Schmerzlinderung allein reicht meist nicht aus
Gerolzhofen, September 2015. Viele chronische Erkrankungen gehen mit Schmerzen einher. Patienten haben meist nur eine Sicht auf die Qualen: Der Schmerz muss weg. Für die chinesische Medizin jedoch gehören Schmerzen zu den wichtigen Signalen, wenn es um die Bekämpfung von Ursachen der chronischen Krankheit geht. Der Schmerz wird in dieser Krankheitslehre zunächst einmal als Signal ernst genommen, das diagnostisch wichtige Informationen über die Störungen im Inneren des Körpers liefert. Im Verlauf der Therapie nach chinesischen Gesichtspunkten sind Veränderungen des Schmerzes zudem wichtiger Gradmesser für die Therapie. Dabei hat die fernöstliche Medizin mehr zu bieten als Akupunktur.
Der Experte für Chinesische Medizin und Leiter der Klinik am Steigerwald Dr. Christian Schmincke erklärt: „Für die Chinesische Medizin ist jeder Schmerz zunächst eine Qi-Blockade, also ein Zeichen dafür, dass der Energiefluss im Körper unterbrochen ist.“ Welche Ursachen für solche energetischen Engstellen verantwortlich sind, darauf geben Schmerzqualität und Ort des Schmerzes wichtige diagnostische Hinweise. Darüber hinaus bedient sich die Chinesische Medizin einer umfassenden Anamnese mit Puls- und Zungendiagnostik. Alle Methoden geben dem Therapeuten ein Bild, auf dessen er die Therapie aufbaut.
Wer hierzulande von Chinesischer Medizin bei Schmerzerkrankungen spricht, denkt meist nur an Akupunktur. Dabei kann die Akupunktur einerseits mehr als nur den Schmerz „ausschalten“, andererseits spielt beispielsweise die chinesische Arzneitherapie eine weitaus wichtigere Rolle, wenn es um den langfristigen Erfolg der Therapie geht. „In der Tat führt Akupunktur manchmal zu einem umwerfend raschen schmerzlösenden Effekt“, sagt Dr. Schmincke. „Das gezielte Nadeln von Akupunkturpunkten löst die Blockaden, was in der akuten Schmerzattacke oft ausreicht.“ Geht es hingegen um chronische, also immer wiederkehrende Schmerzen, bedarf es tiefgreifender Methoden wie der chinesischen Arzneitherapie.
Pflanzliche Bestandteile wie Wurzeln, Rinden oder Knollen haben ein hohes Wirkungspotenzial. Sie wecken und steuern Selbstheilungskräfte. Abhängig vom Krankheitsbild unterstützen sie die Ausleitung von Entzündungen oder Stoffwechselgiften, regulieren das Immunsystem oder stärken die natürlichen Klärungsfunktionen des Körpers – alles den schmerzhaften Blockaden zugrunde liegende Ursachen. Dadurch zielt das Therapiekonzept auf die Störung ab, die hinter dem Schmerz liegt, und wirkt sehr viel nachhaltiger. „Das Verschwinden der Schmerzen – so erfreulich es für Patient und Arzt ist – reicht als Gradmesser allein nicht aus“, verdeutlicht Dr. Schmincke. “Die Schmerzlinderung ist nur Teil des allgemeinen Genesungsprozesses.“
Darüber hinaus stellen Experten für Chinesische Medizin die Langzeiteinnahme von Schmerzmedikamenten auf den Prüfstand und wägen für jedes Mittel gemeinsam mit dem Patienten ab, ob es beibehalten, sofort abgesetzt, reduziert oder ausgeschlichen wird. Die schulmedizinische Dauermedikation mit Schmerzmedikamenten behindert meist die chinesische Therapie und macht sie langwieriger. (pm)
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