Belgische Wissenschaftler haben den Überträger vom Schmallenberg-Virus entdeckt
17.03.2012
Seit einiger Zeit wütet das Schmallenberg-Virus in zahlreichen europäischen Ländern. Die virale Krankheit ist für eine Vielzahl von Totgeburten bei Rindern, Schafen und Ziegen verantwortlich. Die Kälber oder Lämmer der erkrankten Tiere kommen oft mit schweren Missbildungen zur Welt, so dass sie in Folge nicht überlebensfähig sind. Belgischen Forschern ist es nun gelungen, den Überträger zu identifizieren. Es handelt sich dabei um mehrere Mückenarten, die teilweise schon für Übertragungswege anderer Virenerkrankungen verantwortlich waren.
Schmallenberg-Erreger bereitet sich Europaweit aus
Seit Entdeckung waren bereits fast 1000 Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland von der viralen Infektionskrankheit betroffen. Der noch vor kurzem unbekannte Schmallenberg-Erreger ist für eine hohe Zahl von Totgeburten bei Schaf-, Ziegen- und Rinderherden verantwortlich. Die geborenen Jungtiere der infizierten Muttertiere kommen entweder bereits tot oder mit schwerwiegenden Missbildungen zur Welt. Neben der Bundesrepublik Deutschland sind auch landwirtschaftliche Betriebe in Länder wie Belgien, Frankreich, Großbritannien oder Holland von der Tierseuche betroffen. Bislang wurde ein Übergreifen auf den Menschen nicht beobachtet, allerdings wurden die Viren erst im Jahre 2011 entdeckt, so dass eine abschließende Bewertung des Schmallenberg-Virus noch nicht stattfand.
Stechmücken für Übertragung verantwortlich
Wissenschaftlern des belgischen Instituts für Tropenmedizin (IT) in Antwerpen ist es nach eigenen Angaben gelungen, die genauen Überträger zu lokalisieren. Dabei handelt es sich um spezielle Mückenarten, die schon einmal für die Übertragungen infektiöser Tierkrankheiten verantwortlich waren. „Untersuchungen haben ergeben, dass die Stechmücken Gnitzen-Arten Culicoides obsoletus, C. dewulfi und C. Pulicaris den Schmallenberg Virus übertragen.“ Drei der fünf identifizierten Stechfliegen-Arten hatten den Übertragungsweg der Blauzungenkrankheit hergestellt, wie das Forscherteam berichtet. Seit einigen Monaten vermuteten zwar Veterinärmediziner und Forscher, dass der nur 100 Nanometer große Schmallenberg-Virus durch Insektenstiche übertragen wird., unklar blieb bis zur Entdeckung, welche spezifischen Stechmücken verantwortlich sind.
Erwachsene Muttertiere erholen sich schnell
Das Immunabwehrsystem der infizierten Nutztiere ist gegen die Eindringlinge machtlos. Während die Muttertiere phasenweise Fieber, Milchrückgang, Appetitlosigkeit und teilweise Untergewicht durchleben und somit nur kurzzeitige Krankheitssymptome zeigen, stabilisiert sich der gesundheitliche Zustand innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne. Die besorgniserregenden Folgeerscheinungen sind nach Ansicht der Experten die Aborte und Totgeburten. Erstmals wurde im November 2011 die Erkrankung nähe der Ortschaft Schmallenberg durch Experten des Friedrich-Löffler-Instituts für Tiergesundheit bei Rindern entdeckt. Die Viren zeigten deutliche Parallelen zum Akabane-Infekt, dass ebenfalls mittels Mücken Säugetiere befällt und ähnliche Beschwerdeanzeichen hervorruft. Die Forscher ordneten den Erreger den Orthobunyaviren zu. Kurze Zeit davor zeigten auch Tiere in niederländischen Rinderherden ähnliche Beschwerdebilder, wobei bis heute nicht feststeht, ob die Viruserkrankung bereits zu jener Zeit zirkulierte oder erst neu eingetragen wurde.
Sinkende Neuinfektionsrate erwartet
Experten der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit EFSA vertreten die Ansicht, dass die Neuinfektionsrate in nächster Zeit zurück gehen wird. In den folgenden Monaten wird jedoch die Anzahl der Missbildungen durch den Schmallenberg-Virus zunächst weiter ansteigen. Zusätzliche Maßnahmen seien nach Ansicht der eingesetzten EU-Kommission nicht notwendig. Der Virusinfekt werde genauso behandelt, wie andere Erreger im Veterinären Sektor auch. (sb)
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