Auswirkungen von Schlafmangel und Stress
Viele Menschen leiden durch Stress und Schlafmangel unter Symptomen, die denen einer Gehirnerschütterung ähneln. Dies deutet darauf hin, welche schwerwiegenden Auswirkungen Stress und Schlafmangel auf Körper und Geist haben.
Durch Schlafmangel und Stress können Symptome auftreten, welche normalerweise mit einer Gehirnerschütterung verbunden werden, so das Ergebnis einer Untersuchung unter der Beteilitung von Forschenden der Ohio State University. Die Studie wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Sports Medicine“ veröffentlicht.
Für die Forschungsarbeit wurden 18.548 gesunde College-Sportler und -Sportlerinnen der National Collegiate Athletic Association (NCAA) zusammen mit 12.039 Kadetten und Kadettinnen von vier US-Militärakademien in den USA untersucht. Zwischen elf und 27 Prozent der Teilnehmenden, die in der Vergangenheit keine Gehirnerschütterung hatten, zeigten dabei Kombinationen von Symptomen, welche laut einem internationalen Klassifikationssystem, die Kriterien für das Postkommotionelle Syndrom (Veränderungen nach einer Gehirnerschütterung) erfüllten.
Gefahren von Schlafmangel, psychischen Probleme und Stress
Unter den fast 31.000 untersuchten Personen stachen drei Faktoren besonders hervor, welche am stärksten mit den Symptomen des Postkommotionellen Syndroms in Verbindung gebracht werden können. Dies waren Schlafmangel, bereits bestehende psychische Probleme und Stress, berichten die Forschenden. Die häufigsten Symptome, über die betroffene Teilnehmende berichteten, waren Müdigkeit, eine geringe Energie und Schläfrigkeit.
Ergebnisse waren schockierend
Die hohe Zahl von Betroffenen mit Postkommotionellen Syndrom ähnlichen Symptomen stimmt laut Aussage der Studienautorin Jaclyn Caccese von der Ohio State University School of Health and Rehabilitation Sciences mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen überein. Trotzdem sei die hohe Anzahl der Betroffenen schockierend.
Es handelte sich bei den untersuchten Personen um Elite-Athleten, die körperlich sehr fit sind. Trotzdem zeigen sie viele der Symptome, die häufig nach einer Gehirnerschütterung auftreten. Wenn man also die allgemeine Bevölkerung betrachtet, leiden wahrscheinlich noch mehr Personen unter diesen Symptomen, erläutert die Forscherin.
Symptome können verschiedene Quellen haben
Es ist wichtig zu verstehen, dass es mehrere Quellen für diese Symptome gibt, was bei der Versorgung des Postkommotionellen Syndroms berücksichtigt werden sollte. Darüber hinaus kann die Kenntnis der Krankengeschichte und der Ausgangssymptome der Betroffenen dem medizinischen Fachpersonal helfen, vorherzusagen, welche vorbestehenden Faktoren zu einer langsameren Erholung von einer Gehirnerschütterung beitragen könnten.
„Wenn Patienten in die Klinik kommen und ihre letzte Gehirnerschütterung einen Monat oder länger zurückliegt, müssen wir wissen, welche Symptome vor der Gehirnerschütterung auftraten, um einschätzen zu können, ob die Symptome auf eine Gehirnerschütterung oder etwas anderes zurückzuführen sind. Dann können wir damit beginnen, die mit der Gehirnerschütterung zusammenhängenden Symptome zu behandeln, um den Betroffenen hoffentlich zu helfen, sich schneller zu erholen”, berichtet Caccese in einer Pressemitteilung.
Unterschiede in den Ergebnissen
Bei den Kadetten und Kadettinnen berichteten 17,8 Prozent der Männer und 27,6 Prozent der Frauen über Symptome, die den Kriterien des Postkommotionellen Syndroms entsprachen. Unter den College-Athleten und -Athletinnen berichteten 11,4 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen über kombinierte Symptome, welche den Kriterien des Postkommotionellen Syndroms entsprachen.
Welche Rolle spielt Migräne?
Die Forschenden berichten weiter, dass für beide Gruppen Schlafprobleme (insbesondere unzureichender Schlaf in der Nacht vor dem Test), bereits bestehende psychiatrische Störungen und eine Vorgeschichte von Migräne eine Rolle bei dem Auftreten der Symptome des Postkommotionellen Syndroms spielten.
Bei Kadetten und Kadettinnen erhöhten akademische Probleme und die Tatsache, dass sie im ersten Studienjahr waren, die Wahrscheinlichkeit, Symptome aufzuweisen, welche die Kriterien des Postkommotionellen Syndroms erfüllten. Bei den College-Sportlerinnen und- Sportlern hatte eine Vorgeschichte von ADHS oder Depression ebenfalls Einfluss auf das Risiko, erläutern die Forschenden.
Symptome des Postkommotionellen Syndroms
Der Begriff Postkommotionelles Syndrom wird für anhaltende Symptome nach einer Gehirnerschütterung verwendet, obwohl die Ursachen dieser Symptome schwer zu bestimmen sein können. Die Symptome reichen von anhaltenden Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit bis hin zu Angstzuständen, Schlaflosigkeit sowie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.
Ursachen der Probleme teilweise schwer zu bestimmen
Während einige Symptome enger mit einer Gehirnerschütterung verbunden sein können als andere wie beispielsweise Schwindel, ein Druckgefühl im Kopf oder Empfindlichkeit gegenüber Licht oder Lärm, können andere wie Müdigkeit, Schläfrigkeit und sogar Kopfschmerzen mit einer Vielzahl von Ursachen in Verbindung gebracht werden, berichtet das Team.
Die aktuelle Forschungsarbeit könne dabei helfen, besser zu verstehen, ob es Gruppen von Symptomen oder spezifische Symptomen gibt, durch die möglicherweise Personen mit einer Gehirnerschütterung effektiver identifiziert werden können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jaclyn B. Caccese, Grant L. Iverson, Katherine J. Hunzinger, Breton M. Asken, James R. Clugston et al.: Factors Associated with Symptom Reporting in U.S. Service Academy Cadets and NCAA Student Athletes without Concussion: Findings from the CARE Consortium, in Sports Medicine (veröffentlicht 11.01.2021), Sports Medicine
- Ohio State University: Lack of sleep, stress can lead to symptoms resembling concussion (veröffentlicht 22.01.2021), Ohio State University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.