Deutsche Herzstiftung: Rotwein senkt das Infarkt-Risiko
02.04.2012
Maßvolles Trinken von Rotwein kann die Gefahr von Herzinfarkten mindern. Allerdings kann ein Positiveffekt nur erreicht werden, wenn eine geringe Dosis pro Tag nicht überschritten wird. Denn Alkoholgenuss ist insgesamt als schädlich für das Herz-Kreislauf-System zu betrachten. Der moderate Rotweingenuss kann nach Meinung der Deutschen Herzstiftung in Frankfurt am Main vor Verkalkungen der Blutgefäße schützen und sogar hohe Cholesterinwerte senken. Die Kardiologen berufen sich dabei auf aktuelle wissenschaftliche Studien, die einen empirischen Zusammenhang zwischen Rotwein und einem geminderten Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen feststellten.
Nur geringen Mengen gelten als gesunheitsfördernd
„Viel hilft nicht viel“, denn es kommt auf die tägliche Dosis an. Manch einer glaubt, eine ganze Flasche Rotwein am Tag schütze umso mehr vor einem Herzinfarkt. „Das stimmt in keinem Fall“, sagen Ärzte. Denn das Nervengift Alkohol erhöht im besonderen Maße das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Aber: Ein moderater Verzehr von höchstens einem bis zwei Gläsern Rotwein kann vor Kalkablagerungen in den Blutgefäßen schützen. In minimalen Dosen hilft der Rebensaft, Verkalkungen in den Arterien vorzubeugen, sagt Dr. med. Thomas Meinertz, Herzspezialist und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung: "Die Antioxidantien im Wein verlangsamen den Abbau von Stickstoffmonoxid im Blut." Durch diesen Effekt kommt es seltener zu gefährlichen Ablagerungen, die für eine Verengung der Gefäße verantwortlich sind. Sind die Bahnen verengt, spüren viele Patienten Thoraxschmerzen und Herzschmerzen, die sich oft als Vorboten eines Infarkts ankündigen. Sind die Arterien verstopft, kommt es zum lebensgefährlichen Herzinfarkt. Fast die Hälfte aller Betroffenen überleben eine solche Herzattacke nicht.
Rotwein senkt schlechte Cholesterinwerte
Der rote Wein kann auch die Blutfettwerte beim Menschen positiv verändern. LDL-Cholesterin im Blut ist mitverantwortlich für Verkalkungen der Arterien. Ein weiterer Effekt: Der Alkohol verdünnt nach Aussagen des Mediziners das Blut mehr als andere Substanzen. Es tritt nach dem Konsum ein erhöhter Blutfluss ein, dadurch werden „die Innenwände der Gefäße langsam geweitet und elastischer", erklärt der Kardiologe. Auch durch diesen Prozess wird das Herzinfarkt-Risiko signifikant gesenkt.
Geringere Positiveffekte auch bei anderen Getränken
Während die meisten Studien vor allem die Wirkungsweisen von Rotwein untersuchten, gibt auch Hinweise darauf, dass ein moderater Genuss von Weißwein und Bier ebenfalls gesundheitsfördernd ist. Allerdings ist bei beiden Getränken der positive Nebeneffekt nicht ganz so stark ausgeprägt, wie bei Rotwein. Bier und Weißwein enthalten einen hohen Anteil an Flavonoiden, die Entzündungsprozesse hemmen können und sich demnach ebenfalls positiv aufs Herz auswirken.
Studie aus Frankreich bestätigt wertvolle Eigenschaften
Der Experte der Herzstiftung bezieht sich bei seinen Angaben auf Forschungsarbeiten, die das Auftreten von Infarkten in Nord- und Südfrankreich untersucht haben. Zwischen den Regionen konnten Wissenschaftler einen enormen Unterschied feststellen. Im Süden Frankreichs leiden die Menschen deutlich weniger an Herzkrankheiten, als im Norden, berichtet Meinertz. In der Bretagne und der Normandie werde im Schnitt mehr Hochprozentiges konsumiert. An der Mittelmeerküste und in der Provence trinken die Menschen meist mehr Rotwein als anderswo. Trotz des eher fetthaltigen Speisen scheint der Wein, der traditionell meist zum Essen getrunken wird, eine förderliche Wirkung zu erzeugen.
Richtwerte sollten nicht überschritten werden
Bleibt die Frage nach der Menge. Laut des Experten gilt für Männer die Höchstmenge von 20 Gramm Alkohol pro 24 Stunden. Zum Vergleich: Das entspricht zwei kleinen Gläsern Rotwein. Durch die etwas andere körperliche Beschaffenheit sollten Frauen nur 10 Gramm, also ein Glas Rotwein trinken. Bei Bier ist die Menge laut gängiger Meinung mit 0,5 Liter noch angemessen, bei Frauen liegt die Höchstmenge bei 0,25 Liter pro Tag. Allerdings, so betont der Arzt, sind das nur Richtwerte, die nicht immer und für jeden gelten. Wird Alkohol in der Regel schlecht vertragen, so ist die angegebene Menge schon zu viel. Daher lautet die Devise: "Man muss nicht Rotwein trinken, um gesund zu bleiben.", wie der Herzarzt betonte. Vor allem Patienten mit Nierenerkrankungen, Diabetes sowie Schwangere sollten sich an das strikte Alkoholverbot halten. Schließlich ist Alkohol ein Nervengift, dass dem Organismus schweren Schaden zufügen kann.
Der Zeitpunkt für ein Glas Rotwein sollte richtig gewählt sein. Am Besten sei es, „Wein am Abend zu trinken, empfiehlt Meinertz. Das wirke entspannend und passe gut zu einem gesunden Salat. Wer keinen Rotwein mag, dem empfehlen Heilpraktiker auch die Einnahme von Rotweinextrakt. Diese enthalten ebenfalls wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe. (sb)
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Bild: Anne Garti / pixelio.de
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