80 % aller deutschen Arbeitnehmer leiden unter Schlafstörungen – jeder zehnte von ihnen unter chronischer Schlaflosigkeit. Der Ministerpräsident Württembergs, Winfried Kretschmann, gab jetzt offen zu, dass er unter mangelndem Schlaf leidet.
Arbeiter ohne Nachtruhe
Am besten geht es noch den Beamten. Unter ihnen leiden “nur” 3,7 % an Ein- und Durchschlafstörungen. Bei den Angestellten sind es mit 8,8 % mehr als doppelt so viele, und am wenigsten Schlaf finden Arbeiter: 11,4 % von ihnen leiden unter der Krankheit Insomnie.
Schlaflos in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein können 113.000 Menschen nachts kaum einschlafen, sind tagsüber müde, fühlen sich ständig erschöpft und finden auch im Schlaf wenig Regeneration. Die Zahl der so Beeinträchtigten nimmt rapide zu, bei den Mittelalten bis Alten um fast ein Drittel – seit 2010.
Leichtere Schlafstörungen nehmen zu
Auch die leichteren Schlafstörungen schnellen in die Höhe, nämlich bei den 35-45-jährigen um 37 % in sieben Jahren.
Nur jeder vierte gab an, gut zu schlafen. 2010 war es noch jeder zweite.
Kein Problembewusstsein?
Kaum jemand lässt sich wegen Schlafstörungen krank schreiben. Nur jeder 20. Erwerbstätige war wegen Schlafproblemen beim Arzt – im Gegensatz zu der weiten Verbreitung der Beschwerden.
Angst, als “Weichei” zu gelten?
Haben die Betroffenen Angst, als “weinerlich” zu gelten? Viel zu arbeiten und wenig zu schlafen hat im Kapitalismus immer noch das Ansehen, besonderes zu leisten.
Napoleons Wachsamkeit
Napoleon schlief angeblich nie mehr als vier Stunden pro Nacht, weil ihm seine Pläne keine Ruhe ließen. Ein Vorbild war er nicht: Der Eroberer litt vermutlich an einer Arsensucht und hatte unzählige körperliche Gebrechen.
Promis betroffen
Mehr und mehr Prominente gehen offen mit ihren Beschwerden um: Johnny Depp und Lady Gaga, Elvis und Enimen – sie alle leiden und litten unter Schlafproblemen.
Die Kreativitäts-Falle
Der Psychologe Bernd Löwe erklärte die Schlafstörungen in der Unterhaltungsbranche folgendermaßen: “Unregelmäßiger Lebenswandel, Nachtarbeit, häufiger Ortswechsel, Alkohol zu später Stunde, das ist Risikoverhalten.” Zu wenig Schlaf kann wie ein Rausch wirken.
Fehlender Rhythmus
Schlafkranken im Show-Business fehlt es demnach an einem strukturierten Wach-Schlaf-Rhtyhmus.
Neoliberale Barbarei
Woher kommt aber die hohe Zahl von Schlafstörungen bei Arbeitern? Sie müssen immer mehr und immer “flexibler” arbeiten – wer keine unentgoltenen Überstunden schiebt, Mehrschichten einlegt und rund um die Uhr parat steht, hat in der Gnadenlosigkeit der neoliberalen Arbeitswelt, Angst, seinen Job zu verlieren.
Die so Ausgepressten kommen im Wortsinn nicht zur Ruhe.
Ein Auslöser für Krankheiten
Insomnie ist eine Krankheit, aber auch ein Trigger für Folgeerkrankungen. Schlaflosigkeit fördert Bluthochdruck, Herzstörungen, Krankheiten des Stoffwechsels und der Psyche.
Psychische Krankheiten
Die Zahl derjenigen, die sich wegen psychischen Problemen krank melden, steigt in den letzten Jahren extrem. Hängen sie mit dem fehlenden Schlaf zusammen?
Psychische Folgen
Länger anhaltende Schlaflosigkeit hat nicht nur körperliche, sondern auch psychische Folgen – sie können zum Beispiel ebenso die Ursache wie die Folge einer Depression sein.
Psychische Ursachen
Hinter Schlaflosigkeit verbergen sich zudem oft seelische Nöte. Viele Menschen können nachts nicht schlafen, weil sie Existenzängste haben.
Multimedia
Die heutige Medienwelt fördert ebenfalls Schlafstörungen. So verdrängt das Chatten auf dem Smartphone, Youtube und Facebook den langen und nicht unterbrochenen Schlaf.
24 Stunden am Tag lässt sich immer wieder etwas (mehr oder weniger) interessates am Bildschirm finden.
Ein Teufelskreis
Setzen Schlafstörungen einmal ein, werden sie oft immer schlimmer. Bernd Löwe sagt: “Es kommt zu einer Fixierung auf die Schlafstörung. Die Selbstbeobachtung – Hilfe, ich bin schon wieder wach, ich muss aber schlafen – steigert die innere Unruhe, Adrenalin wird ausgeschüttet, und man findet keinen Schlaf.”
Hilfe für Betroffene
Wer unter Schlafstörungen leidet, kann sich aufklären und mit Leidensgenossen austauschen unter: http://www.schlafgestoert.de/ (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.