Schlafapnoe: Medikament gegen Depressionen könnte helfen
Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine Schlafstörung, von der weltweit fast eine Milliarde Menschen betroffen sind. Forschende aus Australien berichten nun, dass ein Medikament, das zuvor zur Behandlung von Depressionen eingesetzt wurde, den Schweregrad der OSA verringern kann.
Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe bekommen – meist ohne es zu merken – beim Schlafen schlecht Luft, haben Atemaussetzer und sind tagsüber sehr schläfrig, erklärt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf seinem Portal „gesundheitsinformation.de“. Auf Dauer erhöht dies das Risiko für andere Erkrankungen und kann die Lebensqualität enorm beeinträchtigen. Forschende der australischen Flinders University berichten nun in der Fachzeitschrift „Journal of Clinical Sleep Medicine“ über ein vielversprechendes Medikament gegen OSA.
Erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit
Laut einer Mitteilung der Flinders University weisen die Studienautorinnen und -autoren darauf hin, dass zwar noch kein Heilmittel gegen die Schlafstörung identifiziert wurde, doch ihre Arbeit eröffne weitere Wege für die Entwicklung zukünftiger medikamentöser Behandlungen, die auf die große Zahl von Menschen abzielen, die derzeitige Schlafapnoe-Therapien nicht vertragen, wie z. B. CPAP-Geräte (Continuous Positive Airway Pressure).
„Obstruktive Schlafapnoe kann eine schwächende Krankheit sein, die nachts zu schlechter Schlafqualität und tagsüber zu Schläfrigkeit führt“, sagt der Hauptautor der Studie, Dr. Thomas Altree von der Flinders University. Die Schlafstörung habe erhebliche Auswirkungen auf Gesundheit und Produktivität.
„Jüngste Forschungsergebnisse haben ergeben, dass eine Kombination der Arzneimittel Reboxetin und Oxybutynin, die beide zuvor für nicht verwandte Erkrankungen verwendet wurden, eine wirksame Behandlung für obstruktive Schlafapnoe sein könnte, aber Nebenwirkungen verursachen kann“, erläutert der Wissenschaftler.
„Wir wollten sehen, ob Reboxetin allein wirksam sein könnte, und genau beurteilen, wie es die Atmung während des Schlafs verändert.“
Verringerung der Schwere der Schlafapnoe
Das Team führte eine doppelblinde, placebokontrollierte, randomisierte, multizentrische Crossover-Studie mit Mitarbeitenden des Woolcock Institute in Sydney mit 16 Personen mit OSA durch. Sie testeten Einzeldosen von Reboxetin im Vergleich zu einer Kombination aus Reboxetin und Oxybutynin oder einem Placebo.
„Unsere Ergebnisse zeigten, dass Reboxetin allein die Schwere der Schlafapnoe verringern kann“, so Dr. Altree.
Den Angaben zufolge stellten die Forschenden fest, dass das Medikament die Anzahl der Schlafapnoe-Ereignisse pro Stunde reduzierte und auch den Sauerstoffgehalt verbesserte. Die Zugabe von Oxybutynin bewirkte keine zusätzlichen Verbesserungen.
Wichtiger Schritt für die künftige Medikamentenentwicklung
Laut Dr. Altree haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch eine hochmoderne Computermethode verwendet, um zu bestimmen, wie das Medikament die Atmung während des Schlafs stabilisiert, wodurch zu erkennen ist, welche Patientinnen und Patienten in Zukunft am meisten von dem Präparat profitieren könnten.
Die Ergebnisse des Teams stellen den ersten Beweis dafür dar, dass Reboxetin allein den Schweregrad der OSA verringert, und liefern weitere Einblicke in die Rolle von Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern für die Stabilität der oberen Atemwege während des Schlafs, heißt es in der Mitteilung.
„Der aktuelle Goldstandard bei der Behandlung von Schlafapnoe ist die Verwendung eines CPAP-Geräts während des Schlafs. Aber dieser pauschale Ansatz geht nicht auf die Tatsache ein, dass es verschiedene Ursachen für Schlafapnoe gibt. Außerdem vertragen viele Menschen CPAP auf Dauer nicht“, sagt Dr. Altree.
„Es ist daher wichtig, dass wir andere Möglichkeiten entdecken, um Menschen zu helfen, und diese Studie ist ein wichtiger Schritt für die zukünftige Arzneimittelentwicklung.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Flinders University: Promising medication for sleep apnoea, (Abruf: 10.10.2022), Flinders University
- Thomas J. Altree, Atqiya Aishah, Kelly A. Loffler, Ronald R. Grunstein & Danny J. Eckert: The norepinephrine reuptake inhibitor reboxetine alone reduces obstructive sleep apnea severity: a double blind, placebo controlled, randomized, cross-over trial; in: Journal of Clinical Sleep Medicine, (veröffentlicht: 25.08.2022), Journal of Clinical Sleep Medicine
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Obstruktive Schlafapnoe, (Abruf: 10.10.2022), gesundheitsinformation.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.