Schielen sollte behandelt werden
Schielen kann das Sehvermögen von Kindern erheblich schädigen und zu Doppelsichtigkeit führen – besonders bei Babys, die Sehen erst lernen müssen.
Neugeborene lernen nämlich in den ersten Wochen, die Augenbewegungen zu lenken – bei der Geburt sehen sie nur verschwommen.
Schielen verhindert dreidimensionales Sehen
Ist ein Auge fehl gestellt, dann sprechen wir von Schielen. Das sieht nicht nur unschön aus, es setzt auch die in den Augen verarbeiteten Bilder der Außenwelt falsch zusammen.
Die Hirnforschung weiß heute: Das Gehirn fügt die von beiden Augen empfangenen Bilder erst zu einem dreidimensionalen Gebilde zusammen. Das kann es aber nur, wenn die Augen gerade stehen. Steht ein Auge schief, verschiebt sich die Perspektive so, dass das Gehirn die empfangenen Informationen nicht mehr zu einer Einheit verbinden kann. Wir sehen Doppelbilder.
Was sagen die Ärzte?
Ärzte unterscheiden zwischen einwärts gerichtetem und auswärts gerichtetem Schielen. Ein latentes Schielen ist dabei am häufigsten und wird nur selten behandelt. Die Betroffenen schielen dabei nicht immer, sondern nur, wenn das Auge überlastet ist. Das Gehirn kann die Sehstellung aber normalerweise ausgleichen, und nur jeder zehnte Betroffene leidet unter Sehstörungen.
Begleitschielen und Lähmungsschielen bedürfen hingegen einer Behandlung. Das Lähmungsschielen lähmt den Augenmuskel und ist meist erworben, zum Beispiel durch eine Verletzung. Das Begleitschielen tritt vor allem bei Babys auf,
Latentes Schielen ist weit verbreitet. 7 von 10 Menschen kennen die Symptome, wenn sie lange auf den Bildschirm starren oder Alkohol trinken. Das Gehirn von Betrunkenen kann die Augen nicht mehr koordinieren, und beim Alkoholismus sehen wir Dinge deshalb doppelt.
Das Begleitschielen hingegen ist entweder angeboren oder tritt in den ersten beiden Jahren auf – und zwar bei 4 von 100 Kindern.
Doppelsichtigkeit
Die Folge ist Doppelsichtigkeit. Statt einem einheitlichen Bild verarbeitet das Hirn die Bilder getrennt. Das Gehirn arbeitet stets daran, Fehlfunktionen zu reparieren, beim Doppelsehen führt dieser Prozess aber zu Folgeschäden: Es bremst das falsche Bild des schielenden Auges, und so bildet sich oft zusätzlich eine Sehschwäche auf dem jetzt untrainierten Organ heraus.
Blindheit kann die Folge sein
Diese erworbene Sehschwäche auf dem schielenden Auge wird immer schlimmer, je mehr das Gehirn dessen Sehleistungen unterdrückt. Die Betroffenen leiden darunter so lange, bis ein Augenarzt die Fehlstellung behandelt. Aufgrund ihrer Sehschwäche sind die Berufsperspektiven der Patienten eingeschränkt. Mehr noch: Das Risiko steigt, für immer zu erblinden.
Vorsorge
Die Fehlstellung eines Auges lässt sich von Laien nicht immer erkennen. Ärzte empfehlen deswegen, ein Kind spätestens im dritten Lebensjahr durch einen Augenarzt untersuchen zu lassen.
Schielen nur Kinder?
Auch Erwachsene leiden unter einer erworbenen Fehlstellung der Augen – aus diversen Gründen. Oft wissen sie nichts von den Signalen dafür. Wer verschwommen sieht, beim Lesen oder Fernsehen dicht heran gehen muss, extrem lichtempfindlich ist oder häufig die Augen zusammen kneift, kann an einem schielenden Auge leiden.
Auch diverse andere Ursachen können vorliegen, zum Beispiel ein Reiz durch chemische Substanzen, eine Hornhautverkrümmung oder nachlassende Sehstärke. Wer die entsprechenden Beschwerden hat, sollte indessen in jedem Fall zu einem Augenarzt gehen.
Absichtliches Schielen für Augen nicht schlimm
Eltern brauchen allerdings keine Angst haben, wenn ihr Kind absichtlich schielt, wenn es Grimassen schneidet. Hier benutzt das Kind die Augenmuskeln willentlich, und die Stellung der Augen ändert sich dadurch nicht.
Behandlung
Schielen lässt sich durch eine harmlose Operation des Augenmuskels korrigieren. Dabei gilt: Je früher operiert wird, umso besser sind die Chancen, dass sich der Sichtwinkel anpasst. Eine solche Operation ist die einzige Möglichkeit, das Schielen nachhaltig zu beseitigen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.