Umwelteinflüsse: Blutdruck steigt bei Lärm und Luftverschmutzung
Dass Umwelteinflüsse eine bedeutende Rolle für unsere Gesundheit spielen, ist lange bekannt. In einer Studie zeigte sich nun, dass Faktoren wie Luftverschmutzung und Straßenlärm dazu beitragen können, den Blutdruck zu erhöhen.
Gesundheitsrisiko durch Luftverschmutzung
Dass Luftverschmutzung mit einem hohen Gesundheitsrisiko einhergeht, ist lange bekannt. Unter anderem erhöht sie das Risiko für Schlaganfälle, wie eine wissenschaftliche Untersuchung zeigte. Auch Krach macht krank, er verursacht Kopfschmerzen, Nervosität, innere Unruhe und stresst. Beide Faktoren – schlechte Luft und Lärm – können sich auch negativ auf den Blutdruck auswirken.
Lärm fördert Hypertonie
Laut einer neuen europaweiten Untersuchung, die im „European Heart Journal“ veröffentlicht wurde, ist eine langfristige Belastung von Menschen durch Luftverschmutzung verbunden mit dem häufigeren Auftreten von Bluthochdruck. Die Studie, bei der über 41.000 Probanden in fünf Ländern (Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland und Spanien) bis zu neun Jahre beobachtet wurden, zeigt, dass sowohl Luftverschmutzung als auch Verkehrslärm separat mit dem Auftreten einer Hypertonie assoziiert sind.
„Der Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Hypertonie blieb bestehen, auch wenn Lärm, der häufig gemeinsam mit Luftverschmutzung vorliegt, in der Analyse als Störfaktor mit berücksichtigt wurde“, schreibt die Heinrich Heine Universität Düsseldorf in einer Mitteilung.
Frühere Untersuchungen belegten Zusammenhänge
Schon frühere Untersuchungen konnten zeigen, dass die beiden Faktoren Einfluss auf den Blutdruck haben. So berichteten chinesische Forscher vor kurzem, dass Luftverschmutzung das Bluthochdruck-Risiko erhöht. Und eine Studie der Mainzer Universitätsklinik zeigte schon vor Jahren, dass Nachtfluglärm auf Dauer den Blutdruck steigert.
Teil eines europäischen Projekts
Bei der aktuellen Studie, die Teil des europäischen Projekts “European Study of Cohorts for Air Pollution Effects” (ESCAPE) ist, wurden zunächst Informationen über den Blutdruck und die Blutdruckmedikamente der Probanden aufgenommen. „Für die Analyse wurden nur diejenigen betrachtet, die bei Beginn der Beobachtung keine Hypertonie hatten. Insgesamt entwickelten 6.207 Personen (15 Prozent) im Beobachtungszeitraum eine Hypertonie“, heißt es in der Mitteilung.
Zwischen 2008 und 2011 wurde in den Studienregionen in einer groß angelegten Messkampagne die Luftverschmutzung nach einer standardisierten Methode gemessen und dann den Wohnadressen der Teilnehmer zugeordnet. Gemessen wurde Feinstaub in verschiedenen Größenklassen: Die kleinsten Teilchen waren bis zu 2,5 Mikrometer (PM2,5) groß, die größeren bis zu zehn Mikrometer (PM10). Außerdem wurden Rußteilchen gemessen (PM2.5 absorbance) und die Verkehrsdichte im Umkreis um die Wohnadresse erfasst. Das Ausmaß des Straßenverkehrslärms wurde den EU-Lärmkartierungen entnommen.
Unterschied zwischen sauberstem und dreckigsten Viertel
Es zeigte sich, dass pro fünf Mikrogramm/m3 PM2,5 das Risiko der Entwicklung eines Bluthochdrucks um 22 Prozent zunahm. Fünf µg/m3 PM2,5 entsprechen ungefähr dem Unterschied zwischen dem am stärksten verschmutzten Viertel einer Stadt gegenüber dem saubersten Viertel einer Stadt.
Höhere Rußkonzentrationen erhöhten ebenfalls das Erkrankungsrisiko. Teilnehmer, deren nächtlicher Lärmpegel bei ca. 60 dB(A) lag, hatten demnach ein sechs Prozent höheres Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln als Teilnehmer, deren Lärmpegel in der Nacht bei 50 dB(A) lag.
Große Last für Patienten
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die langfristige Belastung mit Luftverschmutzung zu einem höheren Risiko für Hypertonie führt. Das ist wichtig, weil praktisch jeder mehr oder weniger stark gegenüber Luftverschmutzung exponiert ist und zwar ein ganzes Leben lang“, sagte Studienleiterin Dr. Barbara Hoffmann, Professorin für Umweltepidemiologie am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Und weiter: „Das führt auf Dauer zu einer hohen Zahl von Bluthochdruckerkrankungen, was eine große Last für die betroffenen Patienten, aber auch für die Gesellschaft darstellt.”
Aktuelle Gesetze reichen nicht aus
Diese Zusammenhänge waren sogar bei Feinstaubkonzentrationen deutlich unterhalb der gültigen EU-Grenzwerte zu sehen. „In der Konsequenz kann also die aktuelle Gesetzgebung die Bevölkerung nicht ausreichend vor den nachteiligen Folgen der Luftverschmutzung schützen“, schreibt die Hochschule. Und: „Die Ergebnisse der Studie unterstreichen besonders vor dem Hintergrund der weit verbreiteten Luftverschmutzung und der Bedeutung des Bluthochdrucks die Notwendigkeit einer besseren Regulierung der Luftqualitätswerte zum Schutz der öffentlichen Gesundheit.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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