Ischämischer Schlaganfall: Daten von zwei Jahrzehnten ausgewertet
Unter den Patientinnen und Patienten, die in Deutschland innerhalb der letzten 20 Jahre einen Schlaganfall erlitten, starb fast die Hälfte innerhalb von fünf Jahren nach dem Vorfall. Rund jede/r fünfte Betroffene erlitt zudem einen weiteren Schlaganfall. Dies geht aus einer aktuellen Auswertung des Erlanger Schlaganfall-Registers hervor.
Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Universität Würzburg analysierten die Langzeitdaten von über 3.000 Schlaganfall-Betroffenen, die seit dem Jahr 1996 über das Erlanger Schlaganfall-Register (ESPro) beobachtet wurden. Die Krankheitsgeschichte der Teilnehmenden wurde bis zu 20 Jahre lang dokumentiert. Die Ergebnisse der Analyse veröffentlichte die Arbeitsgruppe kürzlich im Fachjournal „Stroke“.
Umfangreiche Daten über Schlaganfall
Bislang fehlten Langzeitdaten über die Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem Schlaganfall. Mit der Auswertung des Registers konnte das Forschungsteam diese Wissenslücke schließen. Zwischen den Jahren 1996 und 2015 wurden in dem Register 3346 Patientinnen und Patienten mit einem ersten ischämischen Schlaganfall eingeschlossen. Dank der erhobenen Daten konnten die Forschenden die gesamte Versorgungskette von der Akutbehandlung, über die Rehabilitation bis hin zur Langzeitpflege verfolgen.
Sterberisiko bei Frauen ist höher
Aus der Analyse geht hervor, dass 41,8 Prozent der betroffenen Männer innerhalb von fünf Jahren nach dem Vorfall verstarben. Bei Frauen lag dieser Anteil mit 49,6 Prozent höher als bei Männern. Somit scheinen Frauen etwas häufiger infolge eines Schlaganfalls zu sterben als Männer.
Frauen erleiden weniger Schlaganfälle
Zwar ist das Sterberisiko nach einem Schlaganfall bei Frauen höher, sie erleiden jedoch deutlich weniger Schlaganfälle als Männer. Wie aus den Daten hervorgeht, erleiden pro 100.000 Personen 75,8 Frauen und 131,6 Männer einen Schlaganfall. Männer scheinen somit fast doppelt so häufig einen Schlaganfall zu erleiden wie Frauen.
Art des Schlaganfalls war entscheidend für das Überleben
Die Überlebenswahrscheinlichkeit war auch von der Art des Schlaganfalls abhängig. So hatten Patientinnen und Patienten mit einem Arterienverschluss die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit (Frauen 71,8 Prozent; Männer 75,9 Prozent) und Betroffene mit einem kardioembolischen Schlaganfall, der vor allem durch Vorhofflimmern verursacht werden kann, am niedrigsten (Frauen 35,7 Prozent; Männer 47,8 Prozent). Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Schlaganfall einen weiteren Schlaganfall zu erleiden, war bei Männern und Frauen gleich und betrug 20,1 Prozent.
Überlebenswahrscheinlichkeit verbesserte sich
Insgesamt zeigen die Daten auch einen positiven Trend. So habe sich die Überlebenswahrscheinlichkeit unter Schlaganfall-Opfern innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte verbessert. Dies stehe sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit verbesserten Behandlungsmöglichkeiten, wie beispielsweise durch die vermehrte Einführung sogenannter Stroke Units, also eine auf Schlaganfall spezialisierte Abteilung innerhalb eines Krankenhauses. (vb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Viktoria Rücker, Peter U. Heuschmann, Martin O’Flaherty, u.a.: Twenty-Year Time Trends in Long-Term Case-Fatality and Recurrence Rates After Ischemic Stroke Stratified by Etiology; in: Stroke, 2020, ahajournals.org
- Deutsches Ärzteblatt: Fast jeder zweite Patient stirbt in den ersten fünf Jahren nach einem Schlaganfall (veröffentlicht: 29.09.2020), aerzteblatt.de
Wichtiger Hinweis:
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