Schlechte Linsenpflege gefährdet das Auge
Wer weiche Kontaktlinsen zu lange trägt und sich nicht an empfohlene Hygienestandards hält, riskiert eine Pilzinfektion im Auge, die im schlimmsten Fall zur Erblindung führen kann. Davor warnt ein bayrisches Forschungsteam.
Forschende des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg warnen vor einem Schimmelpilz der Gattung Fusarium, der Kontaktlinsen bei falscher Nutzung kontaminieren kann. Das kann starke Rötungen des Auges, erhebliche Schmerzen, Sehverschlechterungen oder sogar eine Augen-Amputation nach sich ziehen. Dies berichtet das Team in dem „Journal of Clinical Microbiology“.
Junge Kontaktlinsenträger besonders gefährdet
„Anders als bei vielen anderen Pilzinfektionen sind hier oft junge, gesunde Patienten betroffen“, erläutert Professor Oliver Kurzai von der Universität Würzburg. Die Behandlung einer Schimmelpilz-Infektion am Auge gestaltet sich dem Fachmann zufolge oft schwierig, denn Pilze zeigen häufig Resistenzen gegen verfügbare Arzneien.
Weiche Kontaktlinsen als Risikofaktor
Im Rahmen einer Studie aus dem Jahr 2017 überprüften die Forschenden um Kurzai erstmals die Risikofaktoren von Pilzinfektionen mit dem Schimmelpilz Fusarium in Deutschland. Die Untersuchung zeichnete ein deutliches Bild: „Der wichtigste Risikofaktor ist das Tragen weicher Kontaktlinsen“, betont der Professor.
Schwerwiegende Folgen nicht selten
Das Team analysierte 22 Fälle von Hornhaut-Infektionen durch Pilze. „15 der 22 Fälle waren ganz klar Infektionen mit dem Schimmelpilz Fusarium“, fasst Kurzai zusammen. In neun dieser 15 Fälle musste eine Hornhauttransplantation erfolgen. In drei Fällen musste das komplette Auge operativ entfernt und durch ein Glasauge ersetzt werden.
Hygieneregeln beachten
Die Expertinnen und Experten raten allen Trägerinnen und Trägern von weichen Kontaktlinsen dazu, die Hygieneregeln beim Tragen von weichen Kontaktlinsen einzuhalten. Dazu zählt beispielsweise:
- Weiche Kontaktlinsen nie länger als empfohlen tragen.
- Gebrauchsanweisung lesen und die darin enthaltenen Hygiene-Hinweise berücksichtigen.
- Kontaktlinsen nicht mit ungewaschenen Händen berühren.
- Für den Linsentyp geeignete Aufbewahrungslösungen und Hygienesysteme verwenden.
- Niemals verschiedene Hygienesysteme mischen.
- Zum Abspülen und Einsetzen der Linse eine sterile, unkonservierte Kochsalzlösung verwenden.
- Auch die Hygieneregeln des Kontaktlinsenbehälters beachten.
- Bei Auffälligkeiten einen Augenarzt kontaktieren.
Forschungsteam bittet um Mithilfe
Da die bislang untersuchten 22 Fälle eine ungenügende Datenbasis bilden, bittet das Forschungsteam um Unterstützung aus den Augenarztpraxen. „Wir appellieren darum an alle Augenärzte, möglichst viele Proben von Verdachtsfällen ans Register für Pilzkeratitiden zu schicken, damit die Datenbasis immer besser wird“, so Kurzai. Mit Hilfe des Registers will das Team analysieren, welche Behandlungen besonders erfolgreich bei den hartnäckigen Erregern sind. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Walther G., Stasch S., Kurzai O., u.a.: Fusarium Keratitis in Germany, Journal of Clinical Microbiology, 2017, jcm.asm.org
- Universität Würzburg: Wenn Schimmelpilze das Auge zerstören (Abruf: 12.12.2019), uni-wuerzburg.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.