Tagsüber müde wegen nächtlicher Atemaussetzer
19.10.2015
Wer sich tagsüber regelmäßig müde und energielos fühlt, obwohl er mindestens acht Stunden geschlafen hat, könnte an obstruktiver Schlafapnoe (OSA) leiden. Rund zwei Prozent der Frauen und vier Prozent der Männer zwischen 30 und 60 Jahren sind von den nächtlichen Atemaussetzern betroffen. Durch den Sauerstoffmangel besteht ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Hirnschlag, Bluthochdruck und Lungenerkrankungen. Beim Verdacht auf Schlafapnoe sollten Betroffene deshalb dringend einen Arzt aufsuchen.
Nächtliche Atemstillstände bei Schlafapnoe erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Schlafapnoe ist durch nächtliche Atemstillstände und eine verringerte Sauerstoffversorgung sowie wiederholte Aufweckreaktionen gekennzeichnet. Die Aufweckreaktionen führen aber meist nicht tatsächlich zum Aufwachen des Betroffenen, sondern fungieren als Alarmfunktion des Körpers, die zur Erhöhung seiner Körperfunktionen wie die Beschleunigung des Pulses führen. Die meisten Betroffenen nehmen diese Aufweckreaktionen nicht bewusst wahr. Dennoch fühlen sie sich am nächsten Morgen unausgeschlafen und leiden an der typischen extremen Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwäche und Erschöpfung. Häufig schnarchen die Betroffen laut, so dass die Partner davon aufwachen und die nächtlichen Atemstillstände bemerken.
Da die Atemaussetzer einen Sauerstoffmangel verursachen, der das Risiko für Herzinfarkt, Hirnschlag, Lungenerkrankungen und Bluthochdruck aber auch Stress-Erkrankungen wie Tinnitus und Hörsturz erhöht, sollte ein Arzt konsultiert werden, um dem Grund für die Schlafapnoe auf die Spur zu kommen. Ab zehn Atemstillständen pro Nacht wird eine Behandlung empfohlen.
Im Schlaflabor können die Ärzte verschiedene Messungen (u.a. EKG, EEG, Sauerstoffgehalt des Blutes) durchführen. Mittels Schlafendoskopie kann die Ursache der Schlafapnoe zudem zuverlässig diagnostiziert werden. Dabei wird der Patient in einen Dämmerschlaf versetzt. Der Arzt kann dann mit einer Sonde genau beobachten, wodurch der Verschluss der Atemwege ausgelöst wird. Häufig ist die Zunge die Ursache der Beschwerden. Es können aber auch Übergewicht, ein langes Halszäpfchen und zu große Mandeln eine Rolle spielen.
Um die Schwere der Schlafapnoe festzustellen, dient der Apnoe-Index (AI), der angibt wie viele 10 Sekunden lange Atempausen während des Schlafs auftreten. Im Optimalfall liegt er bei unter fünf pro Stunde. Je höher Apnoe-Index ist, desto schwerer ist die Schlafapnoe.
Behandlungsmöglichkeiten bei Schlafapnoe
Bei vielen Patienten wirkt die CPAP-Maske am effektivsten. Diese wird während der Nacht auf dem Gesicht als Nasen- oder Vollgesichtsmaske getragen. Der Patient wird durch Überdruck mit Luft versorgt, so dass einem Verschluss der Atemwege vorgebeugt wird. Nicht wenige Patienten fühlen sich jedoch durch die Maske und das Gerät in ihrer nächtlichen Bettruhe gestört.
Zudem besteht die Möglichkeit verschiedene andere Geräte wie Spangen oder Ringe zu tragen, die meist das Schnarchen verhindern sollen. In einigen Fällen wirken sie aber auch gegen die Schlafapnoe, indem sie den Rauchen offen halten.
Kieferorthesen, sogenannte Unterkieferprotrusionsschienen aus Kunststoff, verlagern den Unterkiefer nach vorne, so dass sich die oberen Atemwege nicht verschließen. Sie kommen zum Einsatz, wenn eine Rückwärtsverlagerung des Unterkiefers und des Zungengrundes den Verschluss der Atemwege verursacht.
Um die Schlafhaltung zu verändern, gibt es spezielle Kopfkissen oder Pyjamas, in die beispielsweise Tennisbälle eingenäht wurden, so dass sich Rückenschläfer nicht mehr auf den Rücken drehen. Diese Hilfsmittel sind jedoch nur bei einer leichten Form der Schlafapnoe wirksam.
Operation nur bei schweren Fällen von Schlafapnoe
In schweren Fällen kann eine Operation notwendig sein. So besteht die Möglichkeit das Gaumensegel zu straffen oder zu kürzen. Auch die Zungenlänge oder der Zungengrund können operativ verändert werden.
Ein relativ neues Verfahren, das derzeit weltweit in klinischen Studien getestet wird, ist der Zungenschrittmacher. Dabei wird ein sogenannter Neurostimulator unter die Haut leicht unterhalb des Schlüsselbeins eingepflanzt. Ein Kabel, das zum Rippenbogen führt, überträgt die Atemfrequenz über die Bewegungen des Zwerchfells. Ein zweites Kabel mit Elektrode wird zum Hypoglossus-Nerv gelegt, der für die Aktivierung der Zungenmuskeln zuständig ist. Atmet der Patient ein, sendet der Zungenschrittmacher einen Impuls an den Zungennerv, so dass die Zungenmuskulatur angespannt und die Atemwege frei bleiben. Mittels Fernbedienung wird das Gerät abends ein- und morgen wieder ausgeschaltet. In Deutschland wird das Verfahren derzeit unter anderem am Schlafmedizinischen Zentrum der Berliner Charité und im HNO-Klinikum Mannheim getestet. (ag)
Bild: Sarah Blatt / pixelio.de
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.