Großteil der Kinderwagen mit Schadstoffen belastet
28.01.2015
Bei Kinderwagen bestehen nicht nur erhebliche preisliche Unterschiede, sondern auch in Bezug auf die Funktionalität und Qualität lassen sich deutliche Schwankungen feststellen. Vielfach wurden die Kinderwagen in einer Untersuchung der „Stiftung Warentest“ den Anforderungen der Tester nicht gerecht. Zehn von 14 Wagen sind „mangelhaft“ und kein einziger war „gut“, so die Mitteilung der Stiftung.
Kinderwagen sind heute Hightech-Geräte, für die Eltern schnell hunderte von Euro ausgeben, denn schließlich wollen sie nur das Beste für ihr Kind, erläutert die Stiftung Warentest. Die Preisspanne der getesteten 14 Kinderwagen reichte von 249 Euro bis 910 Euro, doch keiner der der Kinderwagen erhielt das Urteil „gut“, keiner war schadstofffrei und keiner war wirklich kindgerecht, so die Mitteilung der Stiftung Warentest.
Zehn Kinderwagen „mangelhaft“
In zehn Kinderwagen fanden die Tester nach eigenen Angaben so viele Schadstoffe, dass sie insgesamt „mangelhaft“ bewertet wurden. In Griffen, Gurten, Bezügen und Regenhauben seien „unter anderem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Phthalate (Weichmacher)“ nachgewiesen worden. „Diese kritischen Substanzen sind teilweise krebserregend und gefährden die Fort pflanzung“, berichtet die Stiftung Warentest weiter. Insgesamt sei das Ergebnis des aktuellen Tests „noch miserabler als beim Buggytest von 2006“ aufgefallen. Damals schnitten von fünfzehn getesteten Buggys fünf mit dem Urteil „gut“ ab. Dennoch habe sich die Branche nach diesen alarmierenden Resultaten und der folgenden Kritik offenbar nicht zum Umlenken veranlasst gesehen. Obwohl aus technischer Sicht keiner der Schadstoffe notwendig scheine, da keiner in allen Wagen gleichermaßen vorhanden war, kommen diese dennoch weiterhin zum Einsatz.
Puppenkinderwagen mit strengeren Grenzwerten
Auch wenn die nach ge wiesenen Schadstoffe keine akute Gesundheitsgefahr darstellen, drohen laut Angaben der Stiftung Warentest „bei einer längeren Be las tung gesundheitliche Schäden.“ Allerdings bewegen sich die Hersteller im rechtlich erlaubten Rahmen, da sie sich bislang nur an Vorschriften bezüglich einiger Schwermetalle halten müssen, jedoch nicht an die strengeren Vorschriften für Spielzeug, welche zum Beispiel auch Grenzwerte für einige Phthalate festlegen. „Der Schadstoffgehalt von Puppen kinder wagen ist demnach weitergehend geregelt als der für den, in dem das Kind selbst sitzt“, so die Kritik der Stiftung Warentest.
Schadstoffe in Kontaktmaterialien
In der aktuellen Untersuchung bewerteten die Tester Kontaktmaterialien der Kinderwagen (zum Beispiel Bezugs stoffe, Griffe und Regenhauben) anhand der gleichen Kriterien, die auch für Kinderspielzeug gelten. Das Ergebnis war vielfach ernüchternd. Weil die untersuchten Kinder wagen trotz der hohen Schadstoffbelastungen gegen keine rechtlichen Vorgaben verstoßen, bestehen für Eltern im Nachgang jedoch nur wenig Möglichkeiten. Einen Anspruch auf Umtausch oder Rückgabe wegen des hohen Schadstoffgehalts haben sie nicht. Die Kunden können hier laut Mitteilung der Stiftung Warentest lediglich auf Kulanz der Händler und Anbieter hoffen. Möglicherweise seien diese bereits, belastete Bauteile auszutauschen.
Wenig kindgerechte Kinderwagen
Den Prüfern der Stiftung Warentest zufolge waren alle getesteten Kinderwagen zudem „wenig kindgerecht“. Keiner der Kinderwagen konnte in diesem Prüfpunkt mit „sehr gut“ oder „gut“ abschneiden. Oft seien zum Beispiel die Sitze zu klein und zu schmal, so dass große Kleinkinder nicht mehr hineinpassen. Häufig sind zudem die Lehnen zu niedrig und die Tragetaschen oder -wannen zu kurz und zu eng, berichtet die Stiftung Warentest. Bei dem Emmaljunga-Regenschutz habe es sogar reingeregnet und der Herlag-Wagen verfügte über gar keinen Regenschutz. Die besten Testergebnisse konnten laut Mitteilung der Stiftung Warentest „der Cameleon von Bugaboo und der Teutonia Mistral S“ einfahren (Qualitätsurteil: befriedigend; Note: 3,2).
Testsieger mit „befriedigender“ Bewertung
Der Bugaboo sei „leicht, gut an Bordsteinkanten, nach dem Umbau fürs Fahren im Sand geeignet und sehr klein zusammenklappbar.“Allerdings waren auch hier im Kindbereich Weichmacher nachweisbar und das getestete Modell kostete stolze 910 Euro. Der Teutonia Mistral S (550 Euro) konnte ein vergleichbares Gesamtergebnis in der Bewertung erreichen, wobei dieser im Gegen satz zum Bugaboo allerdings in puncto kindgerechte Gestaltung, Handhabung und Schadstoffe etwas schlechter abschnitt, dies jedoch in anderen Punkten ausgleichen konnte. Als verhältnismäßig kostengünstiges Modell erreichte der „Zekiwa Alu-Cross“ (299 Euro) ebenfalls ein „befriedigend“ (Note: 3,3) in dem aktuellen Test. Die geringste Schadstoffbelastung wies laut Mitteilung der Stiftung Warentest der Kinderwagen „Hartan Topline S“ (550 Euro) auf, wobei dieser allerdings aufgrund anderer Mängel insgesamt nur eine „ausreichende“ Bewertung (Note: 3,8) erhielt. (fp)
Bild: Jörg Brinckheger / pixelio.de
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