Bürostuhl warnt vor Schmerzen im unteren Rückenbereich
Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Beschwerdebild, wobei Menschen, die im Büro arbeiten, besonders häufig an Schmerzen im unteren Rückenbereich leiden. Jetzt wurde eine Methode entwickelt, bei der Bürostühle warnen, wenn Rückenschmerzen drohen.
In einer aktuellen Studie unter Beteiligung der Tohoku-Universität in Japan wurde eine neue Vorhersagemethode entwickelt, um Menschen mit der Hilfe von intelligenten Stühlen vor Schmerzen im unteren Rückenbereich zu warnen. Die Studienergebnisse können in dem englischsprachigen Fachblatt „Frontiers in Physiology“ nachgelesen werden.
Wodurch werden Rückenprobleme ausgelöst?
Auftretende Rückenschmerzen sind häufig mit der modernen Lebensweise verbunden. Menschen bewegen sich oft zu wenig, leiden unter Übergewicht und Stress. Diese Faktoren begünstigen Muskelverspannungen, welche dann zu Schmerzen im Rücken führen können, erläutern die Forschenden. Nicht selten spiele langes Sitzen – beispielsweise bei der Arbeit – eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Schmerzen im unteren Rückenbereich.
So sind Schmerzen im unteren Rückenbereich bei Büroangestellten relativ häufig. Laut dem Team leidet beispielsweise in Japan eine von zehn im Büro arbeitenden Personen an Rückenschmerzen. Hier könne Dehnung und Bewegung helfen, die Schmerzen zu lindern, doch leider beginnen betroffene Menschen häufig erst mit solchen Maßnahmen, wenn es bereits zu spät ist, erläutert das Forschungsteam. Daher sei es vorteilhaft, wenn Stühle eine Warnung aussprechen könnten, noch bevor Rückenschmerzen sich verschlimmern.
Drucksensoren maßen Bewegungen
Eine solche Methode zu Vorhersage wurde jetzt entwickelt. Bei dieser werden Drucksensoren an einem herkömmlichen Bürostuhl angebracht. Diese Sensoren erkennen die Bewegungen der Person auf dem Stuhl dynamisch und quantitativ, erläutern die Forschenden. Sie haben diesen intelligenten Stuhl zudem bereits in einer realen Umgebung außerhalb eines Labors.
Über einen Zeitraum von drei Monaten wurden die Daten von 22 Teilnehmenden gesammelt und ausgewertet, um so die Dynamik des Sitzverhaltens zu untersuchen und einen vorhersehbaren Verlauf von Schmerzen im unteren Rückenbereich zu ermitteln, erläutern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Wie lassen sich Rückenschmerzen verhindern?
Durch die Verwendung verschiedener maschineller Lernverfahren identifizierten die Fachleute schließlich einen gemeinsamen Faktor im Sitzverhalten der meisten Teilnehmenden. So stellten sie fest, dass durch kleine Bewegungen im sogenannten Körperstamm, die Fixierung der Wirbelgelenke und damit das Fortschreiten von Schmerzen im unteren Rückenbereich verhindert werden kann. Fehlen diese Bewegungen, drohen demnach verstärkte Schmerzen.
So könnte die Häufigkeit dieser Bewegungen nach Ansicht der Forschungsgruppe dazu verwendet werden, die Verschlimmerung der Schmerzen im unteren Rückenbereich im Laufe des Tages im Vergleich zu einem morgendlichen Referenzzustand vorherzusagen.
Die Fachleute hoffen nun, die neuartige Technologie auch auf andere Bereiche des Körpers anwenden zu können. Obwohl sich die derzeitige Methode auf Schmerzen im unteren Rückenbereich konzentriert habe, bestehe die Hoffnung, auch Daten über Kopf- und Nackenregionen zu sammeln, um Nackensteifigkeit und Kopfschmerzen vorhersagen und verhindern zu können, erläutert Studienautor Ryoichi Nagatomi von der Tohoku University in einer Pressemitteilung. (as)
Lesen Sie auch:
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ziheng Wang, Keizo Sato, Saida Salima Nawrin, Namareq Salah Widatalla, Yoshitaka Kimura, Ryoichi Nagatomi: Low Back Pain Exacerbation Is Predictable Through Motif Identification in Center of Pressure Time Series Recorded During Dynamic Sitting; in: Frontiers in Physiology (veröffentlicht 14.09.2021), Frontiers in Physiology
- Tohoku University: Smart sensor equipped chair may help office workers reduce their back pain woes (veröffentlicht 27.10.2021), Tohoku University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.