Resistente Erreger in Fertigprodukten mit Salat nachgewiesen
Rohkost und Salate sind gesund und wichtig für eine ausgewogene und kalorienarme Ernährung. Viele Hersteller bieten mittlerweile den „Salat to go“ an. Fertiggeschnitten, abgepackt und mit portioniertem Dressing bietet die gesunde Fast-Food-Variante eine gesündere Alternative zu vielen anderen Fertiggerichten. Leider stellte eine Studie kürzlich fest, dass sich in diesen Produkten oft Keime befinden – manche sogar mit Antibiotika-Resistenzen. Welche Gesundheitsgefahren gehen von diesen Produkten aus und wer sollte lieber darauf verzichten? Ein Expertenteam klärt auf!
Ein Forschungsteam um Professorin Dr. Kornelia Smalla vom Julius-Kühn-Institut (JKI) untersuchte die Keimbelastung in Fertigprodukten mit Salat, die unerhitzt konsumiert werden. Schon öfter wurde festgestellt, dass solche Produkte mit Hygiene-relevanten Keimen kontaminiert sein können. Die Forschenden gingen diesem Befund auf den Grund und schauten sich die Risiken an, die von Salatkeimen ausgehen. Die Ergebnisse beschreibt das Team als besorgniserregend. Es wurden nicht nur krankheitserregende Keime gefunden – unter den nachgewiesenen Erregern befanden sich auch antibiotikaresistente Bakterienstämme. Die Studie wurde kürzlich in dem Fachjournal „mBio“ der American Society for Microbiology publiziert.
Sind fertige Frischeprodukte ein Gesundheitsrisiko?
Es ist schon seit längerem bekannt, dass sich antibiotikaresistente Bakterien in der Gülle, im Klärschlamm, im Boden und in Gewässern befinden. Nun zeigte das JKI-Team, dass solche Keime auch in nicht erhitzte Fertigprodukte gelangen können. Besonders fertige Rohkostprodukte und Salate sind betroffen. Aufgrund dieses Befundes gab das Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) kürzlich eine Warnmeldung heraus, die über den richtigen Umgang mit solchen Produkten aufklären soll.
Welche Salate wurden untersucht?
Die Arbeitsgruppe um Professorin Smalla untersuchte mehrere gemischte Fertigsalate, abgepackten Rucola und Koriander aus verschiedenen Supermärkten. In vielen Produkten wurde der Darmkeim Escherichia coli gefunden. Dieses Kolibakterium hat zahlreiche krankheitserregende Stämme und ist häufiger Verursacher von schweren Infektionskrankheiten mit Durchfall als Leitsymptom – wie beispielsweise EHEC. Unter den gefunden Bakterien befanden sich laut dem Forschungsteam eine beachtliche Vielfalt an Bakterienstämmen mit Resistenzgenen.
Wie kommen resistente Darmkeime in das Gemüse?
Die JKI-Forscher erläutern, dass in der Viehzucht häufig Antibiotika mit dem Wirkstoff Tetrazyklin eingesetzt werden. Der ständige Einsatz fördere die Resistenzenbildung bei den Darmbakterien der Tiere. Die zunehmend resistenten Keime werden von den Tieren ausgeschieden und gelangen so in die Gülle. Mit dieser werden wiederum die Pflanzen gedüngt, die für Fertigsalate verwendet werden.
Salatkeime können ihre Resistenzen an menschliche Darmkeime weitergeben
Besonders besorgniserregend sind laut Smalla die gefunden resistenten Plasmide bei den Erregern. Dies sind Erbanlagen, die Bakterien an andere Stämme weitergeben können. Dieser Vorgang wird als horizontaler Gentransfer bezeichnet. Es bestehe die Gefahr, dass Plasmide von resistenten Keimen ihre Resistenz an andere Krankheitserreger im menschlichen Darm übertragen.
Bundesinstitut klärt über den richtigen Umgang auf
„Generell sollten Verbraucherinnen und Verbraucher Rohkost, Blattsalate und frische Kräuter vor dem Verzehr gründlich mit Trinkwasser waschen, um das Risiko der Aufnahme von Krankheitserregern oder antibiotikaresistenten Bakterien zu minimieren“, erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer Pressemitteilung.
Diese Personen sollten besser auf fertige Frischeprodukte verzichten
„Schwangere und Personen, deren Abwehrkräfte durch hohes Alter, Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme geschwächt sind, sollten zum Schutz vor lebensmittelbedingten Infektionen auf den Verzehr von vorgeschnittenen und verpackten Salaten vorsichtshalber verzichten“, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Natürlich sollte man deshalb nicht generell auf Salat verzichten. Besser sei es, Salate aus frischen und gründlich gewaschenen Zutaten selbst zuzubereiten.
Immunschwache Personen sollten besonders vorsichtig sein
Durch das Waschen allein ließen sich aber nicht alle Keime entfernen. „Besonders immungeschwächte Personen sollten, gemäß Anweisung ihrer behandelnden Ärzte, Gemüse und frische Kräuter vor dem Verzehr ausreichend erhitzen“, so das Bundesinstitut. Dabei müsse mindestens eine Temperatur von 70 Grad Celsius im Inneren der Lebensmittel über einen Zeitraum von zwei Minuten erreicht werden, damit alle Keime abgetötet werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.