Rheuma: Symptome, Ursachen und Therapien: Auch junge Menschen leiden an dieser vielschichtigen Erkrankung
13.03.2013
Rund 9 Millionen Menschen leiden allein in Deutschland an Rheuma. Je nach Definition fassen Mediziner unter diesem Oberbegriff zwischen 200 und 400 Erkrankungen zusammen, die zum Teil ähnlich, oft aber auch sehr unterschiedlich in Erscheinung treten. Zu den Betroffenen zählen nicht nur Ältere, sondern Menschen aller Altersklassen – sogar Kinder. Doch wo liegen die Ursachen für schmerzende Gelenke? Und wie lassen sich rheumatische Erkrankungen behandeln? Dr. Folker Franzen vom orthonet-NRW, einem Zusammenschluss niedergelassener Orthopäden in Nordrhein-Westfalen, fasst die wichtigsten Informationen zum Thema zusammen.
So zeigen sich rheumatische Erkrankungen in unterschiedlichsten Formen und beschränken sich keinesfalls, wie oft vermutet, auf den Bewegungsapparat. Am häufigsten äußern sie sich als chronisch-entzündlicher Verschleiß an verschiedenen Gelenken wie Hüfte, Knie oder Schulter, wie es auch bei Arthrose der Fall ist. Doch rheumatische Beschwerden betreffen nicht nur harte Strukturen wie Knochen, Gelenke und deren Schutzschicht, den Knorpel. Sie beeinträchtigen auch weiche Gewebe wie Muskeln, Bänder und Sehnen oder auch innere Organe – wie beispielsweise bei der sogenannten Fibromyalgie. Diese besonders schwer zu diagnostizierende Form macht inzwischen einen Großteil der rheumatologischen Fragestellungen aus.
„In vielen Fällen treten morgendliche Gelenkschmerzen mit begleitender Steifigkeit auf, die sich auch nach Ruhephasen verstärken. Nach durchschnittlich 45 Minuten mit gezielten Bewegungen der betroffenen Gelenke klingen Beschwerden dann meist ab“, berichtet Dr. Franzen. Diese Morgensteifheit spricht für eine rheumatoide Arthritis, eine der folgenschwersten rheumatischen Erkrankungen. Hier entzündet sich die Innenhaut von Gelenken, Sehnenscheiden und Schleimbeuteln. Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Vieles spricht für eine Autoimmunreaktion, also die Bekämpfung von körpereigenem Gewebe durch ein fehlgeleitetes Immunsystem. Genetische Faktoren spielen dabei wahrscheinlich eine übergeordnete Rolle. Typisch: Es schmerzen symmetrisch beide Gelenke, also beide Hände, Schultern, Knie oder Füße. Schwellungen, Druckempfindlichkeit, Müdigkeit oder leichtes Fieber gelten als begleitende Symptome. Gerade zu Beginn der Krankheit deuten viele Betroffene erste Anzeichen jedoch häufig falsch und vermuten eine Überbelastung oder falsches Liegen als Auslöser. Auch der Orthopäde selbst stellt meist erst auf Basis einer entsprechenden Blutuntersuchung eine sichere Diagnose.
Bis heute ist diese Ausprägung des Rheumas nicht heilbar. Wird sie jedoch in einem frühen Stadium erkannt, gelingt es Orthopäden in vielen Fällen, die fortschreitende Gelenkentzündung und -zerstörung zu stoppen oder zu verlangsamen und Beschwerden zu lindern. Deshalb zielt die Therapie in erster Linie darauf ab, Patienten die Schmerzen zu nehmen und ihre Beweglichkeit zu erhalten. Kombinationstherapien aus entzündungshemmenden-schmerzlindernden Medikamenten und Medikamenten, die das körpereigene Immunsystem unterdrücken, haben sich etabliert. Viele Patienten profitieren außerdem von einer physikalischen Behandlung mit Wärme, Kälte oder Reizstrom. Auch eine spezielle, möglichst fleischarme Kost beeinflusst die Therapie oft positiv. Im fortgeschrittenen Stadium lässt sich eine Operation aber manchmal nicht vermeiden, um die zerstörten Gelenke durch eine Prothese zu ersetzen oder zu versteifen und so die Beschwerden dauerhaft zu beheben. (pm)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.