Rohmilch mit Effekten für die Gesundheit
21.10.2014
Trotz des Risikos durch Keimbelastungen, schützt Rohmilch laut einer Studie der Ludwig-Maximilian-Universität München Säuglinge vor Fieber und Infektionen. So waren Babys, die rohe Kuhmilch tranken, verglichen mit solchen, die H-Milch tranken, weniger häufig krank. Deshalb fordern die Forscher um Erika von Mutius, Professorin für Pädiatrische Allergologie und Leiterin der Asthma- und Allergieambulanz am Dr. von Haunerschen Kinderspital, neue Verfahren in der Milchproduktion, um die wertvollen Inhaltsstoffe in der Milch zu erhalten. Gleichzeitig sollen die risikobehafteten Keime beseitigt werden. Die Forscher sind davon überzeugt, dass "dies im Rahmen neu zu entwickelnder industrieller Verfahrenstechniken möglich ist".
Rohmilch verhindert Fieber und Schnupfen
An der Langzeitstudie nahmen rund tausend Mütter teil, die die Gesundheit ihres Kindes bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres einmal die Wochen protokollierten. "Kinder, die unbehandelte Kuhmilch tranken, hatten ein deutlich niedrigeres Risiko für Schnupfen, Atemwegsinfekte, Fieber und Mittelohrentzündungen als Kinder, die kommerziell hoch erhitzte Milch tranken", sagt Studienautor Dr. Georg Loss. Demnach sank das Risiko an Atemwegsinfektionen zu erkranken, um bis zu 30 Prozent. Bei pasteurisierter Milch schwäche sich der Effekt etwas ab, sie schütze aber noch vor Fieber, während H-Milch keinerlei Effekt mehr zeigte. Letztere werde bei der Herstellung auf 135 Grad Celsius erhitzt und homogenisiert.
Immunologische Untersuchung der Säuglinge nach Rohmilchkonsum
Nach Vollendung des ersten Lebensjahres wurden die jungen Probanden immunologisch untersucht. Danach kam die Studie zu dem Ergebnis, das Säuglinge, die Rohmilch tranken, niedrigere Werte des Entzündungsparameters CRP hatten. "Höhere Entzündungswerte hängen mit der Entwicklung chronischer Erkrankungen wie Asthma und Übergewicht zusammen, wie aus anderen Studien bekannt ist. Der Konsum von Rohmilch könnte also das Risiko senken, später an Asthma zu erkranken", sagt Loss. Allerdings schränkt er ein: "Beim Verzehr von Rohmilch ist Vorsicht geboten", da die unbehandelte Milch mit Bakterien belastet sein und so Krankheiten wie Listeriose, Tuberkulose, Durchfallerkrankungen wie EHEC und schwere Niereninsuffizienz zur Folge haben könne. Aus diesem Grund fordern die Forscher neue Verfahrenstechniken bei der industriellen Milchproduktion, wie onmeda berichtet. So lange, wie es diese neuen Verfahrenstechniken bei der Milchproduktion jedoch nicht gibt, gilt auch weiterhin: „Rohmilch ab Hof sollte vor dem Verzehr immer abgekocht werden, weil sie mit Krankheitserregern wie Campylobacter oder EHEC verunreinigt sein kann“, berichtet der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Professor Andreas Hensel.
Schwangere, Kinder sowie ältere und kranke Menschen sollten überhaupt keine Rohmilch oder daraus hergestellte Produkte verzehren, so die Empfehlung des Instituts. Auch bei Ausflügen von Schulklassen zu Bauernhöfen sollte dies beachtet werden, wie Heilpraxisnet.de bereits berichtete.
Immunsystem wird durch Proteine der Rohmilch beeinflusst
Wie schon länger bekannt ist, sind Kinder, die gestillt werden besser vor Infektionen geschützt. "Die Zusammensetzung von Kuhmilch und Muttermilch ist in vielen Aspekten sehr ähnlich", so Loss. Allerdings sei bislang unklar, wie der positive Effekt der Mutter- und Kuhmilch auf das Immunsystem der Säuglinge zustande kommt. So könnten beispielsweise die Inhaltsstoffe mit Viren agieren, oder einen positiven Impetus auf die Darmflora haben, was sich in der Folge positiv auf das Immunsystem auswirke. Jedoch könne die Kuhmilch auch allergische Reaktionen zur Folge haben, weshalb sie nicht unumstritten ist. Allerdings lag die Rate der allergischen Reaktionen laut PASTURE-Studie gerade einmal bei 2 Prozent der untersuchten Säuglinge.
Außerdem hat man festgestellt, dass Kinder, die mit Milchvieh auf einem Bauernhof aufwachsen, seltener Allergien gegen Kuhmilch entwickeln, so Erika von Mutius zu den Untersuchungsergebnissen. An der Studie nahmen tausend schwangere Frauen teil, die aus ländlichen Regionen Bayerns, Finnlands, Frankreichs und Österreichs teil, die teilweise auf Bauernhöfen lebt und deren Kinder bis zum zehnten Lebensjahr untersucht wurden, um die Umwelteffekte bei der Entstehung von Asthma und Allergien zu untersuchen. (jp)
Bild: Timo Klostermeier / pixelio.de
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