Diabetes-Risiko steigt durch Konsum von rotem Fleisch
11.08.2011
Fleischkonsum erhöht das Diabetes-Risiko, unabhängig davon in welcher Form das Fleisch verzehrt wird. Galten bisher vor allem verarbeitete Fleischprodukte (Wurstwaren) als Risikofaktoren für Typ 2 Diabetes, so haben US-Forscher nun einen grundsätzlichen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und dem Auftreten der sogenannten Zuckerkrankheit ermittelt.
Demnach erhöht rotes Fleisch grundsätzlich das Diabetes-Risiko. Dabei geht nicht nur, wie bisher angenommen, von den Wurstwaren aufgrund des hohen Fett-, Salz- und Nitratgehalts ein erhöhtes Diabetes-Risiko aus, sondern auch von unbehandeltem Fleisch. Zu diesem Ergebnis kommen die US-Forscher um Studienleiter An Pan von der Harvard School of Public Health im Rahmen einer umfassenden, in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „American Journal of Clinical Nutrition“ veröffentlichten, Metastudie.
Fleisch erhöht das Risiko einer Diabetes-Erkrankung
Im Zuge der Metaanalyse werteten die Forscher um An Pan zahlreiche Langzeitstudien mit insgesamt 440.000 Studienteilnehmern aus. Dabei konnten die US-Forscher eindeutig nachweisen, dass von rotem Fleisch grundsätzlich ein erhöhtes Diabetes-Risiko ausgeht, unabhängig davon, ob dies gebraten, roh oder als Wurst verarbeitet konsumiert wird. Mit dem Verzehr eines 100-Gramm-Steaks täglich, erhöhe sich das Risiko bereits um rund 20 Prozent, was deutlich mehr sei als bisher angenommen, berichten Pan und Kollegen. „Unsere Studie belegt klar, dass sowohl prozessiertes als auch unverarbeitetes rotes Fleisch mit einem erhöhten Risiko für Diabetes Typ 2 in Verbindung stehen“, schreiben die Wissenschaftler im „American Journal of Clinical Nutrition“. Neben den aus der Metaanalyse gewonnen Erkenntnissen stützen sich die US-Forscher auch auf die von ihnen regelmäßig erhobenen Fragebögen und Gesundheitsdaten von gut 37.000 Männern und über 160.000 Frauen im Alter zwischen 14 bis 28 Jahre. An Pan und Kollegen hatten bereits vergangenes Jahr einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Verzehr unbehandelten Fleischs und dem Diabetes-Risiko in einer Studie untersucht, konnten jedoch keine Korrelation feststellen. Die nun durchgeführte deutlich umfangreichere Untersuchung hat jedoch eindeutig ergeben, dass unbehandeltes Fleisch sehr wohl das Diabetes-Risiko erhöht. Für Wurst, Schinken und andere Fleischprodukte, war der Zusammenhang bereits früher bekannt und wurde maßgeblich auf den Fett-, Nitrat- und Salzgehalt zurückgeführt. Diese Annahme erweist sich nun jedoch als voreilig, da auch unverarbeitetes Fleisch ein erhöhtes Risiko der Typ 2 Diabetes mit sich bringen kann.
Fleisch durch Nüsse, Vollkornprodukte und Fisch ersetzen
Angesichts der aktuellen Erkenntnisse plädieren Pan und Kollegen für eine umgehende Anpassung der offiziellen Ernährungsempfehlungen. Rotes Fleisch könne nicht länger uneingeschränkt zu den als gesund eingestuften Nahrungsmitteln gerechnet werden, wie dies zum Beispiel noch in den Richtlinien der US-Behörden von 2010 der Fall sei. Anders als von Fisch oder Sojaprodukten gehe von dem Fleisch ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko aus. „Die Ergebnisse dieser Studie haben große Bedeutung für die öffentliche Gesundheit, betrachtet man die epidemieartige Zunahme von Diabetes Typ 2 und den steigenden Verzehr von rotem Fleisch weltweit“, erklärten die US-Forscher. Derzeit leiden laut Aussage der Wissenschaftler weltweit mehr als 360 Millionen Menschen an Diabetes, wobei ein Großteil der Typ 2 Diabetes zuzuordnen sei, als deren Hauptrisikofaktoren Übergewicht, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung gelten. Zu der ungesunden Ernährung ist angesichts der aktuellen Studienergebnisse nun auch der Verzehr von rotem Fleisch zu zählen, berichten Pan und Kollegen. Zur Reduzierung des Diabetes-Risikos sollten daher Schinken, Wurst, Steaks und Braten möglichst häufig durch Nüsse, Vollkornprodukte oder Fisch ersetzt werden, erläuterten die Experten. Dabei haben sie im Rahmen ihrer aktuellen Studie erstmals auch die Verringerung des Diabetes-Risikos durch gesunde Ernährung genauer unter die Lupe genommen. Demnach kann der Ersatz des Fleischs durch eine Portion Nüsse, das Risiko einer Diabetes-Erkrankung um 21 Prozent reduzieren, die Substitution durch Vollkornprodukte bewirke sogar eine Minderung des Diabetes-Risikos um 23 Prozent, berichten die US-Wissenschaftler.
Fleischkonsum als Erklärung für Zunahme der Diabetes-Erkrankungen
Mit dem nun festgestellten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und dem Diabetes-Risiko liefern die US-Forscher eine weitere Erklärung für den dramatischen Anstieg der Diabetes-Erkrankungen weltweit. Denn der internationale Fleischkonsum pro Kopf ist in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls deutlich gestiegen. Sicher bildet dieser nicht den alleinigen Grund für die massive Zunahme der Typ 2 Diabetes-Erkrankungen, doch die Ergebnisse der US-Forscher legen den Schluss nahe, dass der Fleischverzehr hieran einen wesentlichen Anteil hat. (fp)
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