Roter Kopf durch Alkohol und das für Risiko für koronare Herzkrankheit
Viele Menschen bekommen beim Trinken von Alkohol einen roten Kopf beziehungsweise ein rotes Gesicht. Bei manchen Personen tritt dies bereits nach wenigen Schlucken auf. Ein Forschungsteam hat dieses Phänomen auf eine bestimmte Genvariante zurückgeführt, die ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheit verbunden ist.
Forschende der Stanford University School Medicine in Kalifornien (USA) haben gezeigt, dass eine bestimmte Genvariante, die eine wichtige Rolle im Alkoholstoffwechsel spielt, mit einem deutlich erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheit (KHK) verbunden ist. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Science Translational Medicine“ vorgestellt.
KHK ist Todesursache Nummer 1
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist die koronare Herzkrankheit mit schätzungsweise neun Millionen Todesfällen pro Jahr die weltweit häufigste Todesursache. In früheren Studien wurden bereits bestimmte Genvarianten identifiziert, die mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von KHK verbunden sind. Eine dieser Varianten wird als ALDH2*2 bezeichnet.
ALDH2 ist wichtig für den Alkoholstoffwechsel
ALDH2 ist ein wichtiges Enzym im Alkoholstoffwechsel. Es ist von entscheidender Bedeutung für die Entgiftung toxischer Aldehyde, die beispielsweise durch oxidativen Stress entstehen. Nach dem Konsum von Alkohol baut das Enzym schädliches Acetaldehyd ab.
Auswirkungen der ALDH2*2-Variante
Trägerinnen und Träger der ALDH2*2-Variante haben eine verminderte ALDH2-Enzymaktivität. Dieser Mangel kann eine Vielzahl von neurologischen, kardiovaskulären und dermatologischen Störungen verursachen.
Acht Prozent von der Mutation betroffen
Rund acht Prozent der Weltbevölkerung tragen die ALDH2*2-Variante in sich. Die Variante wird nicht nur mit einem erhöhten KHK-Risiko in Verbindung gebracht, sondern auch mit einem abnormen Arzneimittelstoffwechsel und einem erhöhten Risiko für verschiedenen Krebsarten.
In Ostasien ist die Genvariante stark verbreitet
Besonders weit verbreitet ist die Genvariante bei Menschen mit ostasiatischer Abstammung. In Taiwan sollen beispielsweise 50 Prozent der Bevölkerung die Mutation in sich tragen, in Japan etwa 40 Prozent, in China 35 Prozent und in Korea rund 30 Prozent.
Betroffene laufen bei Alkohol-Konsum rot an
Die DNA-Mutation behindert den Alkoholstoffwechsel, wodurch Alkohol besonders toxisch wirkt. Betroffene laufen nach dem Trinken von Alkohol besonders schnell rot an und verspüren oft eine innere Hitze. Bereits nach einem Schluck beginnen sich oft schon die Wangen zu röten.
Auch Menschen, die diese Genvariante nicht in sich tragen, erröten häufig durch Alkohol, weil dieser die Gefäße erweitert. Dies geschieht allerdings wesentlich langsamer und ist auch auf andere Mechanismen zurückzuführen. Bei ALDH2*2 entsteht die Rötung in erster Linie durch die damit verbundenen Entzündungsreaktionen.
Gestörter Alkoholstoffwechsel
Wie Forschungsleiter Dr. Che-Hong Chen erklärt, entsteht für jedes Alkohol-Molekül, das im Körper abgebaut wird, die gleiche Menge schädliches Acetaldehyd. Selbst Menschen mit normalem Alkoholstoffwechsel erleiden Schäden durch dieses Toxin.
Wer allerdings die ALDH2*2-Variante in sich trägt, kann Acetaldehyd wesentlich langsamer abbauen, wodurch das Gift deutlich größeren Schaden anrichten kann.
ALDH2*2 erhöht Risiko für KSK und Speiseröhrenkrebs
Um die Auswirkung von ALDH2*2 auf das Risiko für KHK besser zu verstehen, analysierten die Forschenden Daten von Patientinnen und Patienten aus Japan. 29.319 Teilnehmende waren von einer koronaren Herzkrankheit betroffen. 183.134 Teilnehmende dienten als Kontrollpersonen.
Wie die Auswertung zeigte, war das Risiko für KSK bei Trägerinnen und Trägern der ALDH2*2-Variante deutlich erhöht. Auch ein erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs wurde mit der Mutation verbunden. Die Forschungsergebnisse liefern zudem erste Ansätze, um den schädlichen Auswirkungen der Genvariante entgegenzuwirken. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stand Medicine: Cheers to…No Alcohol Day (veröffentlicht: 25.01.2023), scopeblog.stanford.edu
- Che-Hong Chen, Eric R. Gross, , Joseph C. Wu, et al.: SGLT2 inhibitor ameliorates endothelial dysfunction associated with the common ALDH2 alcohol flushing variant; in: Science Translational Medicine (2023), science.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.