Während in den vergangenen Jahren vor allem die potenziellen Gesundheitsvorteile der ketogenen Ernährung im Fokus standen, zeigen neuere Forschungsarbeiten, dass auch Nachteile drohen. Laut einer aktuellen Studie können insbesondere die Darmflora und die Cholesterinwerte beeinträchtigt werden.
Ein Forschungsteam um Dr. Aaron Hengist von der University of Bath hat untersucht, welche Effekte eine ketogene Ernährung im Vergleich zu einer zuckerarmen Diät entfaltet und die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht. Vor allem bei den Darmbakterien und den Cholesterinwerten drohen demnach Nachteile.
Vor- und Nachteile der Keto-Diät
Zahlreiche Studien der vergangene Jahre haben sich mit den möglichen Gesundheitsvorteile der ketogenen Ernährung befasst und neben positiven körperlichen Effekten auch Vorteile für das psychische Wohlbefinden aufgezeigt.
Allerdings deuteten einzelne Studien bereits darauf hin, dass auch Nachteile bei langfristiger ketogener Diät drohen.
Keto-Diät versus zuckerarme Ernährung
An 53 gesunde Erwachsene, die über einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen entweder eine Ernährung mit moderatem Zuckerkonsum (Kontrollgruppe), eine zuckerarme Diät (weniger als 5 % der Kalorien aus Zucker) oder eine ketogene Diät mit wenig Kohlenhydraten (weniger als 8 % der Kalorien aus Kohlenhydraten) befolgten, untersuchte das Team nun die Auswirkungen der beiden Diätformen.
Erhöhtes LDL-Cholesterin
Dabei zeigte sich, dass die ketogene Ernährung den Cholesterinspiegel, insbesondere bei kleinen und mittelgroßen LDL-Partikeln, erhöhte, berichtet das Team. Auch seien die Werte des Apolipoproteins B, das Plaquebildung in den Arterien verursacht, gestiegen.
Im Gegensatz dazu habe die zuckerarme Diät die Werte des LDL-Cholesterins erheblich gesenkt.
Veränderte Darmflora
Außerdem veränderte die ketogene Diät die Zusammensetzung des Darmmikrobioms (Darmflora) und verringerte insbesondere nützliche Bakterien (Bifidobakterien), während die zuckerarme Diät keinen signifikanten Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora hatte, erklären die Forschenden.
Nicht zuletzt habe die ketogene Ernährung die Glukosetoleranz verringert, was bedeutete, dass der Körper weniger effizient mit Kohlenhydraten umgehen konnte.
Leichte Vorteile beim Abnehmen
Die Forschenden stellten auch fest, dass die ketogene Ernährung erhebliche Veränderungen im Fettstoffwechsel und im Muskelenergieverbrauch verursachte, wodurch die Brennstoffpräferenz des Körpers von Glukose auf Fette verschoben wurde.
Bei dem durchschnittlichen Fettabbau schnitt die ketogene Ernährung mit durchschnittlich 2,9 Kilogramm nach 12 Wochen sogar ein wenig besser ab als die zuckerarme Ernährung (2,1 Kilogramm).
Drohende langfristige Folgen
„Trotz der Reduzierung der Fettmasse erhöhte die ketogene Diät den Gehalt an ungünstigen Fetten im Blut unserer Teilnehmer, was, wenn es über Jahre aufrechterhalten wird, langfristige gesundheitliche Folgen wie ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle haben könnte“, betont Dr. Aaron Hengist.
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Und die Verringerung der Bifidobakterien könnte langfristig unter andrem zu einem erhöhten Risiko für Verdauungsstörungen, für Darminfektionen und einer geschwächten Immunfunktion beitragen, so Dr. Russell Davies von der University of Bath.
Die festgestellte Insulinresistenz sei zwar nicht unbedingt eine schlechte Sache, solange eine ketogene Diät eingehalten werde, aber wenn wieder auf eine kohlenhydratreichere Ernährung umgestellt wird, könnte dies das Risiko erhöhen, langfristig an Typ-2-Diabetes zu erkranken, ergänzt Studienautor Professor Javier Gonzalez.
Zuckerarm besser als Keto-Diät
Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass eine zuckerarme Diät für die meisten Menschen besser geeignet ist als die ketogene Ernährung. Zwar sei die ketogene Diät wirksam beim Fettabbau, sie habe jedoch Auswirkungen auf den Stoffwechsel und die Darmflora, die nachteilig sein könnten.
Im Gegensatz dazu fördere eine zuckerarme Diät den Fettabbau ohne offensichtliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit, (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Aaron Hengist, Russell G. Davies , Jean-Philippe Walhin, Jariya Buniam, Lucy H. Merrell, Lucy Rogers, Louise Bradshaw, Alfonso Moreno-Cabañas, Peter J. Rogers, Jeff M. Brunstrom, Leanne Hodson, Luc J.C. van Loon, Wiley Barton, Ciara O’Donovan, Fiona Crispie, Orla O’Sullivan, Paul D. Cotter, Kathryn Proctor, James A. Betts, Françoise Koumanov, Dylan Thompson, Javier T. Gonzalez: Ketogenic diet but not free-sugar restriction alters glucose tolerance, lipid metabolism, peripheral tissue phenotype, and gut microbiome: RCT; in: Cell Reports Medicine (veröffentlicht 05.08.2024), cell.com
- University of Bath: Ketogenic Diet reduces friendly gut bacteria and raises cholesterol levels - University of Bath study (veröffentlicht 06.08.2024), eurekalert.org
- Sung-Jen Wei, Joseph R. Schell, E. Sandra Chocron, Mahboubeh Varmazyad, Guogang Xu, Wan Hsi Chen, Gloria M. Martinez, Felix F. Dong, Prethish Sreenivas, Rolando Trevino Jr., Haiyan Jiang, Yan Du, Afaf Saliba, Wei Qian, Brandon Lorenzana, Alia Nazarullah, Jenny Chang, Kumar Sharma, Erin Munkácsy, Nobuo Horikoshi, David Gius: Ketogenic diet induces p53-dependent cellular senescence in multiple organs; in: Science Advances (veröffentlicht 17.05.2024),, science.org
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