DAK Gesundheitsreport: Rückenschmerzen häufigste Ursache für Krankschreibungen
17.02.2011
Der Gesundheitsreport der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) für das Jahr 2010 hat ähnlich wie die Gesundheitsberichterstattung der Techniker Krankenkasse (TK) festgestellt, dass junge Arbeitnehmer einen immer größeren Anteil an der Anzahl der Krankschreibungen einnehmen. Die meisten Krankmeldungen erfolgten durch Rückenschmerzen.
Gelenk- und Rückenschmerzen sind dem DAK-Gesundheitsreport 2010 zufolge nach wie vor die häufigste Ursache für Krankschreibungen in Deutschland. Rund jeder fünfte Beschäftigte musste im Jahr 2010 wegen Rückenproblemen behandelt werden. Dabei sind jedoch auch junge Arbeitnehmer im Alter unter 30 Jahren immer häufiger betroffen.
Junge Arbeitnehmer leiden häufiger an Volkskrankheiten
Während der Krankenstand in Deutschland laut dem Gesundheitsreport der DAK bei 3,4 Prozent stagniert (3,3 Prozent in den Berichten der TK), nimmt die Anzahl der Krankschreibungen der unter 30-jährigen Beschäftigten einen immer größeren Anteil ein. Die jungen Arbeitnehmer leiden in zunehmendem Maße an den sogenannten Volkskrankheiten wie Rückenschmerzen, hohem Blutdruck oder Übergewicht, warnen die Experten der DAK bei Vorstellung des Gesundheitsreports 2010. Wie auch die TK verweist die DAK allerdings darauf, dass die unter 30-Jährigen zwar häufiger krankgeschrieben wurden als ältere Beschäftigte, insgesamt jedoch nicht länger krank waren, da sie sich meist nach einem relativ kurzen Zeitraum wieder erholten. Der hohen Anzahl von Krankschreibungen steht eine relativ kurze Krankschreibungsdauer gegenüber, wohingegen bei den älteren Beschäftigten die Tendenz eher umgekehrt ist.
Krankenstand stagniert auf niedrigem Niveau
Durchschnittlich 12,5 Tage haben sich die 2,6 Millionen bei der DAK versicherten Erwerbstätigen im Jahr 2010 krankschreiben lassen. Auch hier decken sich die Zahlen annähernd mit den Angaben der TK (12,3 Fehltage). Die meisten Fehltage waren dabei mit 22 Prozent auf Rücken- und Gelenkleiden zurückzuführen, gefolgt von Atemwegserkrankungen mit 16 Prozent, welche jedoch gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgegangen sind. Der Krankenstand verbleibt damit nach Aussage der DAK-Experten auf einem relativ niedrigen Niveau. Trotz des wirtschaftlichen Aufschwunges im Jahr 2010, haben sich nicht mehr Arbeitnehmer einen ärztlichen Attest geholt als im Krisenjahr 2009, erklärte der DAK-Vorstandsvorsitzende Herbert Rebscher. Die häufig beschworene „Legende der Konjunkturabhängigkeit der Krankenstandszahlen“ habe sich im Gesundheitsreport nicht bestätigt. Die Annahme, dass Arbeitnehmer in wirtschaftlich guten Zeiten häufiger zum Arzt gehen, weil sie weniger Sorge um ihren Job haben und der damit verbundene „implizite Vorwurf vom Blaumachen, ist nicht zu halten“, betonte Herbert Rebscher.
