Personalisierte Medizin als wichtigster Trend bei der Rheumatoiden Arthritis
Die Behandlungsmöglichkeiten bei der Rheumatoiden Arthritis haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Der wichtigste Trend ist hier derzeit die sogenannte Personalisierte Medizin. Dennoch gestaltet sich die Therapie bei manchen Patienten durchaus schwierig. Ihnen kann allerdings schon in naher Zukunft möglicherweise mit einem neuen Medikament geholfen werden.
Die Präzisionsmedizin beziehungsweise Personalisierte Medizin ist auch in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis der wichtigste und aktuellste Trend, berichten die Experten Prof. Josef Smolen und Daniel Aletaha von der MedUni Wien gemeinsam mit Prof. Iain McInnes von der University of Glasgow in einem Beitrag für das renommierte Fachmagazin „The Lancet“. Die „Personalisierte Medizin bei Rheuma bedeutet heutzutage, dass für jeden Patienten bzw. jede Patientin noch präziser als bisher festgestellt werden kann, welche Therapie am besten und am schnellsten wirkt, und welche eher nicht geeignet ist“, so die entsprechende Pressemitteilung der MedUni Wien.
Ohne Therapie werden die Gelenke zerstört
Die chronische Autoimmunerkrankung in Form einer Rheumatoiden Arthritis betrifft überwiegend Frauen (etwa zwei Drittel der Betroffenen) und wird am häufigsten bei Patienten im Alter zwischen 40 und 70 Jahren diagnostiziert, berichten die Experten. Etwa ein Prozent der Bevölkerung weltweit sei von der Erkrankung betroffen. Diese ist gekennzeichnet durch „Entzündungen in den Gelenken. Schwellungen, Überwärmungen und eine Funktionseinschränkung“, so die Mitteilung der MedUni Wien. Ohne eine entsprechende Therapie führe die Krankheit zu einer zunehmenden Zerstörung der Gelenke und des gelenknahen Knochens, was Fehlstellungen, Verformungen und zunehmende permanente Behinderungen zur Folge hat. Die Rheumatoide Arthritis ist heute jedoch bei den meisten Patienten relativ gut therapierbar.
Abkehr von den derzeit eingesetzten Biologika-Injektionen
Der Fokus bei der Therapie hat sich in den vergangen Jahren immer stärker in Richtung der Personalisierten Medizin verschoben, was laut Aussage der Experten deutlich bessere Behandlungsergebnisse ermöglichte. Mit den zentralen Resultaten des Experten-Reviews werde auch bestätigt, dass „wir an der MedUni Wien klinisch und wissenschaftlich sehr gut wissen, wie die rheumatoide Arthritis funktioniert, wie man die Erkrankung rasch diagnostiziert, evaluiert und optimal behandelt“, betont der Rheumatologe Prof. Smolen. Mit den Möglichkeiten der Präzisionsmedizin werde bei der Therapie der Zukunft zudem eine Abkehr von den derzeit breit eingesetzten Biologika mittels Injektion erfolgen. Stattdessen würden dann wieder orale, medikamentöse Therapien, die jedoch „maßgeschneidert“ auf die Hemmung bestimmter Moleküle innerhalb einer Zelle hin synthetisiert wurden, vorgesehen.
Neuer Wirkstoff bereits getestet
Die MedUni Wien berichtet weiter, dass Prof. Smolen und Kollegen erst im April 2016 eine klinische Phase-3-Studie abgeschlossen haben, bei der signifikante Behandlungserfolge mit dem Wirkstoff Baricitinib erzielt werden konnten. Baricitinib ist ein „oral verabreichten Inhibitor (Hemmer) der Januskinase 1 und 2“, erläutern die Wissenschaftler. Den Forschern zufolge lassen sich mit seiner Hilfe signifikante Verbesserungen bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis erzielen. . „Mit Baricitinib haben wir einen neuen Wirkstoff an der Hand, der selbst dann wirkt, wenn derzeit im Einsatz befindliche Medikamente nicht ausreichen“, so Prof. Smolen.
Baricitinib schon 2017 verfügbar?
Schon in naher Zukunft könnte laut Aussage der Experten mit Baricitinib ein neuer Wirkstoff als Basis für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis verfügbar sein. Die Entscheidung über die Zulassung solle in den kommenden Wochen fallen. „Realistisch ist ein Einsatz in der klinischen Praxis ab 2017“, schätzt Prof. Smolen. Aber auch bei dem neuen Wirkstoffs sei immer präzise abzuschätzen, für welchen Patienten diese Therapie und für welchen die Biologika besser sind, so das Fazit des Experten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.