Pflanzliche Milchalternativen wie Haferdrinks, Sojadrinks und Mandeldrinks können mit Schimmelpilzen belastet sein, die gesundheitsschädliche Mykotoxine bilden. Wie groß das Risiko bei den unterschiedlichen Milchalternativen tatsächlich ist, wurde in einer Studie untersucht.
Das Max Rubner-Institut (MRI) hat die Belastung der pflanzlichen Milchalternativen mit verschiedenen Mykotoxinen ermittelt und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fasst die Ergebnisse in einer aktuellen Stellungnahme zusammen. Möglicherweise wurden die Risiken bislang unterschätzt.
Belastung mit Mykotoxinen
Milchalternativen wie Haferdrinks, Sojadrinks und Mandeldrinks erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit, nicht nur bei Personen mit Laktoseintoleranz. Allerdings gab es Bedenken wegen potenzieller Risiken durch eine Belastung mit Schimmelpilzen.
Mykotoxine treten häufig in Getreide und Nüssen auf, die die Basis vieler pflanzlicher Drinks bilden. Die Toxine sind sekundäre Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen und können beim Verzehr gesundheitliche Probleme verursachen, erläutert das BfR.
Zu den bekanntesten Mykotoxinen zählen laut dem BfR Aflatoxine, Ochratoxine, Trichothecene, Fumonisine und Zearalenon. Diese Mykotoxine sind hitzestabil und werden durch gewöhnliche Koch- oder Pasteurisierungsprozesse nicht zerstört, so die Fachleute weiter.
Mögliche Folgen der Aufnahme seien akute toxische Effekte wie Leberschäden oder Nierenschäden sowie langfristige Effekte wie Krebs. Besonders besorgniserregend seien Aflatoxine, die als krebserregend eingestuft werden und Leberkrebs verursachen können, berichtet das BfR.
Inwiefern die pflanzlichen Milchalternativen Mykotoxin-Belastungen aufweisen, die ein Gesundheitsrisiko darstellen könnten, hat das Max Rubner-Institut anhand einiger Stichproben untersucht.
Welche Toxine enthalten Haferdrinks?
Haferdrinks werden aus Hafer hergestellt, der anfällig für Schimmelpilzbefall ist, insbesondere durch Fusarium-Arten, die die Fusarientoxine Deoxynivalenol (DON), T-2 und HT-2 produzieren können, erläutert das BfR.
Zum Beispiel ist DON für seine immunotoxischen und gastrointestinalen Effekte bekannt. Allerdings waren die Gehalte in Haferdrinks relativ gering und gesundheitliche Beeinträchtigungen auch bei Kindern im Alter unter 6 Jahren sind laut den Fachleuten eher unwahrscheinlich.
Da andere Haferprodukte wie Haferflocken allerdings ebenfalls Fusarientoxine aufweisen können, müsse die Gesamtaufnahme betrachtet werden, um die Eintrittswahrscheinlichkeit für gesundheitliche Beeinträchtigungen zu bestimmen.
Sojadrinks nur wenig belastet
Sojadrinks werden aus Sojabohnen hergestellt, die ebenfalls anfällig für Schimmelpilzbefall sind, insbesondere durch Aspergillus- und Penicillium-Arten, die Aflatoxine und Ochratoxine produzieren, erläutern die Fachleute.
Bei den untersuchten Sojadrinks lagen die festgestellten Belastungen allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau, sodass die zusätzliche Aufnahme von Mykotoxinen über den Verzehr von Sojadrinks vorläufig als vernachlässigbar angesehen werden kann, so das BfR.
Jedoch wurde laut den Fachleuten auch nur eine sehr kleinen Anzahl an Proben untersucht und obwohl die Sojabohnenverarbeitung oft Schritte beinhalte, die das Risiko von Mykotoxinkontaminationen verringern, bestehe ein Restrisiko – insbesondere bei unsachgemäßer Lagerung.
Mandeldrinks ein Risiko?
Schimmelpilzbefall ist auch bei Mandeln durchaus keine Seltenheit, wobei der Befall oftmals auf Aspergillus-Arten zurückgeht und daher Aflatoxine auch hier das größte Problem darstellen. In 23 von 24 untersuchten Mandeldrink-Proben wurden Gehalte an Aflatoxin B1 nachgewiesen.
So kommt das BfR zu dem Schluss, dass der regelmäßige Verzehr dieser Mandeldrinks bei Kindern in der Altersgruppe unter 6 Jahren „mit einer mittleren Eintrittswahrscheinlichkeit“ zu gesundheitliche Beeinträchtigungen führen kann. Damit geht von den Mandeldrinks offenbar am ehesten ein Gesundheitsrisiko aus.
Unterschätztes Risiko?
Zwar sind die Daten nicht repräsentativ und sie können nur einen ersten Einblick zu den Mykotoxingehalten in Pflanzendrinks liefern, doch wurde das Risiko bislang möglicherweise unterschätzt.
Da die Ernte-, Verarbeitungs- und Lagerungsbedingungen bei der Schimmelpilzbildung eine wesentliche Rolle spielen, scheint es ratsam, auf Produkte von vertrauenswürdigen Herstellern zurückzugreifen, die strenge Qualitätskontrollen durchführen.
Und um die gesundheitlichen Risiken besser einschätzen zu können, sind weitere Untersuchungen zum Vorkommen von Mykotoxinen in Pflanzendrinks, insbesondere von Aflatoxinen in Mandeldrinks sowie von T-2- und HT-2-Toxinen in Haferdrinks, dringend angeraten, resümieren die Fachleute des BfR. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Mykotoxine in Pflanzendrinks: mehr Daten erforderlich Relevanz der Ergebnisse einer Studie des Max Rubner-Institutes für die Risikobewertung (veröffentlicht 25.06.2024), bfr.bund.de
- Max Rubner-Institut (MRI): Initiale Charakterisierung ausgewählter Pflanzendrinks hinsichtlich ihrer Qualität und mikrobiologischer sowie chemischer Sicherheit (Dezember 2023), mri.bund.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.