Schlafmangel erhöht das Risiko für Bluthochdruck und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Viele Menschen in Deutschland leiden unter Schlafproblemen. Erst im letzten Monat hatte die DAK einen Report veröffentlicht, demzufolge die Schlafstörungen bei Berufstätigen im Alter zwischen 35 und 65 Jahren seit dem Jahr 2010 um 66 Prozent angestiegen sind. Die Deutsche Hochdruckliga weist nun in einer aktuellen Mitteilung darauf hin, dass Schlafstörungen auch einen erheblichen Risikofaktor bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellen.
Auf Dauer fördern die Schlafstörungen die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, berichten die Experte im Vorfeld des Symposiums der Deutschen Hochdruckliga e.V. /DHL) auf dem 123. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) in Mannheim. Der Schlafmangel sollte daher als ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko bewertet werden.
Effekt bereits nach einer schlaflosen Nacht
In Deutschland erreichen 12 Prozent der Bevölkerung lediglich fünf Stunden oder weniger Schlaf pro Nacht, berichtet die Deutsche Hochdruckliga. Jeder dritte Deutsche gebe in Umfragen an, regelmäßig unter Einschlaf- oder Durchschlafstörungen zu leiden. Als direkte Folgen zeigen sich nicht nur Erschöpfung und Müdigkeit am Tag darauf, sondern auch der Blutdruck steigt, erläutert Professor Dr. med. Bernd Sanner, Ärztlicher Direktor am Agaplesion Bethesda Krankenhaus in Wuppertal und Vorstandsmitglied der DHL. Der Effekt zeige sich bereits nach einer schlaflosen Nacht, so Prof. Sanner weiter.
Weniger als sechs Stunden Schlaf ein Risiko
Laut Aussage des DHL-Experten haben „Menschen, die regelmäßig weniger als sechs Stunden schlafen, ein Risiko für 60 Prozent, einen erhöhten Blutdruck zu entwickeln.“ Wenn gleichzeitig noch Einschlaf- oder Durchschlafstörungen hinzukommen, steige das Risiko für eine Hochdruckerkrankung um das Vierfache. Die Ursache für den Zusammenhang bildet laut Aussage von Prof. Sanner die vermehrte Aktivität des sympathischen Nervensystems, das den Menschen in einen „Kampf-oder-Flucht“-Modus schalte. Schlafmangel verursache diese erhöhte Aktivität. Zudem sei die Ausschüttung von Stresshormonen in den Nebennieren bei Schlafmangel erhöht.
Entzündungsaktivität steigt bei Schlafmangel
In neueren Untersuchungen wurde des Weiteren deutlich, dass Schlafmangel die Entzündungsaktivität im Körper erhöht, so Prof. Sanner. „Dies führt dann zu einer Störung des Blutzuckerstoffwechsels und zur beschleunigten Gefäßverkalkung“, erläutert der Experte. Eine Reihe von Beobachtungsstudien habe in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Schlafstörungen und Schlafmangel auf diese Weise langfristig Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern. In der Folge hätten die Betroffenen „ein erhöhtes Risiko, an einem Herzinfarkt oder chronischem Herzversagen zu erkranken und zu sterben.“
Nächtliches Absinken des Blutdrucks
Die Auswirkungen der Schlafstörungen und des Schlafmangels auf den Blutdruck ermitteln Kardiologen in einer sogenannten Langzeit-Blutdruckmessung. Hierfür tragen die Patienten über 24 Stunden ein Gerät mit sich, das regelmäßige Blutdruckmessungen durchführt. Normalerweise sei hier bei gesunden Menschen in der Nacht ein Abfall des Blutdrucks um etwa zehn bis 20 Prozent festzustellen. Allerdings werde dieser Effekt (auch Dipping genannt) bei Menschen, die zu wenig oder schlecht schlafen, abgeschwächt oder aufgehoben. „Im Extremfall kommt es sogar zu einem nächtlichen Anstieg des Blutdrucks“, so Professor Sanner.
Erhöhtes Sterberisiko
Das ausbleibende nächtliche Absinken des Blutdrucks bei Schlafstörungen kann laut Aussage des Experten schlimmstenfalls ein tödliches Risiko darstellen. „Ein vermindertes nächtliches Dipping, das sogenannte Non-Dipping, ging in Studien ebenfalls mit einer erhöhten Sterblichkeit einher“, so Prof. Sanner. Bei einem nächtlichen Anstieg des Blutdrucks sei das Sterberisiko ungefähr doppelt so hoch ausgefallen. Allerdings können Schlafmittel das Problem nach Einschätzung von Professor Sanner nicht lösen. Die Patienten müssen stattdessen zusammen mit ihren Ärzten nach den zugrundeliegenden Ursachen suchen, so Sanner.
Schlafhygiene mit weitreichendem Einfluss
Dem Experten zufolge kann eine verbesserte Schlafhygiene mit regelmäßigen Schlafzeiten und der Vermeidung von extremen Belastungen sowie von Alkoholkonsum in den Abendstunden bereits deutlich Verbesserungen bewirken. Auch sei zu bedenken, dass seelische Belastungen ebenfalls für die Schlafstörungen und damit für den hohen Blutdruck verantwortlich sein können. Zudem bilde die sogenannte obstruktive Schlafapnoe eine weitere häufige Ursache. Diese ist mit lautem Schnarchen und Atemaussetzern im Schlaf verbunden. In den häufigen Atempausen komme es dabei regelmäßig zu einem Anstieg des Blutdrucks, der in der Summe dann das nächtliche Dipping aufhebe.
Bluthochdruck-Patienten im Schlaflabor untersuchen
Patienten mit hohem Blutdruck und auffälligen Langzeit-Blutdruckwerten sollten laut Aussage von Prof. Sanner auch in einem Schlaflabor untersucht werden. Schlafmangel und mögliche zugrundeliegende Schlafstörungen sollten seiner Ansicht nach immer Teil der ärztlichen Anamnese bei Bluthochdruck sein – vor allem bei Patienten, die auf die Therapie nicht ansprechen oder in 24 Stunden-Messungen ein Non-Dipping aufweisen. (fp)
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