Schlaganfall im jungen Alter durch Alkoholkonsum
Wenn junge Erwachsene in der Woche rund fünf große Bier oder andere Getränke mit entsprechender Alkoholmenge trinken, erhöht dies ihr Schlaganfall-Risiko erheblich.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten des Seoul National University College of Medicine wurde der Zusammenhang zwischen einer kumulativen Alkoholbelastung und dem Schlaganfallrisiko bei jungen Erwachsenen analysiert. Die Ergebnisse sind in dem englischsprachigen Fachblatt „Neurology“ veröffentlicht.
Teilnehmende waren im Alter von 20 bis 39 Jahren
Die Forschenden verwendeten für ihre Untersuchung Daten des koreanischen Nationalen Krankenversicherungsdienstes. Dabei konzentrierten sie sich auf Personen im Alter von 20 bis 39 Jahren. Alle Teilnehmenden hatten zwischen dem Jahr 2009 und 2012 an vier aufeinanderfolgenden jährlichen Gesundheitsuntersuchungen teilgenommen.
Wie wurde die jährliche Alkoholbelastung ermittelt?
Als einen mäßigen bis starken Alkoholkonsum bewerteten die Forschenden eine kummulierte Alkoholmenge von 105 Gramm oder mehr pro Woche. Wurde diese Menge erreicht, wurde in den jährlichen Gesundheitsuntersuchungen ein Wert von 1 vergeben.
Die Summe dieses Werts für den jährlichen Alkoholkonsum wurde dann für einen Zeitraum von insgesamt vier Jahren berechnet, wodurch das Ergebnis von null bis vier variieren konnte, erläutern die Forschenden.
Zur Erklärung: Ein Alkoholkonsum von 100 Gramm entspricht etwas mehr als der Menge in fünf halben Liter Flaschen Bier.
Erhöhtes Shlaganfall-Risiko feststellbar
Während einer durchschnittlichen medizinischen Nachbeobachtungszeit von sechs Jahren traten unter den 1.536.668 Teilnehmenden insgesamt 3.153 Schlaganfälle auf.
Es stellte sich heraus, dass Menschen, welche Alkoholbelastungswerte von zwei, drei oder vier aufwiesen (mit anderen Worten: Teilnehmende, die über zwei, drei oder vier Jahre hinweg mehr als 105 g Alkohol in der Woche zu sich nahmen) ein signifikant höheres Risiko für einen Schlaganfall aufwiesen, verglichen mit Menschen deren Wert bei null lag.
Stark erhöhtes Risiko für hämorrhagischen Schlaganfall
Diese positive Dosis-Wirkungs-Beziehung war laut den Fachleuten vorrangig auf hämorrhagische und nicht auf ischämische Schlaganfälle zurückzuführen. So war ein Alkoholbelastungswert von zwei, drei oder vier mit einem massiv erhöhten Risiko verbunden, dass die Teilnehmenden einen hämorrhagischen Schlaganfall erleben, verglichen mit einem Belastungswert von null.
Laut den Ergebnissen unterliegen junge Erwachsene mit mäßigem bis starkem Alkoholkonsum somit einem erhöhten Risiko einen Schlaganfall zu erleben. Dies gilt insbesondere für den hämorrhagischen Schlaganfall, so das Team.
Alkoholkonsum zur Schlaganfallprävention reduzieren
Dies macht nach Angaben der Fachleute deutlich, dass junge Erwachsenen zum Schutz vor Schlaganfällen ihren Alkoholkonsum gering halten sollten. Dies müsse als Teil jeder Strategie zur Schlaganfallprävention bei Menschen in diesem Alter hervorgehoben werden.
Denn Alkoholkonsom ist weit verbreitet und gilt als einer der wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren für Schlaganfälle bei jungen Erwachsenen, so das Team.
Alkohol schützt nicht vor Schlaganfällen
Zwar habe es zu den Auswirkungen von Alkohol auf Schlaganfall-Risiko in der Vergangenheit widersprüchliche Aussagen von Fachleuten gegeben, die teilweise sogar behaupten, dass ein leichter oder mäßiger Alkoholkonsum vor einem Schlaganfall schützen kann.
Doch eine Studie aus dem Jahr 2019, die in dem Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde, kam zu dem eindeutigen Ergebnis, dass geringe tägliche Alkoholmengen den Blutdruck und das Schlaganfall-Risiko erhöhen und konnte keine Hinweise zu einer Schutzwirkung vor Schlaganfällen feststellen.
Die aktuelle Untersuchung zeigt zudem, dass es bereits erheblich Auswirkungen auf das Schlaganfall-Risiko hat, wenn man pro Woche mehr als fünf große Bier oder eine vergleichbare Alkoholmenge trinkt. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jae-wook Chung, So-Ryoung Lee, Eue-Keun Choi, Sang-Hyeon Park, HuiJin Lee, et al.: Cumulative Alcohol Consumption Burden and the Risk of Stroke in Young Adults: A Nationwide Population-Based Study; in: Neurology (veröffentlicht 02.11.2022), Neurology
- Iona Y. Millwood, Robin G. Walters, Xue W. Mei, Yu Guo, Ling Yang, et al.: Conventional and genetic evidence on alcohol and vascular disease aetiology: a prospective study of 500 000 men and women in China; in: The Lancet (veröffentlicht 04.05.2019), The Lancet
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.