Atemaussetzer können das Herz gefährden
27.02.2015
Schnarchen ist nicht nur für den Partner anstrengend, es verhindert häufig auch beim Betroffenen einen erholsamen Schlaf und kann zudem mit gefährlichen Atemaussetzern einhergehen. So haben Menschen, die an der sogenannten Schlafapnoe leiden, ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und Herzinfarkt. Die Nachrichtenagentur „dpa“ sprach mit Experten über Behandlungsmöglichkeiten.
Schnarchen kann mit gefährlichen Atemaussetzern einhergehen
Wenn nachts lautes Schnarchen im Schlafzimmer ertönt, ist für empfindliche Bettnachbarn nicht mehr an Schlaf zu denken. Ihnen helfen im Zweifelsfall Ohrstöpsel oder getrennte Schlafzimmer. Aber auch der Schnarcher selbst findet meist keine Erholung während des Schlafens. Die Folge sind chronische Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, weniger Lust auf Sex und Kopfschmerzen nach dem Aufwachen. Manchmal ist das Schnarchen sogar ein Hinweis auf ernsthafte gesundheitliche Probleme.
Beim Schnarchen beginnen das Zäpfchen und das Gaumengewebe zu flattern. Meist sind eine erschlaffte Zungen- und Rachenmuskulatur beim Einschlafen die Ursache des Geräuschs. In einigen Fällen sind aber auch anatomische Besonderheiten wie ein kleiner Unterkiefer, große Mandeln oder ein enger Rauchen Ursache des Schnarchens, erläutert Ingo Fietze vom Schlafmedizinischen Zentrum der Charité Berlin im Gespräch mit der Nachrichtenagentur. Er rät dazu, einen Schlafmediziner zu konsultieren, wenn der Schlaf dauerhaft keine Erholung mehr bringt oder der Bettnachbar Atemaussetzer beim Betroffenen bemerkt. In Frage kommen dann beispielsweise Lungenärzte, Internisten, Neurologen, Psychiater und HNO-Ärzte.
Schnarchen kann Hinweis auf Schlafapnoe sein
Es gibt zwei Arten des Schnarchens: Rhythmisches und unrhythmisches Schnarchen. Während bei ersterem das Zäpfchen bei jedem Atemzug flattert und das Schnarchen ungefährlich ist, kann unrhythmisches Schnarchen auf Schlafapnoe hinweisen, wie Michael Herzog von der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie gegenüber der Nachrichtenagentur erläutert. Bei der Schlafapnoe kommen das Geräusch und die gefährlichen Atemaussetzer durch eine Verengung (Obstruktion) der oberen Atemwege zustande. Die oberen Atemwege verschließen sich dann mehr als zehnmal pro Stunde für eine Dauer von mindestens zehn Sekunden. Durch solche Atemaussetzer sinkt der Sauerstoffgehalt im Gehirn. In der Folge erhöht sich der Herzschlag und der Schlaf wird leichter. Der Körper wird in eine Art Alarmzustand versetzt, ohne dass der Betroffene dies bewusst wahrnimmt. Meist kann er sich am nächsten Morgen nicht daran erinnern, fühlt sich aber unausgeschlafen und leidet an der typischen extremen Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwäche und Erschöpfung.
Menschen, die an Schlafapnoe leiden, erreichen über Monate oder länger nicht die Tiefschlafphase und haben ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall, Bluthochdruck und Herzinfarkt. Etwa fünf Prozent der Erwachsenen sind laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) vom obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom betroffenen. Deutlich mehr Menschen schnarchen: 30 bis 40 Prozent der 40-jährigen Männer und sogar rund 60 Prozent der 60-Jährigen verursachen allnächtlich einen zum Teil hohen Geräuschpegel. Frauen schnarchen Herzog zufolge nach der Menopause ähnlich oft wie die Männer in der Altersklasse.
Behandlungsoptionen von gefährlichem Schnarchen
Um die genaue Ursache des Schnarchens herauszufinden, steht dem Schlafmediziner die sogenannte Schlafendoskopie zur Verfügung. Dabei untersucht er den Patienten im nachgeahmten Tiefschlaf und versucht den Ursprung der Vibration zu identifizieren. Steht diese fest, kann die Behandlung erfolgen.
Bei der obstruktiven Schlafapnoe ist eine im Schlaflabor angepasste Maskenbeatmung die Standardtherapie. Durch die sogenannte pneumatische Schienung wird mittels kontinuierlicher Beatmung so viel Druck auf die oberen Atemwege ausgeübt, dass die Muskulatur im Schlaf nicht erschlaffen kann. Manche Patienten empfinden die Geräusche, die durch die „künstliche Beatmung“ entstehen, jedoch als sehr unangenehm. Auch die Maske selbst behindert viele beim ungestörten Schlafen.
Ein weiteres, relativ neues Verfahren ist der sogenannte Zungenschrittmacher, bei dem ein Neurostimulator unter die Haut leicht unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt wird. Ein Kabel, das zum Rippenbogen gelegt wird, überträgt die Bewegungen des Zwerchfells und somit die Atemfrequenz. Ein weiteres Kabel mit Elektrode führt zum Hypoglossus-Nerv, der die Aktivierung der Zungenmuskeln übernimmt. Beim Einatmen sendet der Zungenschrittmacher einen Impuls an den Zungennerv, so dass die Muskulatur in der Zunge angespannt und die Atemwege frei bleiben. Das Gerät wird mit einer Fernbedienung abends ein- und morgen wieder ausgeschaltet.
In seltenen Fällen kann auch eine Operation in Frage kommen, bei der beispielsweise das Gaumensegel gestrafft oder verkürzt wird. „Der Erfolg hängt aber von der Anatomie ab”, erläutert Fietze.
Protrusionsschiene kann Schnarchen verhindern
Beim ungefährlichen rhythmischen Schnarchen oder einer leichten Form der Schlafapnoe kann eine sogenannte Protrusionsschiene die Geräuschentstehung häufig verhindern, in dem sie den Unterkiefer in Position hält oder in nach vorne schiebt, um eine Verengung der Atemwege zu vermeiden. Zunächst sollte jedoch zahnärztlich abgeklärt werden, ob Zähne und Unterkiefer der Belastung durch die Schiene standhalten, rät Hartmut Rentmeister vom Allgemeinen Verband Chronische Schlafstörungen Deutschland gegenüber der Nachrichtenagentur.
Spezielle Rucksäcke oder Kleidung, in die im Rückenbereich Tennisbälle eingenäht sind, können zudem verhindert, dass sich der Schnarcher auf den Rücken dreht. Auch eine Hochlagerung des Oberkörpers um bis zu 30 Grad kann hilfreich sein.
Herzog zufolge sind etwa 90 Prozent der Schnarcher mit obstruktiver Schlafapnoe übergewichtig. „Viele haben nach dem Abnehmen kein Schlafapnoe-Syndrom mehr.“ (ag)
: Jörg Brinckheger / pixelio.de
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