Gängige Medikamente sind bei resistentem Malaria-Erreger nicht mehr wirksam
01.08.2014
Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge fordert Malaria jährlich mehr als 600.000 Todesopfer. Davon sind etwa 90 Prozent Kinder unter fünf Jahren in Afrika. Nachdem die Zahl der Todesfälle in den vergangenen Jahren deutlich reduziert werden konnte, muss die Medizin nun einen herben Rückschlag im Kampf gegen die Erkrankung verzeichnen: In Südostasien breitet sich derzeit ein Malaria-Erreger aus, der gegen alle gängigen Medikamente resistent ist. Sollte sich der Erreger auch in Afrika ausbreiten, könnte das unzählige Menschen das Leben kosten.
Bisher sind resistente Malaria-Erreger auf Südostasien beschränkt
In einigen Regionen Thailands, Kambodschas, Myanmars und Vietnams habe sich der gegen Standardmedikamente resistente Malaria-Erreger schon fest etabliert, berichten Forscher der britischen Oxford Universität und der Mahidol Universität in Thailand im Fachmagazin „New England Journal of Medicine". Bereits zuvor hätten sich resistente Erreger von der kambodschanisch-thailändischen Grenzregion ausgebreitet. In einer Mitteilung der Oxford Universität ist von großer Besorgnis die Rede. „Sollte sich die Resistenz von Asien aus nach Afrika ausbreiten, wäre viel des großen Fortschritts bei der Reduzierung von Todesopfern durch Malaria wieder rückgängig gemacht", wird Jeremy Farrar, Direktor des gemeinnützigen Wellcome Trust, zitiert.
„Es könnte immer noch möglich sein, die Ausbreitung der Artemisinin-resistenten Malaria-Erreger in Asien und Afrika durch ihre Eliminierung zu stoppen, aber dieses Zeitfenster wird sich schnell schließen“, erläutert der Hauptautor der Studie, Professor Nicholas White von der Oxford Universität. „Konventionelle Ansätze der Malaria-Bekämpfung werden dabei nicht ausreichen – wir werden zu radikaleren Maßnahmen greifen und das Problem zu einer globalen Priorität der öffentlichen Gesundheit machen müssen – ohne Verzögerung.“
Behandlungsdauer der Standardtherapie gegen Malaria verdoppeln
Die Forscher kamen dem resistenten Erreger auf die Spur als sie zwischen Mai 2011 und April 2013 mehr als 1.200 Patienten aus zehn Ländern Asiens und Afrikas untersuchten. Wie sich herausstellte ist der Erreger Plasmodium falciparum, der die gefährliche Malaria tropica auslöst, in Südostasien häufig nicht mehr empfindlich gegenüber dem Standardverfahren mit einer Artemisinin-Kombitherapie (ACT). In den drei afrikanischen Ländern, Kenia, Nigeria und Demokratische Republik Kongo, aus denen Patienten untersucht wurden, stellten die Forscher jedoch keine solchen Resistenzen fest. Kurzfristig könne die Verdopplung der Behandlungszeit auf sechs Tage eine Lösung sein, schreiben die Forscher in der Studie.
Resistenzen können sich beispielsweise entwickeln, wenn die medikamentöse Behandlung zu früh abgebrochen wird. Dann sind noch nicht alle Malaria-Erreger getötet und die Parasiten können mutieren, so dass sie gegen das Medikament immun werden. In der Vergangenheit wurden bereits häufig solche Resistenzen – wenn auch geringeren Ausmaßes – beobachtet.
„Die Standard-ACT ist immer noch sehr effektiv bei der Behandlung der meisten Patienten. Aber wir müssen wachsam sein, da die Heilungsraten in Gebieten mit Artemisinin-Resistenz gesunken sind“, erläutert Elizabeth Ashley von der Mahidol Oxford Tropical Medicine Research Unit (MORU). „Es sind dringend Maßnahmen erforderlich, um die Ausbreitung der Resistenz von Myanmar ins benachbarte Bangladesh und Indien zu verhindern.“ (ag)
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