Bundesinstitut für Arzneimittel befindet Schmerzmittel Paracetamol als sicher
17.09.2012
Das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) kommt nach einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass das umstrittene Schmerzmittel Paracetamol „sicher und wirksam“ sei. In einem aktuell veröffentlichten Bulletin schreibt das Institut, es lägen keine Hinweise auf „klinisch relevante Leberschäden unter therapeutischer Dosierung vor“.
Schmerzmittel wie Aspirin und Paracetamol werden in der Fachwelt kontrovers diskutiert. So warnte der Medizin- und Arzneimittelexperte Prof. Dr. Kay Brune von der Universität Erlangen unlängst vor den folgenschweren Nebenwirkungen, die auch bei normalen Dosen auftreten können. Ein solches Medikament würde seiner Ansicht nach „heute nicht mehr zugelassen werden“. Nicht einmal auf Rezept sollte das Analgetikum vertrieben werden, so Brune.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel sieht das völlig anders. In dem veröffentlichten Bulletin schreiben die Autoren, dass es keine Hinweise gebe, dass „relevante Leberschäden unter therapeutischer Dosierung auftreten“. Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) begrüßte die Entscheidung des BfArM. Der Sprecher Elmar Kroth hofft nun, „dass die zuletzt geführte Diskussion, die viele Patienten verunsichert hat, nunmehr ein Ende findet“. Jedes Jahr werden rund 50 Millionen Packungen mit dem Wirkstoff Paracetamol in Deutschland verkauft. Es ist damit das am meisten vertriebene Schmerzmittel.
Das Giftinformationszentrum fordert indes eine generelle Verordnungspflicht für Schmerzmittel. Jeden Tag ereignen sich Vergiftungen durch Überdosierungen, weil viele Patienten sich selbst gegen Schmerzen dosieren. In Großbritannien werden jedes Jahr rund 30.000 Patienten aufgrund einer Paracetamol-Vergiftung in eine Klinik eingeliefert. Von den behandelten Patienten sterben etwa 150 an den Folgen einer Überdosierung. In Deutschland ereigneten sich laut Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden insgesamt 16 Todesfälle (2010) durch ein Schmerzmittel, vier davon durch eine akute Paracetamol-Überdosierung. Kritiker gehen davon aus, dass die Dunkelziffer wesentlich höher liegt, da meist keine akuten sondern eher Langzeitfolgen zu erwarten sind. (sb)
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Bild: Andrea Damm / pixelio.de
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