Rheuma gilt als Krankheit alter Menschen. Deswegen sind Eltern oft überrascht, wenn sie erfahren, dass ihre Kinder darunter leiden. Rheumatische Erkrankungen bei jungen Menschen lassen sich zudem schwer erkennen. Entzünden sich die Gelenke, dann verspüren die Betroffenen Schmerzen, die Stelle schwillt an, überhitzt sich und die Bewegung ist eingeschränkt.
Erste Anzeichen
Die Krankheit zeigt sich meist dadurch, dass das entsprechende Gelenk der Kinder sich morgens steif anfühlt; längeres Sitzen schmerzt ebenso wie Aufstehen, und die Betroffenen nehmen eine Haltung ein, die das Gelenk schont. Oder sie stützen sich mit den Handgelenken auf, um die Finger zu schützen.
Verhaltensänderungen
Die Betroffenen verlieren die Lust, sich körperlich anzustrengen; ihre körperlichen Leistungen fallen ab; sie haben Fieber; sie leiden unter Entzündungen der Haut und Augen.
Elterliche Fürsorge
Die Eltern sind gut beraten, auf die frühen Symptome zu achten, denn je jünger die Kinder sind, desto weniger sprechen sie darüber. Oder sie sind so jung, dass sie noch gar nicht sprechen können: Kinderrheuma tritt bereits im Alter von 1,5 Jahren auf.
Was sind die Ursachen?
Bei Rheuma reagiert das Immunsystem über. Die Körperabwehr greift jetzt das eigene Gewebe an, zum Beispiel die Schleimhaut der Gelenke. Einige Menschen, Kinder wie Erwachsene haben eine genetische Veranlagung zu rheumatischen Beschwerden – in jedem Fall spielen aber Überreaktionen des angeborenen und des erworbenen Immunsystems zusammen.
Wann müssen Sie zum Arzt?
Zeigen sich die ersten Symptome, dann dauert es in der Regel zwei Monate, bis die Familie den Kinderrheumatologen aufsucht. Das ist aber zu spät, denn je früher die Behandlung beginnt, um so besser lässt sich die Krankheit heilen. Schleppt sich der Prozess aber über Jahre hinweg, dann leiden die Betroffenen auch als Erwachsene an Rheuma. Deshalb gilt: Bei Gelenkschmerzen früh zum Hausarzt.
Bei einer frühen Behandlung lässt sich die Krankheit gut behandeln, allerdings dauert die Heilung mehrere Monate, und Rückfälle kommen vor.
Bewegungen neu lernen
Oft ist auch eine Physiotherapie angesagt. Die Kinder üben durch die Schonhaltung nämlich ein falsches Bewegungsmuster ein und müssen lernen, die Hände wieder normal zu benutzen.
Wachstumsstörungen
Kommt die Diagnose spät, dann entwickeln sich bisweilen Knochenschwund, Fehlstellungen und Wachstumsstörungen. Auch Muskelschwund kann eine Folge der falschen Körperhaltung sein.
Die Diagnose
Der Kinderarzt untersucht den Körper und stellt fest, wie viele und welche Gelenke betroffen sind. Eine Blutprobe zeigt das Ausmaß der Entzündung, allerdings sind rheumatypische Laborwerte bei Kindern seltener erhöht als bei Erwachsenen.
Ultraschall
Ultraschall zeigt in den betroffenen Gelenken, wie verdickt die Innenhaut des Gelenkes ist, bei schwer zugänglichen Gelenken hilft die Kernspintomografie. Röntgenbilder kommen erst bei fortgeschrittener Krankheit zum Einsatz, da das Rheuma in den frühen Phasen noch keine auf diesen Bildern sichtbaren Veränderungen erzeugt.
Psychische Folgen
Mehr noch als bei Erwachsenen kann das Gelenkrheuma Kinder psychisch belasten. Zu den Folgen gehören: Ängste davor, sich nicht bewegen zu können; Ängste vor Injektionen, Medikamenten und Blutentnahme.
Medikamente können Nebenwirkungen auslösen wie Übelkeit und Magenprobleme, damit verbunden ist bisweilen eine Hochsensibilität gegenüber Gerüchen und Farben.
Manche Betroffene leiden unter nachlassender Konzentration; sie reagieren gereizt oder sind traurig. Sie haben Angst vor der Therapie und falsche Vorstellungen von der Krankheit. Ihr Körper verändert sich und damit das Selbstkonzept.
Sie müssen Hobbys aufgeben, und damit haben besonders sportliche Kinder ein großes Problem. Sie verlieren Bekannte, mit denen sie körperliche Beschäftigung teilen.
Sie werden in Schule und Kindergarten gemobbt, und bisweilen zerplatzen Zukunftsträume, zum Beispiel als Tänzerin oder Leistungssportler.
Ältere Kinder werden in ihrer Entwicklung gehemmt, da ihre Erkrankung sie abhängiger von ihren Eltern macht als es ihrer Lebensphase entspräche.
Wie häufig ist Kinderrheuma?
In Deutschland leiden circa 40.000 Kinder und junge Menschen an rheumatischen Krankheiten, vor allem an Entzündungen der Gelenke. Das sind ungefähr zehn von 10.000. Bei ungefähr 8 von 10 Kindern heilt diese Entzündung von selbst wieder ab und hinterlässt keine bleibenden Schäden. 10 bis 20 % der Betroffenen entwickeln jedoch eine chronische Erkrankung – das Gelenkrheuma. Darunter leiden vermutlich 15.000 junge Menschen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.