Das Salz in der Wunde: Eine neue Studie belegt einen schützende Wirkung von Salz vor Infektionen
04.03.2015
Wer viel Salz zu sich nimmt, erhöht dadurch sein Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und Bluthochdruck. Eine aktuelle Untersuchung von Wissenschaftlern der Universitäten Regensburg und Erlangen sowie der Vanderbilt University in den USA belegen jedoch auch einen positiven Nutzen von Salz. Demnach schützt es vor Infektionen.
Salz wird verstärkt in infektiösem Gewebe eingelagert
Ein erhöhter Salzkonsum wird mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Jonathan Jantsch, Ärztlicher Mitarbeiter am Institut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums Regensburg, und Jens Titze, Universität Erlangen und Vanderbilt University, stellten sich deshalb die Frage, warum der Körper dennoch Salz einlagert.
Ganz zufällig machten die Forscher eine Beobachtung bei Mäusen: Während die Tiere auf eine Niedrigsalzdiät gesetzt wurden, speicherten Nager mit wunden Stellen der Haut ähnliche Mengen Salz wie bei einer Hochsalzdiät. Die Forscher vermuteten, dass Salz in infektiösem Gewebe angereichert wird und ein Zusammenhang zur Immunabwehr bestehen könnte. Wie sich herausstellte, steigert das Salz tatsächlich die Abwehrleistung der Makrophagen. Das sind weiße Blutzellen, die durch Bildung giftiger Substanzen infektiöse Erreger abbauen.
„Mit unseren Forschungsergebnissen decken wir eine nützliche Rolle der Salzeinlagerung im Körper auf. Daraus leitet sich aber nicht ab, dass ein hoher Salzkonsum gut für die Gesundheit ist. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass im infizierten Gewebe große Mengen an Salz lokal und Diät-unabhängig angehäuft werden können. Dadurch wird die Immunabwehr an den betroffenen Stellen gesteigert", berichtet Jantsch.
Salz stärkt lokal die Immunabwehr bei Infekten
Nachdem die Mäuse Antibiotika erhielten, reduzierte sich die Salzeinlagerung bei Infekten umgehend. Medikamente, mit denen die infektiösen Erreger effektiv bekämpft werden, mindern demnach den Bedarf, die Immunabwehr durch Einlagerung von Salz zu unterstützen.
„Die Studie eröffnet uns einen ganz neuen Blick auf die Rolle des Salzes im Körper", erklärt Jantsch. „Eine große Menge Salz erhöht erwiesenermaßen das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten und steht in Zusammenhang mit Bluthochdruck. Erstmals haben wir nun aber auch einen möglichen Nutzen entdeckt."
Frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass mit zunehmendem Alter mehr Salz eingelagert wird, was in Zusammenhang mit kardiovaskulären Erkrankungen steht. Die neuen Studienergebnisse legen nahe, dass die Salzanreicherung durch chronische Entzündungen auch hier begünstigt und damit auch das Fortschreiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefördert wird.
Weitere Untersuchungen sollen zeigen, wie die neuen Erkenntnisse in der Praxis eingesetzt werden können. „Denkbar wäre beispielsweise die gezielte Förderung der Salzanreicherung bei Infektionen. Des Weiteren ist das Wissen um Vorgang und Zweck der Salzspeicherung eine therapeutische Chance bei Autoimmunerkrankungen oder bei kardiovaskulären Krankheiten“, so Jantsch.
>Bild: I-vista / pixelio.de
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