Verbindung zwischen Schlaf und psychischer Gesundheit
Viele Menschen leiden unter Schlafstörungen. In einer neuen umfassenden Studie wurde nun eine klare Verbindung zwischen der Schlafqualität und vorliegenden psychischen Erkrankungen festgestellt.
Menschen, bei denen eine psychische Erkrankung diagnostiziert wurde, haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger eine schlechte Schlafqualität, so das Ergebnis der aktuellen Untersuchung. Durchgeführt wurde diese unter maßgeblicher Beteiligung von Forschenden des Centre for Addiction and Mental Health (CAMH) und die Ergebnisse können in der englischsprachigen Fachzeitschrift „PLOS Medicine“ nachgelesen werden.
Verschlechtern psychische Erkrankungen den Schlaf?
„Die Unterschiede in den Schlafmustern deuteten auf eine schlechtere Schlafqualität bei Teilnehmern mit einer früheren Diagnose einer psychischen Erkrankung hin, einschließlich häufigerem und längerem Aufwachen”, berichtet Studienautor Dr. Shreejoy Tripathy in einer Pressemitteilung. Der Experte fügt hinzu, dass die Messung der Schlafqualität ebenso wichtig sei wie die Messung der Gesamtmenge im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.
Bidirektionale Beziehung zwischen Schlaf und Psyche
„Die Beziehung zwischen Schlaf und psychischer Gesundheit ist bidirektional. Schlechter Schlaf trägt zu schlechter psychischer Gesundheit bei, und schlechte psychische Gesundheit trägt zu schlechtem Schlaf bei. Unterschiede im Schlafverhalten waren ein Merkmal aller von uns untersuchten psychischen Erkrankungen, unabhängig von der Diagnose”, erläutert Studienautor Dr. Michael Wainberg in einer Pressemitteilung.
Daten wurden zu zehn Messwerten zusammengefasst
Die aktuelle Studie stützt sich auf Daten von 89.205 Teilnehmenden, welche sich bereit erklärt hatten, einen Beschleunigungsmesser am Handgelenk zu tragen, der für einen Zeitraum von sieben Tagen 24 Stunden am Tag die Körperbewegungen aufzeichnete. Die teilnehmenden Personen erklärten sich außerdem damit einverstanden, dass ihre Daten zu Forschungszwecken in einer digitalen Biobank eingespeichert werden.
Die Forschungsgruppe verwendete dann Computeralgorithmen, um diese riesige Datenmenge zu zehn Messwerten zusammenzufassen, darunter Schlafenszeit, Wachzeit, Nickerchen und die längste Dauer des ununterbrochenen Schlafs. Anschließend verglichen die Fachleute die von ihnen erhobenen Messwerte zwischen Teilnehmenden, bei denen in ihrem Leben bereits eine psychische Erkrankung diagnostiziert worden war, und Personen, bei denen dies nicht der Fall war.
Die einzigartige Methodik der Studie habe es ermöglicht, die Schlafüberwachung in der natürlichen häuslichen Schlafumgebung jedes Einzelnen und nicht in einer Laborumgebung durchzuführen, so das Team.
Schlafprobleme bei psychischen Störungen weitverbreitet
„Wir wissen jetzt, dass bis zu 80 Prozent der Menschen mit psychischen Störungen Probleme mit dem Einschlafen, dem Durchschlafen oder dem früheren Aufwachen haben. Wir wissen auch, dass Schlafstörungen eine große Belastung für die Gesellschaft darstellen. Und wir wissen, dass Behandlungen, die die Schlafqualität verbessern, sei es durch eine Therapie oder bestimmte Medikamente, die psychische Gesundheit verbessern können“, erklärt Studienautor Dr. Michael Mak.
Immer mehr Daten zum Schlaf auswertbar
„Bislang hat noch niemand den objektiv gemessenen Schlaf im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen in diesem Umfang untersucht. Ein Grund, warum wir diese Studie durchführen wollten, ist, dass wir mit dem Aufkommen von Smartphones und Wearables Zugang zu Datenströmen haben, die wir vorher nicht hatten“, berichtet Dr. Tripathy. Die Beschleunigungsmessung biete eine skalierbare Möglichkeit zur objektiven Messung von Schlafeigenschaften in der psychiatrischen klinischen Forschung und Praxis, selbst bei Zehntausenden von Personen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Michael Wainberg, Samuel E. Jones, Lindsay Melhuish Beaupre, Sean L. Hill, et al. : Accelerometer-derived sleep measures and lifetime psychiatric diagnoses; in: PLOS Medicine (veröffentlicht 12.10.2021), PLOS Medicine
- Centre for Addiction and Mental Health: Mental illness associated with poor sleep quality according to largest study of its kind (veröffentlicht 12.10.2021), CAMH
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.