Welche Auswirkungen hat Schichtarbeit auf die Gesundheit?
Schichtarbeit ist häufig mit einem abweichenden Schlaf-Wach-Rhythmus verbunden. Dies erhöht das Risiko für eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen. Das gilt laut einer aktuellen Studie auch für schwere Schlaganfälle. Und einige negative Auswirkungen der Schichtarbeit auf den Schlaf-Wach-Rhythmus scheinen sich nie wieder zu normalisieren.
In der Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Texas A&M University wurden die Auswirkungen eines verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus im frühen Erwachsenenalter auf die zirkadiane Rhythmik, Entzündungssignale und die Pathologie des ischämischen Schlaganfalls im mittleren Alter untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachblatt „Neurobiology of Sleep and Circadian Rhythms“ nachzulesen.
Schichtarbeit beeinflusst die innere Uhr
„Schichtarbeit, insbesondere Wechselschichtarbeit, bringt unsere innere Uhr durcheinander, und das hat erhebliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sowie auf den Zusammenhang mit menschlichen Krankheiten“, erläutert Studienautor Professor David Earnest in einer Pressemitteilung.
Warum biologische Prozesse zur richtigen Zeit stattfinden sollten
Wenn die inneren Uhren des Körpers richtig synchronisiert sind, koordinieren sie alle biologischen Prozesse zur richtigen Tages- oder Nachtzeit. Sind sie dagegen falsch eingestellt, beispielsweise durch Schichtarbeit oder andere Störungen, führt dies zu Veränderungen in der Physiologie, den biochemischen Prozessen und verschiedenen Verhaltensweisen, erklärt der Mediziner weiter.
Das Team hatte bereits in einer früheren Studie festgestellt, dass in Tiermodellen (Ratten) mit rotierenden Schichtarbeitsplänen vermehrt schwerere Schlaganfälle auftraten, verglichen mit Tieren, die einem regelmäßigen 24-Stunden-Zyklus von Tag und Nacht unterlagen.
Dabei zeigte sich auch, dass männliche Tiere schlechtere Ergebnisse aufwiesen und die Sterblichkeitsrate wesentlich höher ausfiel, so die Fachleute.
Unterschiede zu vorherigen Untersuchungen
In der aktuellen Forschungsarbeit wurde nun ein neuer Ansatz gewählt. Anstatt die unmittelbaren Auswirkungen von Schichtarbeit auf Schlaganfälle zu untersuchen, wurden die Auswirkungen erst analysiert, wenn die Tiere wieder einen regelmäßigen 24-Stunden-Rhythmus aufwiesen und sich bereits im mittleren Alter befanden.
Bei der Analyse wurden insbesondere das Auftreten und die Schwere von Schlaganfällen sowie deren Folgen untersucht.
Folgen jahrelanger Schichtarbeit
„Was bereits in epidemiologischen Studien festgestellt wurde, ist, dass die meisten Menschen nur fünf bis acht Jahre lang Schichtarbeit leisten und dann zu normalen Arbeitszeiten zurückkehren“, so Professor Earnest.
„Wir wollten herausfinden, ob das ausreicht, um die Probleme, die diese Störungen des zirkadianen Rhythmus mit sich bringen, auszulöschen, oder ob diese Auswirkungen auch nach der Rückkehr zu normalen Arbeitszeiten weiter bestehen“, fügt der Experte hinzu.
Schlaf-Wach-Rhythmus wird nie wieder normal
Das Team stellte fest, dass die gesundheitlichen Auswirkungen der Schichtarbeit tatsächlich über längere Zeit bestehen bleiben. Der Schlaf-Wach-Rhythmus der Tiere habe sich nie wieder wirklich normalisiert, betonen die Fachleute.
Sie wiesen anhaltende Veränderungen ihres Schlaf-Wach-Rhythmus auf, mit Perioden abnormaler Aktivität, wenn sie normalerweise geschlafen hätten, berichten die Forschenden.
Verstärkte Auswirkungen von Schlaganfall
Wenn die Ratten mit einem veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus einen Schlaganfall erlitten, fielen die Ergebnisse viel schlechter aus, als bei Tieren aus der Kontrollgruppe, so das Forschungsteam weiter.
Die Fachleute identifizierten in der Untersuchung zudem erhöhte Werte von Entzündungsmediatoren aus dem Darm bei Tieren in der Schichtarbeitsgruppe.
Verränderte Interaktion zwischen Gehirn und Darm die Ursache?
„Wir glauben, dass ein Teil des zugrunde liegenden Mechanismus für die Störung des zirkadianen Rhythmus, welche zu schwereren Schlaganfällen führt, mit veränderten Interaktionen zwischen Gehirn und Darm zu tun haben könnte“, erläutert Profesor Earnest.
Die Studie habe nicht nur Relevanz für Personen, die in Schichtarbeit tätig sind, sondern auch für Menschen, deren Tagesablauf oder Zeitplan vielen Änderungen unterliegt, berichten die Forschenden weiter.
„Selbst diejenigen von uns, die nach einem geregelten Zeitplan arbeiten, neigen dazu, am Wochenende lange aufzubleiben, was zu einem so genannten sozialen Jetlag führt, der unsere Körperuhren ebenfalls aus dem Takt bringt, so dass sie die Zeit nicht mehr genau einhalten. All dies kann zu den gleichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit führen wie Schichtarbeit“, warnt Profesor Earnest.
Daher sollte man einen regelmäßigen Zeitplan mit Wach-, Schlaf- und Essenszeiten einhalten, welcher von Tag zu Tag keinen drastischen Änderungen unterliegt, rät der Experte.
Zusätzlich sollten übliche kardiovaskuläre Risiken vermieden werden, wie beispielsweise fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen, fügt der Mediziner hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- David J. Earnest, Shaina Burns, Sivani Pandey, Kathiresh KumarMani, Farida Sohrabji: Sex differences in the diathetic effects of shift work schedules on circulating cytokine levels and pathological outcomes of ischemic stroke during middle age; in: Neurobiology of Sleep and Circadian Rhythms (veröffentlicht , Neurobiology of Sleep and Circadian Rhythms
- Texas A&M University: Shift Work Increases The Severity Of Strokes Later In Life (veröffentlicht 05.07.2022), Texas A&M University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.