Fracking erhöht das Risiko von Frühgeburten und Komplikationen in der Schwangerschaft
Fracking wird in den USA seit Jahren eingesetzt und lange blieben kritische Stimmen ungehört. Seit vor fünf Jahren die Dokumentation „Gasland“ das Thema aufgriff und mit brennenden Wasserhähnen dramatische Bilder zu den Gefahren des Frackings liefert, ist die Stimmung allerdings gekippt. Immer lauter wird der Protest, der sich auch auf neue Studien zu den Gesundheitsgefahren stützt. Die neueste dieser Studien kommt von der John Hopkins Universität in Baltimore und sie belegt ein größeres Risiko für Frühgeburten und Risikoschwangerschaften in der Umgebung von Fracking-Bohrstellen.
Die Wissenschaftler um Studienleiter Professor Brian Schwartz untersuchten insgesamt knapp 11.000 Geburten aus Pennsylvania, um mögliche nachteilige Gesundheitsfolgen des Frackings zu ermitteln. In Pennsylvania ist die Fracking-Industrie heute an mehr als 8.000 Standorten aktiv (im Jahr 2006 waren es noch 100), berichten die US-Forscher. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden in der Zeitschrift „Epidemiology“ veröffentlicht und sie werfen ein Licht auf einige der möglichen nachteiligen gesundheitlichen Folgen beim Hydraulic Fracturing (kurz Fracking), so die Mitteilung der John Hopkins Universität.
Auswirkungen auf die Gesundheit ignoriert
Bei dem massiven Wachstum der Fracking-Industrie wurden die Auswirkungen auf die Umwelt und die öffentliche Gesundheit vorübergehend aus den Augen verloren, mahnt Studienleiter Brian Schwartz. Die aktuelle Studie liefere hier nun wichtige Beweise und bilde eine Ergänzung zu den den wenigen Studien, die bislang zu negativen gesundheitlichen Folgen des Frackings durchgeführt wurden. Beispielsweise hatte eine Untersuchung von Wissenschaftlern der Pennsylvania State University im Mai 2015 ergeben, dass beim Fracking Chemikalien ins Grundwasser gelangen.
40 Prozent mehr Frühgeburten
Im Rahmen der aktuellen Studie analysierten die Forscher die vorliegenden Daten zu 10.946 Geburten aus den Jahren 2009 bis 2013 und verglichen diese Daten mit Informationen über Fracking-Bohrstellen. Sie stellten fest, „dass werdende Mütter in den Regionen mit den meisten aktiven Fracking-Bohr- und Förderstellen zu 40 Prozent häufiger eine Frühgeburt (vor der 37. Schwangerschaftswoche) erlitten“, als Schwangere in unbelasteten Regionen.
Durchschnittlich seien elf Prozent der Babys in der Studie vorzeitig zur Welt gekommen. Frauen in aktiven Fracking-Regionen erlebten zudem 30 Prozent häufiger eine Schwangerschaft mit „hohem Risiko“, die von Faktoren wie Bluthochdruck oder übermäßiger Gewichtszunahme begleitet war, berichtet die John Hopkins Universität.
Beeinträchtigungen der Luftqualität und mütterlicher Stress
Schwangere Frauen in der Nähe der aktivsten Fracking-Bohr- und Förderstellen zeigten laut Angaben der Forscher die höchsten Risiken, wobei die Studie allerdings nicht untersucht hat, wieso hier besonders viele Frühgeburten und Risikoschwangerschaften auftraten. Jeder Schritt des Bohrvorgangs bringe Umweltbelastungen wie Beeinträchtigungen der Luftqualität mit sich, die Ursache der Gesundheitsrisiken sein können, so Professor Schwartz.
Durch die arbeitsintensiven Prozesse im Bereich der Fracking-Förderstellen mit massivem Lärm, Verkehr und anderen Störungen für die Nachbarn könne mütterlicher Stress bedingt werden, der sich negativ auf deren Gesundheit auswirkt. „Jetzt, da wir wissen, dass dies geschieht, müssen wir herausfinden, warum. Ist es die Luftqualität? Ist es der Stress? Beides sind führende Kandidaten an dieser Stelle“, so das Fazit des Studienleiters.
In den bislang vorliegenden Studien zu den Gesundheitsrisiken des Hydraulic Fracturings wurden darüber hinaus vermehrte Herzprobleme und eine Verringerung des Geburtsgewichts in Zusammenhang mit dem Fracking gebracht. Alle bisherigen Studien haben negative Auswirkungen des Frackings auf die Gesundheit nachgewiesen, betont Professor Schwartz. Die politischen Entscheidungsträger müssen diese Erkenntnisse berücksichtigen, wenn sie über die Möglichkeiten zum Einsatz des Frackings entscheiden, so der Appell des Studienleiters an die Politik. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.