Junge Arbeitnehmer bereiten den Gesundheitsexperten Sorge
Insgesamt werten sowohl die DAK als auch die TK den Krankenstand in Deutschland nicht als besonderes Problem, doch der Gesundheitszustand der unter 30-jährigen Beschäftigten bereitet den Experten der beiden Krankenkassen wachsende Sorgen. Die DAK hat daher parallel zum Gesundheitsreport eine repräsentativen Befragung der unter 30-jährigen Berufstätigen durchgeführt und deren Gesundheitszustand genauer unter die Lupe genommen. Dabei gaben mehr als 20 Prozent der Befragten an, unter einer oder mehreren chronischen Krankheiten zu leiden. 46 Prozent der unter 30-jährigen Beschäftigten haben häufig Muskelverspannungen, 30 Prozent klagen über regelmäßige Kopfschmerzen. Auch Fettsucht und Bluthochdruck waren bei den jungen Arbeitnehmern mit jeweils knapp 6 Prozent relativ stark verbreitete Krankheiten, was nach Aussage des DAK-Chefs „Warnsignale für spätere chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Arteriosklerose“ sind.
Arbeitsalltag belastet häufig die Gesundheit
Dabei wird insbesondere der berufliche Alltag häufig zu einer Belastung für die Gesundheit der jungen Beschäftigten. Fast zwei Drittel von ihnen empfinden den Untersuchungen der DAK zufolge ihren Arbeitsalltag als belastend und auch in wirtschaftlich besseren Zeiten ist die Angst vor einem Jobverlust stets latent vorhanden. Insbesondere bei den 36 Prozent der Befragten, die angaben, sich darüber zu freuen, dass sie überhaupt einen Job haben. Doch nicht nur der mentale Stress ist für viele junge Beschäftigte enorm, auch die körperlichen Belastungen sind teilweise erheblich. So gaben beispielsweise 25 Prozent der Befragten an, Schichtarbeit zu leisten. Die belastenden Arbeitsverhältnisse sind nach Einschätzung der DAK-Experten einer der wesentlichen Gründe für wachsenden gesundheitlichen Probleme der jungen Erwerbstätigen. Hinzu kommt, dass mehr als die Hälfte der Befragten angab, keinen Sport zu treiben. Doch körperliche Aktivitäten wären eine gute Möglichkeit, um den genannten Beschwerden wie beispielsweise Rückenschmerzen oder Übergewicht vorzubeugen. Außerdem sei kritisch zu bewerten, dass 27 Prozent der jungen Beschäftigte angaben, sich bis zu dreimal im Monat mit Alkohol zu betrinken, so die Experten der DAK weiter.
Stress verursacht Zunahme der psychischen Erkrankungen
Als Ursache für Stress auf der Arbeit kommen jedoch nicht nur zu hohe Belastungen in Frage, sondern auch Unterforderung könne Stress auslösen, warnte der Hamburger Psychiatrie-Chefarzt Hans-Peter Unger bezüglich der Zahlen des Gesundheitsreports. „Auch Unterforderung kann arbeitsbedingten Stress ausmachen“, so der Fachmann. Und Stress ist einer der Hauptgründe dafür, dass die Anzahl der psychischen Erkrankungen sowohl bei den jungen als auch bei den älteren Erwerbstätigen im vergangenen Jahr erneut deutlich zugenommen hat. Zwar sind ältere Beschäftigte stärker betroffen, „allerdings stellen wir auch bei jüngeren Beschäftigten in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg von Krankschreibungen aufgrund psychischer Diagnosen fest“, erklärte Gudrun Ahlers bei der Vorstellung der TK-Berichte. Der DAK Gesundheitsreport bestätigt diesen Trend. Viele Beschäftigten sind den gestiegene Ansprüchen der Arbeitswelt, wie beispielsweise den Anforderungen zur Qualifikation und Flexibilität nicht dauerhaft gewachsen, so die Aussage der Experten. Allerdings ist die Zunahme bei den psychischen Leiden auch ein Stück weit darauf zurückzuführen, dass diese Krankheiten nicht mehr so stigmatisiert sind wie früher und die Betroffenen daher eher ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, berichtet die DAK. Insgesamt habe die Anzahl der Fälle von schwerer Depression oder manisch-depressiven Krankheiten nicht zugenommen, so die Aussage der DAK-Experten. (fp)
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