Rheuma: Geschlechtsunterschiede im Krankheitsverlauf entdeckt
Es ist schon länger bekannt, dass Frauen häufiger an rheumatoider Arthritis (RA) erkranken als Männer. Jetzt haben Forschende auch geschlechtsspezifische Unterschiede im Krankheitsverlauf der häufigsten entzündlichen Erkrankung der Gelenke entdeckt.
Wenn von „Rheuma“ die Rede ist, ist meist die rheumatoide Arthritis, abgekürzt RA, gemeint. Diese entzündlich-rheumatische Gelenkerkrankung verläuft in Schüben, die sich ohne Therapie immer mehr verstärken und schließlich die Gelenke schädigen. Ein Forschungsteam hat nun Geschlechtsunterschiede im Krankheitsverlauf von RA entdeckt. Über die neuen Erkenntnisse wird in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ berichtet.
Die Rolle des Neurotransmitters Dopamin untersucht
Wie in einer aktuellen Mitteilung des Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) erklärt wird, ist die rheumatoide Arthritis (RA) eine Autoimmunerkrankung, die durch chronische Gelenkentzündung gekennzeichnet ist und bei vielen Betroffenen zu Funktionseinbußen führt.
Dabei gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Entstehung und Entwicklung dieser Erkrankung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am IfADo haben daher die Rolle des Neurotransmitters Dopamin bei der rheumatoiden Arthritis unter besonderer Berücksichtigung von Geschlechtsunterschieden untersucht.
Die Forschungsergebnisse deuten auf geschlechtsspezifische Unterschiede im von Dopamin gesteuerten Signalweg in B-Zellen hin, wobei Dopamin bei Frauen sogar eine entzündungsfördernde Wirkung haben kann.
Zur Erklärung: B-Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen. Sie machen zusammen mit den T-Zellen den adaptiven Teil des Immunsystems aus, also den Teil, der sich an neue Krankheitserreger anpassen kann.
Wenn sie durch körperfremde Antigene aktiviert werden, wandeln sie sich zu Antikörper produzierenden Plasmazellen um und zu Gedächtniszellen, die bei erneutem Kontakt mit dem gleichen Antigen einen Infektionsausbruch verhindern können.
Einfluss auf Immunzellen ist geschlechtsspezifisch
Den Angaben zufolge hat die Gruppe von Prof. Dr. Silvia Capellino eine Beteiligung des durch Dopamin gesteuerten Signalwegs in B-Zellen festgestellt. Dieser Einfluss auf Immunzellen von RA-Patientinnen und -Patienten ist geschlechtsspezifisch.
Die beobachtete Zweiteilung des von Dopamin gesteuerten Signalwegs zwischen männlichen und weiblichen RA-Betroffenen kann zukünftig für therapeutische Ansätze bei Frauen genutzt werden.
Der bei den Studien entdeckte Einfluss von Dopamin auf bestimmte Zellen des Immunsystems und damit auf den Verlauf und die Entwicklung von RA korrelierte mit der Krankheitsdauer und der funktionellen Behinderung bei den weiblichen RA-Patientinnen. Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse kann ein diagnostischer Marker bei Frauen verwendet werden.
Östrogene können das Immunsystem direkt beeinflussen
Es ist bekannt, dass Frauen häufiger als Männer an rheumatoider Arthritis erkranken. Nicht nur die Häufigkeit, sondern auch der Krankheitsverlauf unterscheidet sich zwischen Männern und Frauen.
Eine mögliche Erklärung dafür ist laut den Fachleuten die unterschiedliche Rolle der Geschlechtshormone bei den Immunreaktionen. Östrogene können das Immunsystem direkt beeinflussen und führen meist zu Entzündungen.
Wie in der Mitteilung erklärt wird, kann das Immunsystem durch das Nervensystem und Neurotransmitter beeinflusst werden. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der nicht nur im Gehirn, sondern im gesamten Körper eine wichtige Rolle spielt.
Neuere Erkenntnisse zeigen, dass die durch Dopamin gesteuerten Signalwege auch bei der Veränderung der Immunität eine Schlüsselrolle spielen.
Daher ist denkbar, dass Dopamin nicht nur einen direkten Einfluss auf das Immunsystem ausübt, sondern auch, dass Östrogene die durch Dopamin gesteuerten Signalwege verändern können, was wiederum Einfluss auf das Immunsystem hat. Wie genau das funktioniert, wird jetzt in einem Folgeprojekt untersucht. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund: Geschlechtsspezifische Unterschiede im Krankheitsverlauf von rheumatoider Arthritis entdeckt, (Abruf: 23.10.2022), Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund
- Karolin Wieber, Leonie Fleige, Styliani Tsiami, Jörg Reinders, Jürgen Braun, Xenofon Baraliakos & Silvia Capellino: Dopamine receptor 1 expressing B cells exert a proinflammatory role in female patients with rheumatoid arthritis; in: Scientific Reports, (veröffentlicht: 08.04.2022), Scientific Reports
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.