Ein neu entdeckter Schlafmechanismus reguliert maßgeblich den REM-Schlaf und könnte eine bessere Behandlung von Schlafstörungen und neurologischen Erkrankungen ermöglichen.
Forschende des McGill University Health Centre und der University of Toronto (Kanada) konnten an Ratten nachweisen, dass der Melatoninrezeptor MT1 ein entscheidender Regulator des REM-Schlafs ist. Eine medikamentöse Aktivierung des Rezeptors führte zu deutlichen Verbesserungen des Schlafs der Tiere. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem „Journal of Neuroscience“ veröffentlicht.
Viele leiden unter Schlafstörungen
Schlafstörungen betreffen Millionen Menschen auf der ganzen Welt und treten häufig in Verbindung mit psychiatrischen Störungen auf, erläutert das Forschungsteam.
Während des Schlafs wechseln sich Phasen des Non-Rapid-Eye-Movement-Schlafs (NREM-Schlaf) und des Rapid-Eye-Movement-Schlafs (REM-Schlaf) ab, wobei der NREM-Schlaf die körperlichen Erholungs- und Reparaturprozesse unterstützt und der REM-Schlaf entscheidend für Träume, Gedächtniskonsolidierung und emotionale Regulierung ist, so die Fachleute weiter.
NREM- und REM-Schlafphasen
Werde die präzisen Abfolge von NREM- und REM-Phasen gestört, könne dies die kognitiven Funktionen beeinträchtigen und die Anfälligkeit für neuropsychiatrische Erkrankungen wie zum Beispiel Parkinson und die Lewy-Body-Demenz erhöhen.
Bisher gab es zudem keine Medikamente, die speziell auf den REM-Schlaf abzielen. „Die meisten Schlafmittel auf dem Markt verlängern zwar die Gesamtschlafdauer, wirken sich aber tendenziell negativ auf den REM-Schlaf aus“, erklärt Studienautor Dr. Stefano Comai vom McGill University Health Centre.
Melatoninrezeptors MT1 entscheidend
An männlichen Ratten konnten die Forschenden jetzt nachweisen, dass eine Aktivierung des Melatoninrezeptors MT1 die Dauer der REM-Schlafs erhöht, ohne die Dauer der NREM-Schlafs zu beeinträchtigen.
Dies sei darauf zurückzuführen, dass der Rezeptor einen Neuronentyp beeinflusst, der den Neurotransmitter und das Hormon Noradrenalin synthetisiert und sich in einem Bereich des Gehirns befindet, der als Locus caeruleus bekannt ist. Während des REM-Schlafs beruhige sich dieser Neuronentyp und stelle seine Aktivität ein.
Durch eine Aktivierung des MT1-Rezeptors werden die genannten Neuronen im Locus caeruleus gehemmt und es wird der REM-Schlaf ausgelöst, erläutert das Forschungsteam. Bisher sei dieser spezifische Rezeptor, der den REM-Schlaf steuert, der Wissenschaft entgangen.
Vielversprechendes therapeutisches Potenzial
„Diese Entdeckung erweitert nicht nur unser Verständnis der Schlafmechanismen, sondern birgt auch erhebliches klinisches Potenzial“, betont die Studienleiterin Gabriella Gobbi von der McGill University.
So konnten die Forschenden mithilfe eines neuartigen Medikaments, das auf die MT1-Rezeptoren abzielt, die REM-Schlafdauer bei den Versuchstieren erfolgreich verlängern und gleichzeitig die neuronale Aktivität reduzieren.
Damit wächst die Hoffnung auf neue wirksame Behandlungsansätze gegen Schlafstörungen und gegen neurologische Erkrankungen, die mit Störungen des REM-Schlafs in Zusammenhang stehen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- McGill University: Dream discovery: Melatonin's key role in REM sleep revealed (veröffentlicht 23.09.2024), eurekalert.org
- Schlafstörungen: Neuer entscheidender Mechanismus enthüllt Martha López-Canul, Qianzi He, Tania Sasson, Mohamed Ettaoussi, Danilo De Gregorio, Rafael Ochoa-Sanchez, Helene Catoire, Luca Posa, Guy Rouleau, Jean Martin Beaulieu, Stefano Comai, Gabriella Gobbi: Selective Enhancement of REM Sleep in Male Rats through Activation of Melatonin MT1 Receptors Located in the Locus Ceruleus Norepinephrine Neurons; in: Journal of Neuroscience (veröffentlicht 17.07.2024), jneurosci.org
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