Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht: Zahlreiche Krebsfälle sind vermeidbar
Vor wenigen Monaten veröffentlichten britische Wissenschaftler eine Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass etwa vier von zehn Krebsfällen verhindert werden hätten können, wenn die Erkrankten einen gesünderen Lebensstil gepflegt hätten. Deutsche Forscher kommen nun zu ähnlichen Schlüssen: fast 40 Prozent der Krebsneuerkrankungen in Deutschland sind auf Lebensstil und Umweltfaktoren zurückzuführen.
Rund 40 Prozent der Krebsneuerkrankungen verhinderbar
Zwar gibt es noch immer zahlreiche Krebsarten, deren Auslöser nicht bekannt sind, doch „wir kennen mittlerweile viele Faktoren, die unterschiedliche Krebserkrankungen auslösen können – aber nicht zwangsläufig müssen“, schreibt die Bayerische Krebsgesellschaft auf ihrer Webseite. Um das persönliche Krebsrisiko zu reduzieren, ist es grundsätzlich sinnvoll, einen gesunden Lebensstil einzuhalten. Dies sehen auch Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) so. Laut den Experten wären gut 40 Prozent der Krebsfälle verhinderbar, wenn bestimmte Risikofaktoren minimiert würden.
Ungesunder Lebensstil und Umweltfaktoren
Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) berechneten, dass rund 165.000 von ungefähr 440.000 im Jahr 2018 zu erwartenden Krebserkrankungen auf Lebensstil und Umweltfaktoren zurückzuführen sind.
Dazu zählen vor allem Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht und Infektionen.
Eine Autorengruppe um Hermann Brenner vom DKFZ berichtet im „Deutschen Ärzteblatt“, wie sich diese Krebsrisikofaktoren konkret auf die Zahl der Krebserkrankungen in Deutschland auswirken.
Ausgewählte Risikofaktoren für Krebs
Die Experten des DKFZ beschäftigten sich in ihren Untersuchungen mit ausgewählten Risikofaktoren für Krebs.
In einer Studie befassten sie sich mit Rauchen und Alkohol, in einer weiteren mit Übergewicht, geringer körperlicher Aktivität sowie ungesunder Ernährung und in einer dritten mit Infektionen und ausgewählten Umweltfaktoren.
Den Hochrechnungen der Forscher zufolge sind von 440.000 erwarteten Krebsneuerkrankungen in diesem Jahr bei 35- bis 84-Jährigen geschätzt rund 165.000 (37,4 Prozent) den untersuchten Risikofaktoren zuzuschreiben.
Zudem wurde angemerkt, dass die Gesamtzahl an umweltbedingten Krebsneuerkrankungen wahrscheinlich höher liegen könnte, da weitere Faktoren wie etwa das Hautkrebsrisiko durch UV-Strahlung nicht berücksichtigt wurden.
Trotz der Berechnungen darf jedoch nicht übersehen werden, dass selbst der gesündeste Lebensstil keinen hundertprozentigen Schutz vor Krebs bietet.
Rauchen ist der größte vermeidbare Risikofaktor
Hier nun die Ergebnisse der DKFZ-Wissenschaftler:
Laut der Hochrechnung macht Rauchen den Großteil der vermeidbaren Krebsfälle aus. Im laufenden Jahr lassen sich demnach schätzungsweise 85.072 Erkrankungen auf Tabakkonsum zurückführen.
Den Angaben zufolge sind 89 Prozent aller Lungenkrebsfälle bei Männern und 83 Prozent aller Lungenkrebsfälle bei Frauen auf das Rauchen zurückzuführen.
Schon in den 1960er Jahren erkannten Gesundheitsexperten, dass es einen Kausalzusammenhang zwischen Tabakkonsum und verschiedenen Krebsarten gibt.
„Heute gilt Rauchen als der größte vermeidbare Krebsrisikofaktor, der mit zwölf verschiedenen Krebserkrankungen kausal assoziiert ist“, heißt es im „Deutschen Ärzteblatt“.
Gesundheitsexperten weisen daher zurecht darauf hin, wie wichtig es ist, das Rauchen aufzugeben.
