Schlafapnoe: Millionen Menschen haben keinen gesunden Schlaf wegen Atemaussetzern
Atemaussetzer und Schnarchen verhindern einen gesunden, tiefen Schlaf. Nicht selten verursacht eine sogenannte Schlafapnoe die Beschwerden, die sogar lebensbedrohlich sein können. Die Nachrichtenagentur „dpa“ sprach mit dem Betroffenen Olaf Schweren über die Erkrankung und begleitete ihn ins Schlaflabor der Robert-Koch-Klinik in Leipzig.
Im Schlaflabor kommen Ärzte den Atemaussetzern auf die Spur
Im Schlaflabor wird es ab 22 Uhr stressig für die Schwestern. Denn dann müssen alle Patienten für die Nacht vorbereitet werden. Sie werden „verkabelt“, damit die Ärzte ihre Schlafgewohnheiten möglichst gut überwachen können. Neben vielen Werten wie der Sauerstoffsättigung werden die Patienten auch mit einer Kamera gefilmt. Ein Mikrofon zeichnet zudem die Schnarchgeräusche auf. Diese Totalüberwachung ist notwendig, um festzustellen, ob ein Patient, der Probleme mit dem Schlafen hat, tatsächlich an Schlafapnoe leidet, einer Erkrankung die das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich erhöht.
Auch Olaf Schweren werden zwei Elektroden auf die Beine geklebt und neun am Kopf befestigt. Er muss zudem einen Brust- und einen Bauchgurt tragen. Mittels Pulsoximeter, einem Clip am Zeigefinger, wird die Sauerstoffsättigung im Blut gemessen. Sechs Stunden lang soll der Patient nun im Einzelzimmer schlafen. Derweil sitzen die Schwestern in der Technikzentrale des Schlaflabors vor acht Monitoren, wo alle Daten gesammelt werden. Am nächsten Morgen erfolgt die Auswertung durch die Ärzte.
Patienten mit Schlafapnoe ahnen häufig nichts von ihren Problemen
„Ich hatte eigentlich kein Problem”, berichtet der 56-jährige Berufskraftfahrer. „Aber alle, die um mich herum waren, die hatten ein Problem!” Schweren schnarcht stark und schläft schlecht. Deshalb ist er tagsüber häufig müde. Bis zu einer Magen-OP wog er 116 Kilogramm. „Meine Frau hat mich immer gedrängt: „Geh doch mal zum Arzt“, berichtet er.
Thomas Köhnlein, Chefarzt der Robert-Koch-Klinik, ist Experte für das sogenanntes Schlafapnoe-Syndrom. „Atemaussetzer im Schlaf werden von den Ehepartnern oft sehr zuverlässig beobachtet”, erläutert er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur. Aber: „Die Patienten unterschätzen das in der Regel gewaltig.”
Bevor sie einen Termin im Schlaflabor vereinbaren, haben Lungen- oder HNO-Ärzte bereits Voruntersuchungen durchgeführt. Nur bei einem Verdacht auf Schlafapnoe, werden sie zum Schlafen ins Labor geschickt.
Nächtliche Atemaussetzer können lebensbedrohlich sein
Etwa zwei bis vier Prozent der Bevölkerung leidet hierzulande laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin unter den gefährlichen Atemaussetzern im Schlaf. Vorstandsmitglied Hans-Günter Weeß berichtet gegenüber der Nachrichtenagentur, dass das Schlafapnoe-Syndrom die zweihäufigste der über 50 bekannten Schlafstörungen ist. Zu den gravierenden Folgen des Schlafmangels zählten Tagesschläfrigkeit mit Einschlafneigung, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall und ein auf lange Sicht erhöhtes Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt. Die Atemaussetzer kämen durch eine ermüdete Muskulatur im Rachenraum zustande, so Köhnlein.
Vor allem übergewichtige Menschen litten häufig an Schlafapnoe, da das Fett auf die Rachenmuskeln drücke. Die Atemaussetzer könnten bis zu 30 Sekunden anhalten. In dieser Zeit gelangt zu wenig Sauerstoff ins Gehirn. Dieses reagiert wiederum mit einer Alarm- und Weckreaktion, die der Betroffene aber nicht bewusst wahrnimmt. Häufig kann er sich am nächsten Morgen nicht daran erinnern. Da die Atemaussetzer meist viele Male in der Nacht auftreten, werden die Schlafapnoeiker immer wieder aus dem Schlag gerissen. Ein gesunder Traum- und Tiefschlaf ist nicht mehr möglich.
Behandlung der nächtlichen Schlafstörungen durch Atemaussetzer
Um die nächtlichen Atemaussetzer zu verhindern, sollen die Patienten meist eine sogenannte CPAP-Maske während sie schlafen tragen. Diese ähnelt einer kleinen Beatmungsmaske und ist über einen Schlauch mit einem Kompressor verbunden. Die Maske sei noch immer der „Goldstandard”, erläutert Weeß. “Der Kompressor erzeugt einen Überdruck, so dass sich die Atemwege nicht mehr verschließen und die Atemaussetzer verschwinden. Die Patienten finden dadurch wieder in einen erholsamen Schlaf.”
Die CPAP-Maske muss jede Nacht aufgesetzt werden. Die meisten Patienten kämen damit aber gut zurecht, erläutert Köhnlein. „75 Prozent sind nach einem Jahr noch therapietreu. Das ist kein schlechtes Ergebnis.” Die Patienten würden meist eine deutliche Verbesserung durch das Gerät bemerken. „Es ist mit diesen Masken ein bisschen wie mit einer Brille. Erst fremdelt man damit, aber nach einem Monat hat man sich daran gewöhnt.”
Monika Schmidt, eine Patientin, die nach einem Aufenthalt im Schlaflabor eine CPAP-Maske bekommen hat, berichtet gegenüber der Nachrichtenagentur von ihrem Leidensweg. „Ich habe seit zehn Jahren ein Problem mit dem Schnarchen und Atemaussetzern. Ich bin früh wie erschlagen, muss mich vom Schlafen erholen”, so die 71-jährige Rentnerin. Auch habe sie an Konzentrationsstörungen und Schwindelanfällen gelitten. Im Schlaflabor wurden bei der Frau 22 Atemaussetzer in der Stunde gemessen. Schmidt will zukünftig nur noch mit der Maske schlafen.
Operation ist nur in schweren Fällen bei Schlafapnoe notwendig
In schweren Fällen kann eine operativer Eingriff notwendig sein, um die Atemaussetzer zu beseitigen. So können Ärzte unter anderem das Gaumensegel straffen oder kürzen. Auch die Zungenlänge und der Zungengrund können in einer Operation verändert werden.
Derzeit wird ein relativ neues Verfahren weltweit in klinischen Studien getestet, der sogenannte Zungenschrittmacher. Den Patienten wird dabei ein Neurostimulator unter die Haut leicht unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt. Ein Kabel, welches bis zum Rippenbogen führt, misst und überträgt die Atemfrequenz über die Zwerchfellbewegungen. Ein weiteres Kabel, das eine Elektrode führt, wird zum Hypoglossus-Nerv gelegt, der die Zungenmuskeln aktiviert. Wenn der Patient einatmet, übermittelt der Zungenschrittmacher einen Impuls an den Zungennerv, so dass sich die Zungenmuskulatur angespannt. In der Folge bleiben die Atemwege frei. Der Patient kann das Gerät über eine Fernbedingung abends ein- und morgens wieder ausschalten. (ag)
: Judith Schmied / pixelio.de
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