Wird täglich viel Zeit im Sitzen verbracht, steigt das Risiko für Rückenschmerzen. Kann eine Reduzierung der Sitzzeiten hier wirksam gegensteuern?
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Universität Turku in Finnland wurde untersucht, wie sich eine sechsmonatige Intervention zur Verringerung der täglich im Sitzen verbrachten Zeit auf Rückenschmerzen und damit verbundene Einschränkungen auswirkt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „BMJ Open“ nachzulesen.
Weniger Sitzen gegen Rückenschmerzen?
Obwohl es wahrscheinlich scheint, dass es sich positiv auf Rückenschmerzen auswirkt, wenn man weniger Zeit im Sitzen verbringt, gibt es bisher nur wenige Studienergebnisse zu diesem Thema, erläutert das Forschungsteam. Die neue Studie sollte hier nun einen Beitrag zur Aufklärung leisten.
Insgesamt 44 Erwachsene mit Übergewicht oder Adipositas und metabolischem Syndrom wurden dafür nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugeteilt – einer Interventions- oder einer Kontrollgruppe. Alle Teilnehmenden trugen Beschleunigungsmesser, um die Zeit ihrer Aktivitäten und die im Sitzen verbrachte Zeit zu messen.
„Unsere Teilnehmenden waren ganz normale Erwachsene mittleren Alters, die viel saßen, sich wenig bewegten und etwas zugenommen hatten“, berichtet Studienautor Jooa Norha in einer aktuellen Pressemitteilung.
Die Teilnehmenden der Kontrollgruppe wurden angewiesen, ihren gewohnten Tagesablauf beizubehalten, während die Interventionsgruppe ihre im Sitzen verbrachte Zeit, möglichst um eine Stunde pro Tag reduzieren sollte, so die Fachleuute.
Die Forschenden befragten die Teilnehmenden außerdem zu auftretenden Rückenschmerzen, zur Intensität der Schmerzen und zu ihren schmerzbedingten Einschränkungen.
Des Weiteren wurde die Glukoseaufnahme in der Rückenmuskulatur mittels spezieller Positronenemissionstomographie und der Muskelfettanteil mittels MRT erfasst, da frühere Untersuchungen auf einen Zusammenhang mit den Rückenschmerzen hingedeutet hatten.
Auswirkungen auf Rückenschmerzen
Während des sechsmonatigen Behandlungszeitraums konnten die Teilnehmenden der Interventionsgruppe die Zeit, die sie mit sitzenden Tätigkeiten verbrachten, um durchschnittlich 40 Minuten pro Tag reduzieren, berichtet das Team.
Insgesamt nahmen die schmerzbedingten Einschränkungen während des Studienzeitraums allerdings in beiden Gruppen zu. Die Fachleute stellten jedoch fest, dass die Intensität der Rückenschmerzen in der Kontrollgruppe in diesem Zeitraum anstieg, während sie sich in der Interventionsgruppe nicht veränderte.
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Bei der Analyse möglicher Mechanismen zur Vorbeugung von Rückenschmerzen fand das Team keine Hinweise auf Zusammenhänge mit Veränderungen des Fett- oder Glukosestoffwechsels in der Rückenmuskulatur.
Eine Intervention zur Verringerung der Sitzzeiten könnte demnach eine Verschlimmerung der Rückenschmerzen verhindern, auch wenn sich die Muskelzusammensetzung oder der Stoffwechsel selbst nicht verbessern, fügen die Forschenden hinzu.
Aktive Bewegung hilft mehr
„Wenn Sie zu Rückenschmerzen oder übermäßigem Sitzen neigen und sich Sorgen um Ihre Rückengesundheit machen, können Sie versuchen, Wege zu finden, um das Sitzen am Arbeitsplatz oder in der Freizeit zu reduzieren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass körperliche Aktivität wie z. B. Spazierengehen (…) besser ist als einfaches Stehen“, resümiert Norha hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jooa Norha, Tanja Sjöros, Taru Garthwaite, Saara Laine, Tiina Verho, et al.: Effects of reducing sedentary behaviour on back pain, paraspinal muscle insulin sensitivity and muscle fat fraction and their associations: a secondary analysis of a 6-month randomised controlled trial; in: BMJ Open (veröffentlicht 28.09.2024), BMJ Open
- University of Turku: Reducing daily sitting may prevent back pain (veröffentlicht 02.10.2024), University of Turku
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.