Erhöhtes Risiko von Geschlechtskrankheiten durch Schamhaar-Entfernung
Das Stutzen und Entfernen der Schamhaare im Intimbereich ist heute eine durchaus übliche Praxis. Üppige Schambehaarung entspricht schlichtweg nicht mehr dem gängigen Schönheitsideal. Doch geht die Schamhaar-Entfernung laut einer aktuellen Studie mit einem erhöhten Risiko von Geschlechtskrankheiten einher.
Die Forscher der University of California in San Francisco untersuchten in ihrer aktuellen Studie möglich Zusammenhänge zwischen der Schamhaar-Entfernung und dem Risiko sexuell übertragbarer Krankheiten (sexual transmitted infections, STI). Das Ergebnis war eindeutig: Rasieren, Waxing und Co. gehen mit vermehrten Geschlechtskrankheiten einher. Allerdings bleibt die Frage nach den Ursachen offen. Winzige Verletzungen könnten der Grund sein, vermuten die Forscher. Aber auch andere Ursachen seien möglich. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler in dem Fachmagazin „Sexual Transmitted Infections“ des BMJ veröffentlicht.
Schamhaarpflege, Sexualverhalten und Geschlechtskrankheiten erfasst
Anhand von mehr als 7.500 Freiwilligen aus den USA im Alter zwischen 18 und 65 Jahren analysierten die Forscher die Auswirkungen der Schamhaar-Entfernung auf das Risiko der Geschlechtskrankheiten. Die Probanden wurden zu ihrer Schamhaarpflege, dem Sexualverhalten und erlittenen STI befragt. Das Forscherteam um Benjamin Breyer vom Institut für Urologie an der University of California definierte eine „extreme Schamhaarpflege“ als Entfernung aller Schamhaare mehr als elf Mal pro Jahr. Tägliche oder wöchentliches Trimmen wurde der Kategorie „Hochfrequenz-Schamhaarpflege“ zugeschrieben.
Ein Großteil der Probanden trimmt die Schamhaare
Unter den Geschlechtskrankheiten wurden Infektionen mit Herpes, humanen Papillomviren, Syphilis, Molluscum contagiosum (Dellwarzen), Gonorrhoe (Tripper), Chlamydien und HIV zusammengefasst. Gesondert betrachteten die Wissenschaftler zudem das Risiko von Filzläusen. Die Mehrheit der Teilnehmer (74 Prozent) nahm laut Angaben der Forscher eine Schamhaar-Entfernung vor, wobei der Anteil bei Frauen mit 84 Prozent deutlich höher lag als bei den Männern (66 Prozent). Unter denjenigen, die ihre Schamhaare trimmen, betrieben 17 Prozent eine „extreme Schamhaarpflege“ und 22 Prozent eine „Hochfrequenz-Schamhaarpflege“, berichten die Wissenschaftler. Durchschnittlich seien die Probanden, die sich die Schamhaar entfernen, wesentlich jünger gewesen, als diejenigen, die auf die Entfernung der Schamhaare verzichteten.
Männer setzen auf elektrische Rasierer, Frauen auf Handrasierer
Zur Beseitigung der Schamhaare nutzten die meisten Männer einen elektrischen Rasierer (42 Prozent), während die meisten Frauen (61 Prozent) eher zu einem Handrasierer griffen. Die Nutzung von Scheren zur Schamhaarpflege war bei Männern und Frauen etwa gleich weit verbreitet (19 Prozent und 18 Prozent). Das sogenannte Waxing setzten bei den Frauen immerhin fünf Prozent der Befragten ein, während Null Prozent der Männer diese Methode verwendeten. Die Haarentfernung mittels anderer Methoden, wie beispielsweise per Laser, war laut Aussage der Forscher bei Männern und Frauen statistisch nicht signifikant.
Erhöhtes Risiko sexuell übertragbarer Infektionen
Insgesamt berichteten dreizehn Prozent der Teilnehmer von erlittenen STI, wobei elf Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen betroffen waren. Gegenüber den Probanden, die nicht ihre Schamhaare entfernen, zeigten die Schamhaar-Trimmer hierbei deutlich vermehrte Infektionen (14 Prozent gegenüber 8 Prozent). Insbesondere die „extreme Schamhaarpflege“ ging laut Aussage der Forscher mit einer erhöhten Verbreitung der STI (18 Prozent) einher. Lediglich bei den Filzläusen zeigten die Extremen- und Hochfrequenz-Schamhaarpfleger kein erhöhtes Infektionsrisiko.
Mikroverletzungen eine mögliche Ursache
Nach Ansicht der Forscher bestehen mehrere Erklärungsmöglichkeiten für das erhöhte Infektionsrisiko bei der Schamhaar-Entfernung. So entstehen hierbei epidermale Mikroverletzungen, was Krankheitserreger das Eindringen in den Organismus erleichtert, erläutern die Wissenschaftler. Auch spiele möglicherweise das riskantere Sexualverhalten der Schamhaar-Trimmer einer Rolle. Zwar wurden die Daten laut Aussage der Forscher in Bezug auf die Anzahl der wechselnden Sexualpartner bereinigt, aber das Risikoverhalten sei hier nur schwer abzuschätzen. Eine Übertragung von Krankheitserregern über die Nutzung von Rasierer und Co. halten die Wissenschaftler indes eher für unwahrscheinlich. Nun bedürfe es weiterer „Studien mit detaillierteren STI-Risikoinformationen, um diese möglichen Mechanismen zu entflechten“, so das Fazit der Forscher. (fp)
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