Bei Kreuzschmerzen müssen nicht immer mechanische Ursachen verantwortlich sein
Nicht immer muss das Kreuz für Kreuzschmerzen verantwortlich sein. Das berichtet Dr. Christian Schmincke, TCM-Experte und Leiter der Klinik am Steigerwald. Die meisten Menschen denken bei Rückenschmerzen an ein mechanisches Problem. Doch oft stecken Stress oder seelische Probleme hinter den Beschwerden. Eben jene lassen sich gut mit Behandlungsformen der Naturheilkunde lindern.
Jeder Mensch kennt Kreuzschmerzen bei seelischer Überlastung oder Nackenverspannungen bei Leistungsdruck. Dennoch denken die meisten bei chronischen Rückenschmerzen an ein mechanisches Problem, das sich mit Tabletten, Physiotherapie oder schlimmstenfalls mit einer Operation beheben lässt. Die Chinesische Medizin hingegen führt Schmerzen im Kreuz oft auf fehlerhafte Spannungszustände der Muskeln zurück, in denen sich wiederum das psychische Befinden widerspiegelt. Zudem spricht sie inneren Vorgängen des Körpers wie verschleppten Infekten oder einer schlechten Stoffwechsellage eine entscheidende Rolle zu.
So meint Dr. Christian Schmincke: „Die Chinesische Medizin macht die Rückenerkrankung nicht nur an Röntgenbildern fest. Viel entscheidender sind Gewebebeschaffenheit und Stoffwechselvorgänge inklusive ihrer Ausscheidungsprozesse.“ Bei schmerzhaften Rückenproblemen ist nach chinesischer Sicht die Ver- und Entsorgung von Muskeln und Bindegewebe gestört. Dies wirkt sich negativ auf Festigkeit, Elastizität und Anpassungsfähigkeit des Gewebes aus. Um die Ursachen dieser Störungen effektiv behandeln zu können, erfordert der ganzheitliche Behandlungsansatz eine ausführliche Anamnese. TCM-Experten interessieren sich daher für die subjektiven Seiten der Krankheit wie Schlafverhalten, Essgewohnheiten, Infektanfälligkeit, Kälteempfindlichkeit und seelisches Befinden. Als wichtigste Säule der Therapie kommt im Anschluss die chinesische Arzneitherapie zum Einsatz.
Mit individuell zusammengestellten Rezepturen aus pflanzlichen Ingredienzien kommen wichtige Ausleitungsprozesse in Gang. Die als Dekokte aufgekochten Kräutersude tragen dazu bei, ursächliche Blockaden an der Vorder- und Rückseite zu lösen und den Energiefluss im Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. So helfen beispielsweise Bestandteile wie Besenbeifuß und die Wurzeln des chinesischen Schnurbaums bei der Ausleitung von entzündlichen Stoffen. „Da bei Rückenerkrankungen die Ver- und Entsorgung von Muskeln und Bindegewebe gestört sind, haben sich auch ausleitende Verfahren wie Schröpfen oder das Ansetzen von Blutegeln als Therapiebegleitung bewährt“, erläutert Dr. Schmincke, der die chinesische Medizin auch um biologische Heilverfahren ergänzt. Akupunktur hilft außerdem akute Schmerzen zu lindern. „Durch gezieltes Nadeln der Körperpunkte verspüren Betroffene schon nach wenigen Sitzungen erste Schmerzlinderungen.“ Parallel mobilisieren Körpertherapien wie Tuina-Massagen oder Psychotonik und Qi Gong festgefahrende Spannungsmuster – denn ungenügende Bewegung und einseitige Belastung bedeuten immer auch Krafteinbuße und verminderte Stabilität, die im Umkehrschluss wieder zu Schmerzen führen. „Etwa 70 Prozent der Betroffenen mit chronischen Rückenleiden verspüren im Anschluss an eine Behandlung nach chinesischen Leitkriterien eine anhaltende Besserung der Symptome über mehr als zwei Jahre und brauchen deutlich weniger Medikamente. So manche Rücken-Operation konnte so vermieden werden“, berichtet Dr. Schmincke.
Wer selber einen Beitrag zur Linderung oder gar Vorbeugung von Rückenproblemen leisten will, dem empfiehlt der Experte stoffwechselentlastende Maßnahmen. Also: vor allem abends wenig essen, wenig Alkohol, kein Nikotin, wenig Kaffee und weniger Fleisch, Wurst und eiweißreiche Milchprodukte. Oft hilft schon der kurzzeitige Verzicht, um eine Wirkung zu erzielen. (sb)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.