Hoher Kostendruck: Auf Geburtsstationen herrscht Hebammen-Mangel
Seit Jahren warnen Experten vor einem zunehmenden Hebammen-Mangel. Laut einem neuen Gutachten müssen sich fast die Hälfte der Hebammen in Krankenhäusern um drei Frauen gleichzeitig während der Geburt kümmern. Verantwortlich dafür sei vor allem der Kostendruck, unter dem die Kliniken stehen. Der Deutsche Hebammenverband spricht sich für eine Eins-zu-eins-Betreuung aus.
Immer weniger Geburtshelferinnen
Aufgrund des zunehmenden Kostendrucks der deutschen Kliniken schließen immer mehr Kreißsäle. Und in den verbliebenen herrscht oft ein gefährlicher Hebammen-Mangel. Das führt zu einer enormen Arbeitsbelastung der Geburtshelferinnen und damit zu einer schlechten Versorgung der Gebärenden. Experten zufolge sind die Zustände in Entbindungskliniken nicht mehr tragbar.
Hebammen kümmern sich um drei Gebärende gleichzeitig
Wie es in einem noch unveröffentlichten Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, das der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (RP) vorliegt, heißt, kümmert sich fast die Hälfte der Hebammen in Krankenhäusern „um drei Frauen gleichzeitig während der Geburt“.
Der Großteil der Kliniken steht unter erheblichem Kostendruck. Laut RP geht aus dem Gutachten hervor, dass 60 Prozent der Entbindungsstationen trotz Sparmaßnahmen nicht kostendeckend arbeiten.
Zudem hat fast jede zweite Klinik Schwierigkeiten, für offene Hebammenstellen Fachkräfte zu finden, heißt es im Gutachten.
Schlechte Versorgung von Frauen in der Geburtshilfe
„Der ökonomische Druck auf Kliniken in Deutschland hat dazu geführt, dass die Versorgung von Frauen in der Geburtshilfe schlecht ist“, erklärte Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes (DHV), der „Rheinischen Post“.
Die Obfrau der Linksfraktion im Gesundheitsausschuss, Birgit Wöllert, die das Gutachten in Auftrag gegeben hat, fordert laut der Zeitung: „Im Interesse der Frauen und Säuglinge, aber auch der Hebammen mit ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit muss die Umsetzung der Leitlinie und der Eins-zu-Eins- Betreuung endlich zur Grundlage einer gesetzlichen Personalbemessung werden.“
In einem aktuellen Statement von Katharina Jeschke, Präsidiumsmitglied des DHV, heißt es: „Der DHV fordert eine Eins-zu-eins-Betreuung für alle Frauen. Dabei darf keine Rolle spielen, ob die Hebamme angestellt oder freiberuflich tätig ist. Wir fordern zudem eine angemessene Vergütung für diese intensive Leistung für alle Hebammen.“
Zustände in Entbindungskliniken nicht mehr tragbar
Die Zustände in Entbindungskliniken sind aus Sicht des Hebammen-Verbandes nicht mehr tragbar.
„Die Geburtshilfe insgesamt ist chronisch unterfinanziert. Hebammen haben dies bisher kompensiert“, so Verbandschefin Klenk.
„Wir haben jetzt jedoch den Punkt erreicht, an dem es nicht mehr weitergeht.“ Den Angaben zufolge fänden viele Kliniken keine Hebammen oder Ärzte mehr, die unter den Bedingungen dort arbeiten wollten.
„Darunter leiden letztlich dann Schwangere und Gebärende.“ (ad)
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