Einschätzung der zukünftigen Bedrohung durch SARS-CoV-2
Wie wird sich der SARS-CoV-2-Ausbruch in zehn Jahren entwickelt haben, wenn dieser von der Pandemie zur Endemie (örtlich begrenzt auftretende Infektionen) übergegangen ist und in der Bevölkerung auf einem konstanten Infektionsniveau bestehen bleibt. Diese Frage versuchten Fachleute mit der Hilfe eines Modells zu beantworten.
Anhand des Modells hat das Forschungsteam um Jennie S. Lavine von der Emory University in Atlanta (USA) versucht abzuschätzen, wie sich der Ausbruch von SARS-CoV-2 in zehn Jahren entwickelt. Die Ergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht.
Analyse bereits bekannter Coronaviren einbezogen
Um zu beantworten, wie die Bedrohung durch SARS-CoV-2 in zehn Jahren verlaufen wird, kann die Analyse von vier bekannten endemischen humanen Coronaviren, welche weltweit zirkulieren und nur leichte Symptome verursachen, einige wichtige Antworten liefern, erläutern die Forschenden.
Die aktuelle Analyse der immunologischen und epidemiologischen Daten für diese Viren half dem Team ein Modell zu entwickeln, um die Bedrohung durch SARS-CoV-2 vorherzusagen, wenn das Coronavirus endemisch wird.
Komponenten immunologischen Schutzes berücksichtigt
Am wichtigsten ist dabei, dass das Modell verschiedene Komponenten des immunologischen Schutzes berücksichtigt. Diese umfassen die Anfälligkeit für eine Reinfektion, die Abschwächung der Krankheit nach einer Reinfektion und die Übertragbarkeit des Virus nach einer Reinfektion, welche jeweils unterschiedlich abnehmen, erklären die Fachleute.
Das Team mutmaßt, dass SARS-CoV-2 in Zukunft vor allem zu Krankheiten in der frühen Kindheit führen könnte, die erste Infektion zwischen drei und fünf Jahren auftritt, und die Krankheit selbst mild verlaufen würde. Ältere Personen könnten sich ach Angaben der Forschungsgruppe zwar immer noch infizieren, aber ihre Infektionen in der Kindheit würden einen Immunschutz gegen eine schwere Erkrankung bieten
Wird SARS-CoV-2 schnell endemisch werden?
Wie schnell eine solche Verschiebung eintritt, hängt davon ab, wie schnell sich das Virus ausbreitet und welche Art von Immunreaktion die SARS-CoV-2-Impfstoffe hervorrufen. Die Forschenden schlossen aus dem Modell, dass wenn die Impfstoffe lediglich einen kurzzeitigen Schutz vor einer Reinfektion induzieren, aber trotzdem den Schweregrad der Erkrankung reduzieren (wie es bei anderen endemischen Coronaviren der Fall ist) SARS-CoV-2 schneller endemisch werden könnte.
Wird eine Impfung weiterhin nötig sein?
Falls eine Primärinfektion bei Kindern mild verlaufen würde, wenn das Virus endemisch wird, wäre eine weit verbreitete Impfung möglicherweise nicht notwendig, resümiert das Team. Sollten aber Primärinfektionen bei Kindern schwerwiegend werden, wie es der Fall bei MERS oder anderen gefährlicheren, aber eingedämmten Coronaviren der Fall ist, wäre nach Ansicht der Forschenden dei Fortsetzung der Impfungen bei Kindern sinnvoll. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jennie S. Lavine, Ottar N. Bjornstad, Rustom Antia: Immunological characteristics govern the transition of COVID-19 to endemicity, in Science (veröffentlicht 12.01.2021), Science
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.