehltage aufgrund von psychischen Störungen.
Bei den Arbeitsunfällen gibt es ebenfalls einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem ausgeübten Beruf und den damit verbundenen Arbeitsbedingungen. Werden bei im Hoch- und Tiefbau Tätigen im Schnitt 1,5 Tage je Beschäftigtem durch einen Arbeitsunfall verursacht, sind es bei den im Bereich Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen und Steuerberatung Tätigen gerade einmal 0,1 Tage.
Regionale Unterschiede
„Nach wie vor ist im Fehlzeitengeschehen ein deutliches Ost-West-Gefälle erkennbar“, heißt es in dem Gesundheitsreport. „Dieser Unterschied bleibt auch nach Standardisierung für Alters- und Geschlechtsunterschiede bestehen.“ So haben BKK-Mitglieder in Baden-Württemberg (13,2 Arbeitsunfähigkeits-Tage je Mitglied) durchschnittlich fast eine Kalenderwoche weniger Fehltage als die in Sachsen-Anhalt wohnhaften Mitglieder (20,4 AU-Tage je Mitglied).
In die Gesundheit der Mitarbeiter investieren
Des Weiteren zeigte sich, dass Leih- bzw. Zeitarbeiter im Jahr 2015 rund 1,7 Tage länger fehlten als Beschäftigte mit einem regulären Arbeitsvertrag. Dabei gab es große Unterschiede, je nach Berufsgruppe: Leih- bzw. Zeitarbeiter, die in Fertigungs- oder in Verkehrs- und Logistikberufen tätig sind, haben demnach deutlich weniger Fehltage als dortige Festangestellte. Umgekehrt ist dieses Bild bei den Gesundheitsberufen, den Reinigungsberufen und den Bauberufen.
Laut BKK lohnt es sich für den Arbeitgeber, in die Gesundheit der Mitarbeiter zu investieren: So zeigte eine Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga), dass Betriebe allein aufgrund reduzierter Fehlzeiten im Schnitt 2,70 Euro mit jedem Euro sparen, den sie für die Mitarbeitergesundheit ausgeben. (ad)
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