In Zukunft könnten Schlaganfälle mit Hilfe des Smartphones innerhalb weniger Sekunden festgestellt werden. Dies würde eine schnellstmöglich Behandlung der Betroffenen ermöglichen, so dass die Wahrscheinlichkeit von Behinderungen und einem vorzeitigem Tod deutlich sinkt.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleute der São Paulo State University wurde untersucht, ob eine Mimikanalyse mit Hilfe eines Smartphones dazu beitragen kann, Menschen mit Schlaganfall von gesunden Personen zu unterscheiden. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Computer Methods and Programs in Biomedicine“ nachzulesen.
Warum ist ein Schlaganfall so gefährlich?
Schlaganfälle sind weltweit weit verbreitet und betreffen Millionen Menschen. Sie treten auf, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen oder verringert wird, erläutern die Forschenden. Hierdurch werde das Hirngewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was bereits nach wenigen Minuten zu einer dauerhaften Schädigung der Gehirnzellen führen kann.
„Die frühzeitige Erkennung eines Schlaganfalls ist von entscheidender Bedeutung, da eine sofortige Behandlung die Heilungsaussichten deutlich verbessern, das Risiko einer langfristigen Behinderung verringern und Leben retten kann“, betont der Studienautor Professor Dinesh Kumar in einer Pressemitteilung.
Computergestützte Erkennung von Schlaganfällen
Wie aussagekräftig die computergestützte Analyse von Gesichtsausdrücken ist, überprüfte das Team anhand von Videos, die während einer standardmäßigen orofazialen Untersuchung von 14 Personen aufgenommen wurde, die zuvor einen Schlaganfall erlitten hatten. Die Videoaufnahmen von elf gesunden Personen dienten als Kontrollgruppe.
Die neue KI-gestützte Technologie nutzt die Möglichkeiten der Gesichtserkennung, um einen Schlaganfall zu identifizieren, indem sie die Symmetrie des Gesichts und bestimmte Muskelbewegungen, sogenannte Aktionseinheiten, analysiert, erklären die Forschenden.
Schlaganfälle mit 82-prozentiger Genauigkeit erkannt
Es zeigte sich, dass das neu entwickelte Smartphone-Tool in der Lage ist, Menschen mit einem Schlaganfall mit einer Genauigkeit von 82 Prozent zu erkennen, berichtet das Team. So sei die Erfolgsquote bei der Erkennung von Schlaganfällen mit der von Rettungskräften vergleichbar.
Das Smartphone-Tool könne umfassende klinische Diagnosetests für Schlaganfälle zwar nicht ersetzen, aber es könnte dabei helfen, Personen, die eine Behandlung benötigen, viel früher zu identifizieren, betonen die Fachleute.
Verändertes Lächeln
„Einer der wichtigsten Parameter, der Menschen mit Schlaganfall betrifft, ist, dass ihre Gesichtsmuskeln typischerweise einseitig werden, so dass sich eine Seite des Gesichts anders verhält als die andere“, erläutert der Studienautor Guilherme Camargo de Oliveira.
Der Schlüssel zur Identifizierung eines Schlaganfalls liege daher in der Erkennung von Veränderungen beziehunsgweise Asymmetrien des Lächelns und die Studie zeige, dass die computergestützte Analyse dieser Veränderungen hohes Potenzial als Screening-Tests für Schlaganfälle hat.
Breitere Anwendung möglich
Für die Zukunft plant das Team, das Smartphone-Tool in Zusammenarbeit mit Gesundheitsdienstleistern zu einer App weiterzuentwickeln, die auch andere neurologische Erkrankungen anhand der Auswirkungen auf auf die Mimik erkennen kann. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Guilherme C. Oliveira, Quoc C. Ngo, Leandro A. Passos, Leonardo S. Oliveira, João P. Papa, et al.: Facial expressions to identify post-stroke: A pilot study; in: Computer Methods and Programs in Biomedicine (veröffentlicht Volume 250, Juni 2024), Computer Methods and Programs in Biomedicine
- RMIT University: Face screening tool detects stroke in seconds (veröffentlicht 18.06.2024), RMIT University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.