Die Herzgesundheit von Frauen geht nach der Menopause rapide zurück und das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen steigt erheblich. So sollte bei postmenopausale Frauen besonders auf mögliche Frühwarnzeichen für Herzerkrankungen geachtet werden.
Ein Forschungsteam um Dr. Ella Ishaaya vom Harbor-UCLA Medical Center in Torrance (USA) hat die Veränderungen der Herzgesundheit bei Frauen nach der Menopause untersucht. Die entsprechenden Studienergebnisse werden auf der diesjährigen American College of Cardiology’s Annual Scientific Session vorgestellt.
Wechseljahre beeinflussen Herzgesundheit
Verschiedene früherer Forschungsarbeiten hatten bereits einen Zusammenhang zwischen den Wechseljahren und Beeinträchtigungen der Herzgesundheit hingewiesen. So wurde beispielsweise bereits ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko bei bestimmten Wechseljahrbeschwerden nachgewiesen.
Auch kamen Forschende der University of Pittsburgh Graduate School of Public Health bereits in einer Studie aus dem Jahr 2020 zu dem Schluss, dass die Menopause das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Veränderungen in den Koronararterien
In der neuen Studie ermittelten die Forschenden nun bei Frauen nach der Menopause den sogenannten Kalzium-Score in den Koronararterien, ein Maß für die Plaquebildung in den Herzarterien.
Ein höherer Kalzium-Score weist auf ein höheres Risiko für einen Herzinfarkt oder andere kardiale Ereignisse hin, erläutert das Team.
Die Forschenden analysierten die Daten von 579 Frauen nach der Menopause, die Statine zur Kontrolle ihres Cholesterinspiegels einnahmen und sich im Abstand von mindestens einem Jahr zwei Herzscans unterzogen hatten.
Zum Vergleich wurde jede Teilnehmerin einem Mann mit einem ähnlichen Profil in Bezug auf Alter, Rasse, Statinkonsum, Blutdruck und Diabetes-Status gegenübergestellt. Alle Teilnehmenden hatten zum Zeitpunkt des ersten Scans keine Herzerkrankung.
Anhand des Kalzium-Score der Teilnehmende wurden diese in drei Gruppen mit Werten von 1 bis 99, 100 bis 399 und 400 oder höher zu Studienbeginn eingeteilt, berichten die Fachleute.
Deutliche Verschlechterungen
Zwischen dem ersten und dem zweiten Herzscan stieg bei Frauen mit einem Ausgangswert von 1 bis 99 der Kalzium-Score im Mittel um acht Punkte, so die Forschenden weiter. Bei den Männern dieser Gruppe sei der Wert im Mittel nur um vier Punkte gestiegen.
Frauen mit einem Ausgangswert von 100 bis 399 verzeichneten laut dem Forschungsteam im Mittel einen Anstieg um 31 Punkte, während dieser bei den Männern der gleichen Gruppe um 16 Punkte stieg.
Damit waren bei den Frauen die Verschlechterungen in diesen beiden Gruppen rund doppelt so ausgeprägt wie bei den Männer. Bei Personen mit einem Ausgangswert von 400 oder höher gab es hingegen keinen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern.
Risiko bei Frauen unterschätzt
Herzerkrankungen sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen die häufigste Todesursache, das kardiovaskuläre Risiko von Frauen wird jedoch traditionell unterschätzt, da Frauen dazu neigen, erst in einem höheren Alter als Männer an Herzerkrankungen zu erkranken und oft andere und manchmal subtilere Symptome verspüren, erläutert das Team.
Die neuen Studienergebnisse deuten nun darauf hin, dass die Plaquebildung bei Frauen nach der Menopause im Vergleich zu Männern beschleunigt ist, so dass bei vielen Frauen das Risiko für Herzprobleme stark ansteigt.
Östrogen der entscheidende Faktor?
Dies hängt laut den Forschenden wahrscheinlich mit dem Östrogenabfall zusammen, den Frauen in den Wechseljahren erleben. Denn es ist seit langem bekannt, dass Östrogen eine schützende Wirkung auf die Herzgesundheit hat.
„Nach der Menopause haben Frauen viel weniger Östrogen und neigen zu einem testosteronreicheren Profil. Dies beeinflusst die Art und Weise, wie Ihr Körper Fett speichert, wo er Fett speichert und wie er Fett verarbeitet; es beeinflusst sogar die Art und Weise, wie Ihr Blut gerinnt“, so Dr. Ishaaya. Durch dieVeränderungen steige das Risiko einer Herzerkrankung.
Die Studie unterstreiche, wie wichtig es ist, die Frühwarnzeichen für das Risiko einer Herzerkrankung bei postmenopausalen Frauen zu erkennen und anzugehen, da sie nach der Menopause die schützende Wirkung von Östrogen verlieren.
Bisher werden Frauen zu wenig untersucht und behandelt, insbesondere Frauen nach der Menopause, die einer Flut neuer Risikofaktoren ausgesetzt sind, die vielen nicht bewusst sind, resümiert Dr. Ishaaya. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American College of Cardiology: Heart health declines rapidly after menopause (veröffentlicht 02.04.2024), acc.org
- The North American Menopause Society: Could Your Menopause Symptoms Be Hard on Your Heart? (veröffentlicht 28.09.2020, eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.