Studie: Schlechte Arbeitsbedingungen belasten die Psyche stärker als Arbeitslosigkeit
21.03.2011
Die psychischen Belastungen eines schlechten Jobs sind stärker als die der Arbeitslosigkeit. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher der Australischen Nationaluniversität in Canberra im Rahmen einer umfassenden Langzeitstudie bei der sie das seelische Wohlbefinden von mehr als 7.000 Erwachsenen mit ihrer beruflichen Situation verglichen.
Ein schlechter Job belastet die psychische Verfassung stärker als anhaltende Arbeitslosigkeit. Bereits vielfach wurden die negativen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Psyche wissenschaftlich belegt. Nun hat eine australische Langzeitstudie jedoch gezeigt, dass die seelische Verfassung unter einer schlechten Arbeitsstelle noch mehr leidet als unter der Erwerbslosigkeit.
Psychische Belastungen durch schlechte Arbeitsbedingungen
Die Wissenschaftler der Australischen Nationaluniversität hatten über einen Zeitraum von sieben Jahren die psychische Verfassung von mehr als 7.000 Erwachsenen mit deren beruflicher Situation verglichen. Dabei berücksichtigten die Forscher nicht nur, ob die Betroffenen erwerbstätig waren, sondern widmeten auch den Arbeitsbedingungen wie beispielsweise der Bezahlung, der Jobsicherheit, den beruflichen Anforderungen und der Unterstützung am Arbeitsplatz besondere Aufmerksamkeit. Es habe sich gezeigt, dass Erwerbslose insgesamt generell in schlechterer mentaler Verfassung als berufstätige Studienteilnehmer waren. Doch bei besonders schlechten Arbeitsbedingungen seien die psychischen Belastungen noch größer als bei anhaltender Arbeitslosigkeit, betonten die Wissenschaftler der Australischen Nationaluniversität.
Psyche: Erwerbslosigkeit besser als schlechte Arbeitsbedingungen
Die Forscher stellten im Rahmen ihrer Langzeitstudie fest, dass sich durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zwar normalerweise die psychische Situation der Betroffenen verbessert, doch wenn sie einen als schlecht empfundenen Job antreten, die seelische Verfassung häufig auf einen neuen Tiefpunkt sinkt. So belastet eine schlechter Job die Psyche noch stärker als Arbeitslosigkeit, erklärten die Wissenschaftler der Nationaluniversität. Bei ihrer Analyse habe sich ergeben, dass die seelische Verfassung der Beschäftigten wesentlich von der Qualität ihrer Arbeitsstelle abhängt. Wer unter unbefriedigenden Arbeitsbedingungen leidet, war demnach oftmals in erheblich schlechterer mentaler Verfassung als arbeitslose Studienteilnehmer. Das Ergebnis ihrer Studie belege, wie entscheidend gute Arbeitsbedingungen für die Psyche der Beschäftigten sind, schreiben die Forscher der Nationaluniversität in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Occupational and Environmental Health“.
Politik sollte Belastungen schlechter Arbeitsbedingungen berücksichtigen
Den Wissenschaftlern zufolge basiert „die Politik mit dem Grundsatz ‘Hauptsache Arbeit’ (…) auf der Auffassung, dass jeder Job besser ist als keiner, weil er das wirtschaftliche wie auch das persönliche Wohl steigert“. Diese Annahme haben die Ergebnisse der Langzeitstudie jedoch widerlegt. „Die psychosoziale Qualität der Arbeit ist ein grundlegender Faktor, der bei der Planung und Ausführung der Beschäftigungs- und Sozialpolitik berücksichtigt werden muss“, betonten die Forscher der Nationaluniversität. In der Politik steht jedoch bis heute nicht das psychische Wohlbefinden der Betroffenen sondern eher der volkswirtschaftliche Aspekt der Arbeitslosigkeit im Mittelpunkt der Diskussion. Das die psychischen Belastungen bei schlechten Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren zu immer höheren Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen geführt haben und damit erhebliche volkswirtschaftliche Kosten verbunden waren, wird dabei bis heute eher vernachlässigt.
Stress als Ursache psychischer Belastungen
Als eine der größten psychischen Belastungen auf der Arbeit empfinden viele Beschäftigte den mit ihrer Tätigkeit verbunden Stress. Dabei kann dieser nicht nur durch den Leistungsdruck vor Ort sondern zum Beispiel auch durch Probleme mit Kollegen und die Angst vor einem Jobverlust verursacht werden. Wer unter besonders hohem Stress auf der Arbeit leidet, kann versuchen diesem mit entsprechenden Entspannungsübungen wie Yoga, Autogenem Training oder Tai Chi zu begegnen. Auch Massage oder Akupunktur können der Entspannung dienen. Gelingt es nicht den Arbeitsstress in den Griff zu bekommen, ist den Betroffenen zu empfehlen sich psychotherapeutische Hilfe zu suchen oder – wie das Ergebnis der aktuellen Studie nahelegt – einfach zu kündigen. (fp)
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