Schilddrüsenunterfunktion: Wenn der Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht gerät
Bei Problemen mit der Schilddrüse gerät oft der gesamte Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Bei Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion leidet auch die Psyche. Die Erkrankung lässt sich nach feststehender Diagnose in der Regel gut behandeln.
Diagnose oft zwischen 40. und 60. Lebensjahr
Mindestens zwei Prozent aller Frauen, aber nur rund 0,1 bis 0,2 Prozent der Männer leiden laut dem Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) an einer Schilddrüsenunterfunktion. Diese wird laut den Experten meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr entdeckt. „Die Erkrankungsrate steigt mit zunehmendem Lebensalter“, schreiben die Experten auf ihrer Webseite „Internisten im Netz“. In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa haben Experten wichtige Informationen zum Thema.
Auswirkungen auf den kompletten Stoffwechsel
Beschwerden, die darauf hindeuten können, dass die Schilddrüse die Hormonproduktion nicht mehr richtig steuert, sind unter anderem Schlafstörungen, Haarausfall, Gewichtszunahme und Weinerlichkeit. Auch Müdigkeit und Frieren können auf die Erkrankung hinweisen.
In dem schmetterlingsförmigen Organ werden Hormone gebildet, die für Zellwachstum und Stoffwechsel benötigt werden. Wenn es nicht mehr richtig funktioniert und bei einer Unterfunktion weniger Hormone produziert als der Körper braucht, wirkt sich das auf den kompletten Stoffwechsel aus.
Unspezifische Symptome
„Es sind häufig sehr unspezifische Symptome“, erklärte Markus Quante, Facharzt für innere Medizin und niedergelassener Hausarzt in Münster, in der dpa-Meldung. „Die Patienten klagen über einen Leistungsabfall und Antriebsarmut, können sich nicht mehr konzentrieren, haben Verstopfung und brüchige Haare oder Fingernägel.”
Darüber hinaus berichten viele Betroffene von depressionsartigen Verstimmungen, bei denen sie scheinbar grundlos in Tränen ausbrechen und sich ihren Zustand nicht erklären können. „Sie fühlen sich wirklich schlecht“, so Quante.
Labor- und Ultraschalluntersuchung
Laut dem Experten sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn die Beschwerden über mehrere Wochen anhalten und weitere Symptome hinzukommen. Dieser könne anhand der Blutwerte feststellen, ob tatsächlich die Schilddrüse für die Probleme verantwortlich ist.
„Man kann anhand der unspezifischen Beschwerden schon erkennen, dass es schwierig ist, eine Zuordnung zu machen“, sagte der Leiter des Schwerpunktes Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Matthias M. Weber.
Dem Endokrinologen zufolge seien Symptome wie Haarausfall oder Müdigkeit allein nicht aussagekräftig. „Man braucht immer eine Laboruntersuchung.“ Die Schilddrüse werde aber auch per Ultraschall überprüft, um Veränderungen in Größe oder Struktur aufzuspüren.
Sechs Millimeter große Schilddrüse
In der Agenturmeldung wird auch auf den speziellen Fall einer Patientin eingegangen: Bei der 40-jährigen Alexandra Burmeister waren die Symptome ebenfalls unspezifisch, die Schilddrüsenunterfunktion wurde erst sehr spät erkannt. „Anfangs hatte ich vor allem Stimmungsschwankungen, Panikattacken und Ängste“, erklärte die Hamburgerin.
Es wurde zwar schlimmer, doch erst sieben Jahre später machte eine Hausärztin einen Ultraschall der Schilddrüse. „Da kam heraus, dass meine Schilddrüse nur noch sechs Millimeter groß war, das ist viel zu klein“, so Burmeister. Sie erhielt die Diagnose Schilddrüsenunterfunktion, verursacht durch Hashimoto-Thyreoiditis.
Hashimoto-Thyreoiditis zerstört Schilddrüsengewebe
„Das ist eine der häufigsten Autoimmunerkrankung beim Menschen überhaupt“, erklärte Prof. Weber. „Dabei wird das Schilddrüsengewebe zerstört und die Schilddrüse inaktiviert – bis zum kompletten Funktionsausfall.“
Hashimoto-Thyreoiditis tritt manchmal gleichzeitig mit anderen Autoimmunerkrankungen auf. Unter anderem mit Diabetes Typ 1, Zöliakie (Glutenallergie) oder der Weißfleckenkrankheit. Barbara Schulte, Vorsitzende der Schilddrüsen-Liga Deutschland, erklärte in einer älteren Meldung: „Hashimoto ist keine schlimme Erkrankung, man muss sie nur früh genug erkennen.“
Schilddrüsenunterfunktion ist gut zu behandeln
Auch Quante hob hervor, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse gut zu behandeln sei. „Die Patienten erhalten L-Thyroxin, das die nicht oder zu wenig gebildeten Schilddrüsenhormone in Tablettenform ersetzt.“
Laut Weber sei die Behandlung „in den allermeisten Fällen“ lebenslang. „Daher sollte man mit der Diagnose „Schilddrüsenunterfunktion“ auch sehr genau sein.“ Der Experte empfiehlt Patienten bei unklaren Laborwerten, einen erfahrenen Endokrinologen zurate zu ziehen.
Allerdings betonten sowohl Quante als auch Weber, dass eine tatsächlich diagnostizierte Schilddrüsenunterfunktion unbedingt behandelt werden müsse. Ansonsten könnte das komplette System zusammenbrechen. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.