Beliebtes Schmerzmittel: Ibuprofen kann womöglich der männlichen Fruchtbarkeit schaden
Erst kürzlich berichteten Wissenschaftler aus Dänemark über eine Studie, derzufolge Paracetamol zu verfrühter Unfruchtbarkeit bei Frauen führen kann. Offenbar kann noch ein weiteres Schmerzmittel die reproduktive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen: Laut einem internationalen Forscherteam kann Ibuprofen womöglich der männlichen Fruchtbarkeit schaden.
Rezeptfreie Schmerzmittel mit Nebenwirkungen
Bei leichtem Fieber schnell eine Paracetamol-Tablette eingenommen und bei Kopfschmerzen eine Ibuprofen geschluckt: Viele Menschen gehen davon aus, dass solche Schmerzmittel ungefährlich seien, weil sie frei verkäuflich sind. Doch so ein leichtfertiger Umgang mit vermeintlich harmlosen Mitteln kann gefährlich sein. Die gesundheitlichen Risiken solcher Präparate, wie etwa Magenbeschwerden, sind lange bekannt. Selbst das Risiko für einen Herzstillstand kann durch manche Mittel erhöht werden. Nicht bekannt war bislang allerdings, dass Ibuprofen womöglich auch die Fruchtbarkeit von Männern beeinträchtigen kann.
Beeinträchtigte Fruchtbarkeit durch Ibuprofen-Einnahme
Männer, die monatelang hohe Dosen von Ibuprofen einnehmen, könnten ein größeres Risiko für Fruchtbarkeitsprobleme und andere Gesundheitsprobleme wie Muskelschwund, erektile Dysfunktion und Müdigkeit haben.
Das hat ein internationales Forscherteam herausgefunden.
Die Studie, die im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht wurde, zeigte, dass die längere Einnahme des Medikaments die Produktion männlicher Sexualhormone störte.
Produktion männlicher Sexualhormone wird gestört
Laut einem Bericht der britischen Zeitung „The Guardian“ beobachteten die Forscher bei den gesunden Probanden zwischen 18 und 35 Jahren, dass das Medikament die Produktion männlicher Sexualhormone störte und zu einer Störung bei Männern führte, die als „kompensierter Hypogonadismus“ bezeichnet wird, ein Zustand, der normalerweise bei älteren Männern und Rauchern zu beobachten ist.
Bei den Studienteilnehmern, die zweimal täglich 600 mg Ibuprofen schluckten, stieg der Spiegel des sogenannten Luteinisierenden Hormons an. Dieses verwendet der männliche Körper, um die Produktion von Testosteron zu regulieren.
Den Experten zufolge deute der Anstieg darauf hin, dass das Medikament Probleme in bestimmten Zellen in den Hoden verursache und sie daran hindert, Testosteron zu produzieren, das natürlicherweise für die Produktion von Spermien benötigt wird.
Langzeiteinnahme könnte zu dauerhaft niedrigem Testosteronspiegel führen
Ärzte in Kopenhagen, die die Studie leiteten, erklärten, dass die Beeinträchtigung bei den Freiwilligen zwar mild und vorübergehend sei, sie befürchteten jedoch, dass die Langzeiteinnahme zu einem dauerhaft niedrigen Testosteronspiegel führen könne.
„Unsere unmittelbare Sorge gilt der Furchtbarkeit von Männern, die das Medikament über einen langen Zeitraum verwenden“, sagte David Møbjerg Kristensen von der Universität von Kopenhagen gegenüber dem „Guardian“.
„Diese Präparate sind gute Schmerzmittel, aber manche Menschen in der Gesellschaft nutzen sie, ohne sie als richtige Medikamente zu betrachten.“
Medikament nicht monatelang nehmen
Studienautor Bernard Jégou vom Französischen Nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung sagte, er sehe kein Problem bei Menschen, die Ibuprofen nehmen, um kurzfristig Schmerzen wie etwa Zahnschmerzen zu lindern, warnte jedoch davor, das Medikament monatelang zu nehmen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.
„Wir sind besorgt, insbesondere wegen gesunden Menschen die diese Medikamente nicht einnehmen müssen. Das Risiko ist größer als der Nutzen“, so Jégou.
William Colledge, Professor für Reproduktionsphysiologie an der Universität von Cambridge, der nicht an der Studie beteiligt war, meinte: „Es ist eine faszinierende Studie, die darauf hinweist, dass Männer vorsichtig sein sollten, wenn sie Ibuprofen in hohen Dosen über längere Zeit konsumieren.“
Zwar müssten die Ergebnisse noch in weiteren Studien bestätigt werden, er selbst mache sich aber einen Vorsatz: „Basierend auf diesen Daten würde ich persönlich sehr ungern Ibuprofen länger als die normalerweise auf dem Paket angegebenen 10 Tage einnehmen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.