Hoher Alkoholkonsum
Von den 2018 erwarteten Krebsneuerkrankungen werden fast 9.600 (rund zwei Prozent) einem hohen Alkoholkonsum zugeschrieben.
Alkohol kann laut wissenschaftlichen Erkenntnissen mindestens sieben verschiedene Varianten von Krebs begünstigen.
„Für Frauen gibt es zwar mehr alkoholassoziierte Krebsarten, doch insgesamt ist die Gesamtzahl der alkoholattributablen Krebsfälle bei Männern mehr als fünfmal so hoch wie bei Frauen“, so die Forscher.
Ein Grund für diesen Unterschied sei, dass die durchschnittlich konsumierte Menge bei Männern höher ist als bei Frauen.
Übergewicht und Bewegungsmangel
Auch Bewegungsmangel und Übergewicht erhöhen das Risiko für Krebskrankheiten.
Laut den Forschern des DKFZ werden von den im Jahr 2018 zu erwartenden Neuerkrankungen etwa 30.600 (circa sieben Prozent) auf Übergewicht und etwa 27.100 (circa sechs Prozent) auf geringe körperliche Aktivität zurückzuführen sein.
Ein sportlich aktives Leben kann Krebs-Erkrankungen verhindern.
Ungesunde Ernährung
Den Wissenschaftlern zufolge werden rund 14.500 (etwa drei Prozent) der erwarteten Erkrankungen mit einer geringen Ballaststoffzufuhr in Verbindung gebracht.
Rund 9.500 (circa zwei Prozent) hängen mit geringer Obst- und Gemüsezufuhr, weitere etwa 9.500 mit Wurstverzehr und rund 1.700 (circa 0,4 Prozent) mit hohem Verzehr von rotem Fleisch sowie rund 1.200 (circa 0,3 Prozent) mit hohem Salzkonsum zusammen.
Schon frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass man besser auf bestimmte Fleischwaren wie gepökelte Wurst verzichten und auf eine Ernährung mit hohem Vollkornanteil setzen sollte, um sich vor Krebs zu schützen.
Infektionen und ausgewählte Umweltfaktoren
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass von allen im Jahr 2018 in Deutschland zu erwartenden Krebsneuerkrankungen mindestens 5 % auf Infektionen und ausgewählte Umweltfaktoren zurückzuführen sind“, heißt es von Seiten der DKFZ-Experten.
Davon seien mehr als 17.600 Krebsfälle auf Infektionen zurückzuführen. Den Angaben zufolge tragen das Bakterium Helicobacter pylori, das zu Magenkrebs führen kann und humane Papillomaviren (HPV) zu den meisten dieser Erkrankungen bei.
Durch die HPV-Impfung ließen sich viele Krebsfälle verhindern.
Über 5.400 Krebsfälle werden auf umweltbedingte Risikofaktoren wie das radioaktive Gas Radon in Innenräumen, Feinstaub, Solariennutzung und Passivrauchen zurückgehen.
Konsequentere Prävention
„Die Autoren plädieren abschließend für eine konsequentere Prävention im Hinblick auf Tabak-, Alkoholkonsum, Übergewicht, ungesunde Ernährung und geringe körperliche Aktivität“, heißt es im „Deutschen Ärzteblatt“.
„Auch in Bezug auf Infektionen und Umweltfaktoren fordern sie gezielte Präventionsmaßnahmen.“
Allerdings sei dafür noch weitere Forschung zur umfassenderen Identifizierung und Quantifizierung von Umweltrisiken notwendig.
Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Anzahl der Krebs-Neudiagnosen hierzulande seit 1970 fast verdoppelt hat.
Allerdings ist die Krebssterblichkeit in Deutschland und der EU in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.
Dies gilt in der Bundesrepublik insbesondere bei Darmkrebs, wie ein internationales Forscherteam vor kurzem im Fachblatt „Annals of Oncology“ berichtete.
Die höchste Mortalität in der EU hat laut den Prognosen der Forscher Lungenkrebs mit 32 von 100.000 Männern und 15 von 100.000 Frauen. Etwa jeder fünfte krebsbezogene Tod in der EU geht demnach auf das Konto von Lungenkrebs. (ad)
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