Kombinierte Einnahme von Schmerzmittel und Magenschutz ist gefährlich für den Darm
Seit Jahren warnen Experten vor den gesundheitlichen Risiken durch Schmerzmittel. Forscher aus Österreich konnten nun zeigen, dass die kombinierte Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln und Magenschutz-Medikamenten den Darm schädigen. Um diesen zu schützen, wird ein weiteres Arzneimittel nötig.
Schmerzmittel mit gefährlichen Nebenwirkungen
Gesundheitsexperten weisen immer wieder auf die teils drastischen Nebenwirkungen von Schmerzmitteln hin. Erst kürzlich berichteten Wissenschaftler aus Dänemark über eine Studie, die zeigte, dass nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac und Ibuprofen das Risiko für einen Herzstillstand erhöhen. Patienten, die solche Schmerzmittel einnehmen, bekommen häufig zusätzlich Medikamente zum „Magenschutz“ verordnet. Diese Arzneimittelkombination schädigt jedoch den Darm, wie österreichische Forscher nun berichten.
Kombination mit Magenschutz schädigt den Darm
Millionen Menschen in Deutschland leiden an Gelenkerkrankungen wie Arthrose. Bei vielen von ihnen wirkt Bewegung wie radeln oder schwimmen lindernd.
Viele Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen und Schmerzen nehmen aber auch nichtsteroidale Antirheumatika ein, wie zum Beispiel den bekannten Wirkstoff Diclofenac.
Da diese Medikamente die Magenschleimhaut angreifen, wird häufig zusätzlich auch ein Protonenpumpenhemmer als „Magenschutz“ empfohlen. Diese Kombination schädigt jedoch den Darm, wie österreichische Forscher im Fachmagazin „Gastroenterology“ berichten.
Besiedelung des Dünndarmes mit unerwünschten Bakterien
Der klinische Pharmakologe Markus Zeitlinger und der Gastroenterologe Werner Dolak der MedUni Wien konnten in einer gemeinsamen Studie zeigen, dass diese Medikamenten-Kombination zu Entzündungen im Dünndarm führen kann.
„Antirheumatika können im gesamten Magen-Darm-Trakt zu Entzündungen führen, und Protonenpumpenhemmer beeinflussen die bakterielle Darmflora negativ, so dass eine Besiedelung des Dünndarmes mit unerwünschten Bakterien erfolgen kann“, heißt es dazu in einer Mitteilung der Universität.
Auf diese Weise geschieht eine ungesunde Beeinflussung des höchst individuellen Mikrobioms, das jeder Mensch aufweist.
Studienteilnehmer mussten kleine Kamera einnehmen
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, untersuchten die Wissenschaftler sechzig gesunde Probanden für einen Zeitraum von vierzehn Tagen, bei denen die medikamentös bedingten Reaktionen im Darm mittels bildgebender Kapselendoskopie überprüft wurden.
Bei diesem Verfahren wird eine kleine Kapselkamera geschluckt, die auf ihrem Weg durch den Magen-Darm-Trakt automatisiert Bilder aufnimmt und diese nach außen an einen tragbaren Datenrekorder sendet.
Die Bilder können dann am Computer analysiert werden, und die Kamera wird auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden.
Antibiotikum für den Darmschutz
Die Probanden wurden zunächst mittels Kapselendoskopie untersucht und dann in zwei Gruppen unterteilt.
Den Teilnehmern der einen Gruppe wurden die Wirkstoffe Diclofenac und Omeprazol als Magenschutz verabreicht und zusätzlich das Antibiotikum Rifaximin, das in Tiermodellen eine günstige Wirkung für den Darmschutz gezeigt hat.
Die andere Gruppe erhielt anstelle des Antibiotikums ein Placebo.
Zusätzliche Gabe von Antibiotikum schützt den Darm
Laut den Forschern wurden bei etwa einem Drittel aus der letzteren Gruppe nach zwei Wochen anhand einer weiteren Kapselendoskopie markante Entzündungen im Dünndarm festgestellt.
In der ersten Gruppe wiesen die Probanden signifikant weniger entzündliche Veränderungen auf, und wenn, dann waren diese weniger schwer.
Wie es in der Mitteilung der MedUni Wien heißt, konnte das Studienergebnis die These erhärten, dass die zusätzliche Gabe von Rifaximin den Darm schützt.
Als nächsten Schritt soll nun eine Studie erfolgen, die das Therapiekonzept an regelmäßigen Anwendern von Antirheumatika untersucht.
Einnahme nur bei ärztlicher Verordnung
Gesundheitsexperten warnen jedoch davor, Schmerzmittel dauerhaft einzunehmen. Selbiges gilt auch für Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) wie etwa Omeprazol.
So schrieb die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) vor kurzem in einer Pressemitteilung: „In jüngster Zeit mehren sich Hinweise, dass eine langfristige Einnahme von PPI mehr Nebenwirkungen verursachen könnte, als bislang bekannt.“
Aber: „In manchen Fällen ist auch ihr Einsatz als „Magenschutz“, also als Vorsorge von Magenblutungen, ausgelöst durch die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente wie Acetylsalicylsaure oder nichtsteroidale Antirheumatika, sinnvoll und wichtig“, erklärte DGVS-Experte Professor Dr. med. Matthias Ebert.
Grundsätzlich sollten solche Mittel nur eingenommen werden, wenn der Arzt sie verordnet hat und ihre Gabe wirklich notwendig ist. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.