Verbesserte BH-Konstruktionen sollen Gesundheitsschäden vorbeugen
Büstenhalter (BH) werden hierzulande von einem Großteil der Frauen getragen. Bei vielen Frauen sitzt der BH jedoch schlecht und sie riskieren hierdurch erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen. In einem aktuellen Forschungsprojekt soll nun die optimale Passform der Büstenhalter ermittelt werden, um unnötige gesundheitliche Risiken durch das Tragen der Unterwäsche zu vermeiden.
Das Forschungsvorhaben der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF), welches von dem Forschungskuratorium Textil e.V. (FKT) koordiniert wird, widmet sich gezielt der optimalen BH-Passform. Mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch das Tragen eines BH´s sollen damit künftig verhindert werden. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit öffentlichen Mitteln gefördert, so die Mitteilung der AiF (Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V.).
Deformationen des Bindegewebes
Weltweit 30 Prozent der Frauen tragen einen BH und in Deutschland sind es sogar um die 90 Prozent, berichtet die AiF. Jedoch passe jeder zweite BH nicht korrekt, was dauerhafte negative gesundheitliche Folgen für die Trägerin haben könne. Insbesondere falsche Einstellungen oder unkomfortable Passformen der BH-Träger seien häufig Ursache schlecht sitzender Büstenhalter. Beispielsweise seien schmale Träger in Verbindung mit großen Cups oft ein Auslöser für Deformationen des Bindegewebes. Außerdem verlaufen die BH-Träger meist im Schulter- und Nackenbereich, wo auch viele Muskeln und Nerven liegen. Falsch sitzende BH-Träger seien in diesen empfindlichen Bereichen häufig Auslöser dauerhafter Druckstellen und tiefer Furchen, welche das darunter liegende Gewebe in Mitleidenschaft ziehen, berichtet die AiF.
Verspannungen und Kopfschmerzen typische Folgen
Durch den Druck der schlecht sitzenden BH-Träger auf die sensiblen Nacken- und Schulterbereiche können bleibende Verspannungen im Rücken-, Nacken-, Arm- oder Schulterbereich und vermehrte Kopfschmerzen auftreten, begründen die Experten ihr aktuelles Forschungsprojekt. Das Forschungsvorhaben solle herausfinden, wie man BH-Trägersysteme verbessert werden können. „Wir haben uns gefragt: Wie kann man den Druck der BH-Träger auf die Schulterpartie verändern, damit die bekannten Beschwerden nicht mehr auftreten?“, erläutert die Projektleiterin Angela Mahr-Erhardt vom Hohenstein Institut für Textilinnovation.
Beschaffenheit von BH-Trägern mit Einfluss auf die Druckverteilung
Bislang ist das Zusammenspiel von BH-Konstruktion, Brustvolumen und dem daraus hervorgehenden Druck im Schulterbereich laut Aussage der Projektleiterin noch nicht erforscht. Das aktuelle Forschungsvorhaben widme sich daher genau diesem Themenkomplex. „Beispielsweise untersuchen wir, wie BH-Träger beschaffen sein müssen, damit sich der Druck gleichmäßig über die gesamte Trägerbreite aufbauen kann“, erläutert Martin Harnisch, Experte für Druckmessungen und Hautsensorik, der ebenfalls an dem Forschungsprojekt beteiligt ist. Zudem interessiere auch das subjektive Empfinden, das ein Träger beim Kontakt mit der Haut auslöst. Dies werde durch spezielle Messungen der hautsensorischen Eigenschaften versucht, objektiv zu bewerten.
Entwicklung neuer Messverfahren erforderlich
Bisher konnten die hautsensorischen Eigenschaften von BH-Trägern laut Aussage des Experten nur in aufwändigen Trageversuchen ermittelt werden. In dem aktuellen Projekt werde nun erstmals der Einsatz eines Messtorsos in Kombination mit hochauflösenden Druckfolien geplant. Um das Zusammenspiel von BH-Konstruktion, Brustvolumen und Druck im Schulterbereich zu analysieren, sei die Entwicklung neuer Messverfahren unerlässlich. Denn welche Kraft die Brust auf die BH-Träger ausübt und ob sich der dadurch entstehende Druck gleichmäßig über die Breite der Träger aufbaut, bleibe bislang weitgehend unklar. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
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